Die Schweizer Banken sind nicht mehr ganz so optimistisch wie im Vorjahr. 81 Prozent der Institute konnten ihren operativen Geschäftsgang im Jahr 2015 steigern, wie aus einer Umfrage des Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young) hervorgeht. Im Vorjahr waren es allerdings noch 88 Prozent gewesen. Immerhin mussten lediglich 19 Prozent der Institute 2015 einen Rückgang im operativen Geschäft hinnehmen.

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«Das ist überraschend», sagte EY-Partner Patrick Schwaller am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Denn negative Zinsen, geopolitische Unsicherheiten und höhere regulatorische Anforderungen hätten eine andere Entwicklung erwarten lassen. Die Banken müssen auf ihre Einlagen bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ab einem gewissen Freibetrag einen Strafzins von 0,75 Prozent bezahlen. Zudem erschweren niedrige Zinsen, dass die Geldhäuser Erträge erwirtschaften.

Optimistisch, aber weniger stark

«Die Schweizer Banken haben die Hausaufgaben gemacht», sagte Schwaller. Die Inlandbanken würden vom Kreditwachstum der letzten Jahre profitieren. «Das generiert stabile Erträge», sagte Schwaller. Zudem hätten die Banken kaum Verluste im Kreditgeschäft erlitten. Darüber hinaus hätten sie noch die Preise erhöht, um den Margenrückgang zu stoppen. «Deshalb gehen wir davon aus, dass die Geschäftsabschlüsse der Banken für 2015 relativ solide sein werden, insbesondere im Inlandgeschäft», sagte Schwaller.

Gleichzeitig bleiben die Geldhäuser relativ optimistisch für die Zukunft, wenn auch weniger optimistisch als in der Vergangenheit. Noch 75 Prozent der Banken erwarten in den kommenden zwölf Monaten eine Verbesserung der Ergebnisse.

Im Vorjahr hatten noch 84 Prozent mit besseren Ergebnissen gerechnet. Insbesondere die Auslandsbanken und Privatbanken seien mit dem Geschäftsverlauf weniger zufrieden als auch schon, sagte Schwaller. Denn ihr grenzüberschreitendes Vermögensverwaltungsgeschäft sei wesentlich komplexer. Hier mache die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die SNB und die strengere Regulierung den Instituten zu schaffen.

Ein Drittel der Institute will Personal einstellen

Die Banken würden erkennen, dass der strukturelle Wandel nicht umsonst zu haben sei, sondern gezielte Investitionen erfordere. Dies zeige sich beim wachsenden Personalbedarf: Ein Drittel der Institute wollen in den nächsten zwölf Monaten neue Stellen schaffen. Dies sei der höchste Wert seit fünf Jahren. «Auch das ist überraschend, weil man überall hört, dass Personal abgebaut wird», sagte Schwaller.

Das dürfte aber ein kurzfristiges Phänomen sein. Vielmehr würden die Verlagerungen von Dienstleistungen an Drittanbieter und Effizienzsteigerungsprogramme mittelfristig dazu führen, dass Arbeitsplätze ausgelagert oder mit einer zunehmenden Automatisierung gestrichen würden, erklärte EY-Experte Olaf Toepfer.

Negativzinsen wollen nur wenige an die Kunden weitergeben

Die negativen Zinsen der SNB würden die Banken zwar unter Druck setzen, hiess es weiter. Dennoch wollten 70 Prozent der Institute davon absehen, ihren Privatkunden die Negativzinsen zu belasten. Mit gutem Grund: Eine allfällige Weiterbelastung würde wohl zusätzlich zu unerwünschten negativen Entwicklungen führen, erklärte EY-Partner Patrick Schwaller.

Lediglich 14 Prozent der Banken würden die Kleinkunden belasten, wenn die SNB die negativen Zinsen weiter erhöhen würde. Bei den Regional- und Kantonalbanken sei die Einführung von Negativzinsen überhaupt kein Thema. Bei den Privat- und Auslandsbanken zieht lediglich rund ein Viertel diesen Schritt in Erwägung, allerdings erst ab einem Freibetrag von 250'000 Franken.

Dutzende Banken könnten verschwinden

Die Konsolidierung in der Bankbranche dürfte sich beschleunigen. Nach der Beilegung des US-Steuerstreits würden die Übernahmerisiken abnehmen, sagte Toepfer. Damit werde es zu mehr Übernahmen kommen in den nächsten zwei Jahren. Das gelte insbesondere für Vermögensverwaltungsbanken.

«Seit 2010 sind über 60 Institute vom Schweizer Bankenmarkt verschwunden und über 200 Filialen geschlossen worden. Es ist zu erwarten, dass Dutzende weitere Banken die strukturelle Entwicklung nicht überstehen werden, weil sie zu wenig Kraft für die notwendige Weiterentwicklung aufbringen können», erklärte Toepfer. Alleine 2014 hätten 8 Banken ihre Lizenz zurückgegeben. 2015 waren es 5 Institute.

Für die Studie wurden 120 Banken in der Schweiz befragt. Die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS gehörten nicht dazu.

(sda/jfr)