«Soll ich dir mal meine Markensammlung zeigen?» Der Spruch funktioniert längst nicht mehr. Zwar zeigt sich die Post ungewöhnlich kreativ darin, der ollen Briefmarke ständig neues Leben einzuhauchen. Aber Wachstum wird heute im Bereich der elektronischen Frankierung erzielt, 2011 etwa legte das Online-Tool WebStamp 40 Prozent Umsatz zu. Die Zahl der adressierten Briefe hingegen nimmt Jahr für Jahr ab. Briefmarkensammeln ist bestenfalls noch ein Hobby der Generation AHV; europäische Sammler ächzen ausserdem unter dem starken Schweizer Franken.

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Nun gibt der gelbe Riese der Schweiz Gegensteuer – in Fernost: Erstmals nimmt dieser Tage eine kleine Delegation der Schweizer Post an der Beijing International Stamp & Coin Exhibition teil, der wichtigsten Briefmarkenmesse Chinas. Ein Stand soll mit Heidi, Alphorn und Weinverkostung Lust auf Vielzackiges made in Switzerland machen. Konzernchefin Susanne Ruoff plant offensichtlich, chinesische Markensammler zu generieren.

Mit guten Chancen, sagen die Philatelie-Profis aus Liechtenstein, die zum dritten Mal an der Pekinger Messe antreten: «China ist ein interessanter Markt. Wir schätzen, dass es dort rund 30 Millionen Briefmarkensammler gibt», sagt Norbert Hasler, Bereichsleiter Philatelie der Liechtensteinischen Post. Die Märkler aus dem Ländle haben einen Fuss im Riesenreich; gemäss Hasler beschäftigt man in China eine Key-Account-Betreuerin und gründete 2011 in Shanghai und Peking Sammlervereine, die je 200 Mitglieder zählen: «Der Markt für Briefmarken ist in Europa schrumpfend, während in China ein erhebliches Potenzial erkennbar ist.»

Möglicherweise funktioniert dort sogar noch der Trick mit dem Herzeigen der Markensammlung. Briefmarkensammeln sei in China ein Prestigehobby, weiss Hasler. Was zu einer deutlich jüngeren Klientel führe: «Wir rechnen mit Kunden um 40 plus.»

Andreas Güntert
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