Robert Rebmann ist sei über 30 Jahren im Computergeschäft. Seit 2,5 Jahren handelt er mit gebrauchten Grossrechnern und Massenspeichern. Das Geschäft läuft prächtig: Statt den angepeilten 2 Mio Fr. Jahresumsatz setzt Rebmanns im laufenden Jahr rund 3 Mio Fr. um. Seiner Firma Ramsys aus Pfäffikon SZ kommt die gegenwärtige Investitionshemmung entgegen: Viele Unternehmen haben momentan schlicht nicht die Mittel, 1 Mio Fr. und mehr für einesfabrikneues Hochleistungsrechensystem der Mainframe-Klasse hinzublättern.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Stattdessen setzen sie lieber auf gebrauchte Ware. Ein S/390-Mainframe von IBM, der Bugatti unter den Computern, wechselt bereits ab 50000 Fr. den Besitzer. Der Käufer spart so rund 950 000 Fr. Im Unterschied zu Autos zeigen Rechner vergleichsweise geringe Verschleisserscheinungen. Im Gegenteil: Ein gewisses Alter hat sogar Vorteile. Ist eine Maschine seit einem Jahr im Betrieb, so läuft sie meist stabiler als ein fabrikneues Gerät, das oft ein monatelanges Tuning durchlaufen muss, bis es den Job perfekt verrichtet. Rebmann verkauft nicht einfach Mainframes und überlässt die Käufer ihrem Schicksal. Die Firma Topserv, an der Rebmann beteiligt ist, übernimmt sämtliche Dienstleistungen, die bei der Implementierung, Konfiguration und Wartung eines Grosssystems anfallen.

Banken und der Staat rümpfen Nase

Dem Kauf eines Occasions-Rechners kann somit bedenkenlos zugestimmt werden. Und IT-Einkäufer aus den meisten Branchen wissen die Vorteile der Altware auch zu schätzen. Doch es brauchte viel Überzeugungsarbeit, bis Rebmann den eitlen IT-Chefs in den Unternehmen die Occasionen schmackhaft machen konnte. Die beiden letzten Bastionen, die es zu knacken gilt, sind die Banken und staatliche Behörden. Diese haben bisher immer die Nase gerümpft, wenn ihnen Altware angepriesen wurde.

Aufgrund des massiven Kostendrucks scheint diese Luxushaltung endlich einer pragmatischeren Sicht zu weichen. Rebmann verkauft Occasions-Mainframes mittlerweile auch in die IT-Abteilungen der beiden Schweizer Grossbanken.

Schwieriger zu knacken ist der Staat. In Bern hält man nach wie vor nichts von Grossrechnern aus zweiter Hand. «So werden Steuermillionen verschleudert», sagt Rebmann. Der Hauptgrund, warum sich die staatlichen Einkäufer so schwer tun mit Edelschrott, sind die umständlichen Ausschreibungsprozeduren, die es laut Rebmann nahezu verunmöglichen, mit einer günstigen Occasion mitzutun.

Das Argument, dass Second-Hand-Geräte ein sicherheitstechnischers Risiko darstellen, lässt Rebmann für Grossrechner nicht gelten. Da sie nur Daten verarbeiten und per se keine Daten speichern (die Daten lagern in eigenständigen Speichersystemen), können böswillige Erstbesitzer auch keine versteckten Spürprogramme und dergleichen einbauen. Wenn also ein Sicherheitsrisiko bestehe, dann nur bei den Speichersystemen, so Rebmann.

Mehr Risiko beim PC

Anders sieht das Risiko bei den PC-Systemen aus. Weil dort Speicher und Datenverarbeitungs-Komponenten in einer Kiste untergebracht sind, müssen die Altdaten zwingend und unter grossem Aufwand von den Harddisks gebannt werden. Ein ganzes Dienstleistungspaket rund um die Überholung von PC-Systemen hat die COS Remarketing AG geschnürt, eine Tochter der COS-Computerdistributions- und Handelsunternehmen.

Markus Rosenthal, der zuständig für die europaweiten Operationen ist, glaubt, dass das Occasionsgeschäft mehr umfasst als den schnellen Verkauf ausrangierter Computer-Hardware. So sei ebenso wichtig, dass Unternehmen, die ihre PC-Flotte überholen und ihre alten Kisten entsorgen wollen, die Gewissheit haben, dass keine geheimen Firmendaten aus dem Unternehmen gelangen. COS Remarketing AG unterhält in Birmensdorf deshalb ein Verarbeitungszentrum, wo die Rechner erst sauber gelöscht und getestet werden, bevor sie in den Second-Hand-Markt gelangen.

Auch für Blumenthal hat die Wirtschaftsflaute einen Einfluss auf den Geschäftsgang. So hat die Investitionshemmung dazu geführt, dass sich das Angebot an Alt-PC in den letzten Monaten verknappt hat. «Weil viele Firmen mit dem Austausch der Hardware zuwarten, verknappt sich das Angebot, und für uns wird es immer schwieriger, an attraktive Geräte heranzukommen.» Ausserdem hat sich der Lebenszyklus der Maschinen aufgrund der technischen Entwicklung von bisher 3 Jahren auf 31/2 bis 4 Jahre verlängert. Fürs laufende Jahr rechnet Blumenthal bei einem Umsatz von 25 Mio Fr. mit einem Volumen von 40000 Desktop-Systemen, zu denen neben PC auch Printer, Monitore und kleinere Server zählen. Mit den Niederlassungen in Deutschland, Frankreich und Britannien setzt COS Remarketing in Europa total 100000 ab. Die Geräte werden meist nach Spanien, Portugal und nach Osteuropa geliefert.

Total wird der europäische Markt für Gebrauchtrechner auf 6 Mrd Euro geschätzt, davon entfallen 2 Mrd auf den Remarketing-Sektor, also in den gewerbsmässigen Handel mit Occasionen. Der Löwenanteil wird also über den privaten Kanal abgesetzt.