Das Motto von Serto ist klar: «Wir halten dicht!» Bei der Thurgauer Spezialistin für Rohrverbindungen ist diese Aussage auch kein leeres Marketingversprechen, sondern eine in der Praxis erprobte Tatsache. Schon Jacques Piccard hat sich 1960 auf Serto-Verschraubungen verlassen, als er mit seinem U-Boot in 11000 m Tiefe tauchte. Ob auch sein Enkel Bertrand auf der Weltumrundung im Heissluftballon auf Produkte aus Aadorf vertraute, kann CEO Umberto Dünki aber nicht sagen: «Der Weg der Standardprodukte kann oft nicht verfolgt werden – wir wissen nicht zwingend, in welche Apparate oder Maschinen sie eingebaut werden.» Als passionierter Segelflieger setzt der Firmenchef selbst auch auf die hauseigenen Verbindungen, die ihm bei seinen Alpenrundflügen den lebenswichtigen Sauerstoff ins Cockpit befördern.

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Gesucht: Spezialanfertigungen

Neben den Standardprodukten, die Serto im Sortiment führt, konzentriert sich das Unternehmen auf anspruchsvolle Spezialanfertigungen. Dabei baut es auf eine weltweit einzigartige Erfindung: Die radial montier- und demontierbare Rohrverschraubung. «Mit herkömmlichen, genormten Rohrverbindungen lassen sich Rohre nicht ohne gewaltsames Verbiegen oder Verschieben verbinden», erklärt Dünki anhand von Anschauungsmaterial, das in seinem Büro zahlreich vorhanden ist. Dem Erfindungsgeist des Firmengründers Edmund Gressel sei die Serto-Lösung zu verdanken, bei der die Grundteile der Verschraubung nicht ins Rohr hinein, sondern mittels Klemmring an das anschliessende Rohr verbunden werden. Was Monteuren auf der ganzen Welt ihre Arbeit erleichtern soll.

Enge Zusammenarbeit

«Wer hunderttausend Stück braucht, ist bei uns an der falschen Adresse», umschreibt Dünki die Unternehmensstrategie. Wer zu Serto komme, habe meist spezielle Anforderungen und Wünsche. Viele Serto-Produkte sind nicht normiert und bewegen sich daher fast ausschliesslich im hochpreisigen Sektor. Die Zusammenarbeit mit den Kunden ist sehr eng, oft wird auch in der hauseigenen Forschungsabteilung mitgetüftelt. Dünki räumt ein, dass sich nicht jede Anstrengung bezahlt mache: «Manchmal wird Zeit und Energie in ein Kundenprojekt investiert, das schliesslich doch nicht realisiert wird.» Dies sei ein Risiko, meint er, aber letztlich auch eine spannende Herausforderung.

Im Gespräch wird bald klar, dass der gelernte Maschinenbau-Ingenieur, der auch über eine Weiterbildung in Betriebswirtschaft der Uni St. Gallen verfügt, sich für Routinearbeiten kaum begeistern kann. «Nicht Probleme sind gefordert, sondern Lösungen», steht auf einem Plakat im Treppenhaus der Fabrik – und Dünki vermittelt den Eindruck, als hätte er es gleich eigenhändig montiert.

Überraschende Kunden

Dass Serto in der Lage ist, Lösungen zu produzieren, zeigt sich daran, dass die Firma stetig gewachsen ist, obwohl in den letzten Jahren auch wichtige Kundensegmente weggebrochen sind, wie etwa die Schweizer Textilmaschinenindustrie oder der Sanitärbereich. «Dort geht es längst nur noch mit Billigprodukten», kommentiert Umberto Dünki. Man müsse die Augen offen halten und wach sein. Auf diese Weise sei Serto zu neuen Kunden gekommen, an die gar niemand gedacht habe, zum Beispiel Kaffeemaschinenhersteller oder Fischfarmen.

Serto-Produkte besitzen eine fast schon beneidenswerte Anwendungsbreite, wie nicht zuletzt der Blick in die Kundenlisten zeigt: Von Halbleiterproduzenten über Schienenfahrzeugbauer, vom grossen französischen Rüstungskonzern bis zum kleinen Thuner U-Bootbauer – kaum eine Branche, in der sich die Rohrverbindungen nicht einsetzen liessen.

Management-Buyout im Januar

Dünki und seine Management-Kollegen, die das Unternehmen vor zwei Monaten durch ein Management-Buyout von der ehemaligen Besitzerfamilie kauften, haben Grosses im Sinn: «Wir sind in der Vergangenheit langsam gewachsen, jetzt wollen wir Gas geben.»

Auf der Betriebsbesichtigung ist es dementsprechend nicht ganz einfach, dem CEO zu folgen, der in grossen Schritten durch die Gänge eilt, sichtlich gut gelaunt nach rechts und links grüsst und die offensichtlichen Platzprobleme so erklärt: «Im letzten Jahr sind wir personell um 10% gewachsen.» Ob alle mit dem vorgelegten Tempo klar kommen? Und mit einer Unternehmensstrategie, bei der konsequent ausgelagert wird, was nicht wertschöpfend ist, und verbessert werden soll, was bisher nur gut war? «Die Mitarbeitenden halten viel aus und machen vieles mit – solange man sie richtig informiert», erklärt Dünki seine Führungsphilosophie.

Nach einem Moment des Nachdenkens fügt er aber hinzu: «Aber als Chef muss man auch richtig voraus gehen. Wasser predigen und Wein trinken – das geht nicht.» Im Lager schliesslich gerät der Chef ins Schwärmen: «Dieses Bauteil geht …. wow, nach Finnland!»

freut er sich mit ansteckender Begeisterung. Die kleine Nische und die grosse Welt – Serto verbindet auch solche Gegenpole gekonnt.

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Name: Serto-Gruppe, Aadorf TG

Gründung: 1952, Management-Buyout im Januar 2007

Führung: Umberto Dünki

Umsatz: 60 Mio Fr.

Beschäftigte: 180

Produkte: Rohrverbindungen, Ventile, Schläuche, Kupplungen

Internet: www.serto.com