Selbst der Verwaltungsrat fiel aus allen Wolken, als die Hausbank der Familie von Finck die Milliardentransaktion bekannt gab: 960 000 SGS-Aktien, 12,7 Prozent des Kapitals, würden breit im Markt verkauft, liess die Credit Suisse Anfang Februar wissen. Damit fliessen 2,3  Milliarden Franken in die Kasse der Familie. Fast 25 Jahre hatte der Clan dem Genfer Warenprüfkonzern als Grossaktionär die Treue gehalten – und nun aus heiterem Himmel der fast vollständige Rückzug.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

In Sachen Information hat der 89-jährige Clanchef und Baron August von Finck, genannt «Gustl», allerdings schon seit jeher seinen eigenen Stil. Als er 1990 das deutsche Bankhaus Merck Finck & Co., Grundlage des Milliardenvermögens der Familie, an die britische Barclays verkaufte, überging er dabei selbst seinen mithaftenden Gesellschafter Adolf Kracht: Derlei könne er doch nicht vorweg «mit dem Portier oder einem Herrn Kracht besprechen», liess der Baron wissen.

Schon vor rund zehn Jahren hatte die verschwiegene Familie sich von einer grossen Tranche ihrer SGS-Beteiligung getrennt und den Anteil von 25 auf rund 15 Prozent reduziert – auch damals überraschend und auch damals durch eine Platzierung am Markt. Die jüngste Transaktion geschehe vor dem Hintergrund einer «langfristigen Investitionsstrategie und Vermögensplanung», gab die Credit Suisse in der Mitteilung bekannt.
Was damit gemeint ist, haben enge Vertraute der Familie BILANZ verraten: Es geht um nichts anderes als die Strukturierung des Milliardenvermögens für die Weitergabe an die nächste Generation.

In der Liste der 300 Reichsten von BILANZ rangiert die Familie von Finck mit einem Gesamtvermögen von 6 bis 7 Milliarden Franken. Das SGS-Paket im Gesamtwert von rund drei Milliarden Franken macht dabei also fast die Hälfte aus. «Schon eine sehr massive Ballung», so ein Insider. Dieser Brocken sollte nun gezielt in kleinere Stücke gespalten werden. Denn der Baron hat vier Kinder. Und alle sollen dereinst gleich viel erhalten. Der in SGS-Aktien kumulierte Wert war für eine solche Verteilung schlicht zu unpraktisch.

Erik Nolmans
Erik NolmansMehr erfahren