Frischgebackene Akademiker streben auf der Suche nach dem Berufseinstieg vor allem nach Sicherheit. Das zeigt das Absolventenbarometer 2013, das das Berliner Trendence Institut ermittelt hat und über das die «Handelszeitung» in ihrer neuen Ausgabe berichtet. Banken und Versicherungen haben als Arbeitgeber an Attraktivität verloren. Gründe sind der Umbruch in der Finanzbranche und der Jobabbau.

Bei den Wirtschaftswissenschaftern steht dennoch die Credit Suisse auf dem ersten Platz der beliebtesten Arbeitgeber, gefolgt von UBS, Google, Nestlé und Pricewaterhouse Coopers. Es besteht in der Schweiz zwar immer noch ein grosses Interesse am Bankensektor, ein «gewisser Negativtrend» sei jedoch auszumachen, sagt Christian Plothe, Geschäftsführer des Staufenbiel Instituts für Personalmarketing und Stellensuche. Vom Rückgang in der Beliebtheit der Finanzbranche sind praktisch alle Banken betroffen – von Credit Suisse und UBS auf den vordersten Plätzen über die Schweizerische Nationalbank bis hin zu den Banken im mittleren und unteren Feld wie etwa Raiffeisen oder Goldman Sachs. Diese Entwicklung spiegelt die Befürchtungen vieler Jungakademiker.

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Bei den Ingenieurwissenschaften herrschen andere Vorlieben als bei den Wirtschaftern. Nach Google folgen bereits ABB, Novartis und IBM. Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen sich bei den Ingenieuren vor allem darin, dass Frauen sich eher zu einem der grossen Pharmakonzerne Novartis und Roche hingezogen fühlen als Männer.

Sicherheitsdenken der Akademiker

Bei den Ingenieuren folgt auf Rang 5 bereits die Bundesverwaltung. Überraschend mutet das gute Abschneiden der Bundesverwaltung auch bei den Wirtschaftern an (Rang 6). Der Grund liegt im neuen Sicherheitsdenken der jungen Akademiker, wie das Team von Staufenbiel Institut vermutet: «Öffentliche Arbeitgeber wie die Bundesverwaltung stehen für Solidität und Beständigkeit und können mit sicheren Arbeitsplätzen punkten, auch die SBB legt stark an Beliebtheit zu.» Denn die heutigen Wirtschafts- oder Ingenieurwissenschaften sehen ihre berufliche Zukunft nicht mehr wie in früheren Jahren automatisch als gesichert an. «Noch nie waren die Schweizer Studierenden so pessimistisch. Sie rechnen mit einem recht hohen Aufwand für die Jobsuche», beobachtet Christian Plothe.

27 Bewerbungen für den ersten Job

Frischgebackene Wirtschaftsfachleute gehen davon aus, mehr als 27 Bewerbungen schreiben und 4,3 Monate einen Job suchen zu müssen. 2012 glaubten sie noch, mit 17 Bewerbungen in drei Monaten Suchzeit unter Dach sein zu können. Selbst die «High Potentials», die besten 20 Prozent der Studierenden gemäss akademischer Leistung und Praxiserfahrung, rechnen mit höheren Hürden und doppelt so vielen Bewerbungen wie im Vorjahr. Ingenieure und IT-Fachleute wollen 20 Bewerbungen schreiben statt 11,3 und 3,7 Monate suchen statt 2,8. Selbst die Bestqualifizierten unter den Ingenieuren rechnen mit einer Verdoppelung der nötigen Bewerbungen bis zum ersten Job.

Es überrascht kaum, dass attraktive Aufgaben und gute Karrieremöglichkeiten obenaus schwingen, wie fachliche und persönliche Weiterbildung. Für zukünftige Arbeitnehmer sind aber auch ein «guter Führungsstil», Wertschätzung am Arbeitsplatz sowie freundliche Arbeitskollegen, gefolgt von guter Work-Life-Balance, wichtig.