Der Fall von René Benko (46) erreicht neue Tiefen: Der österreichische Immobilieninvestor hat einen Eigenantrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, wie eine Sprecherin des Landesgerichts Innsbruck der Nachrichtenagentur APA am Donnerstag bestätigte. Das Landgericht von Benkos Heimatstadt wird voraussichtlich in den kommenden Tagen über den Antrag des tief gesunkenen Unternehmers befinden. 

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Die Insolvenz hatte sich schon abgezeichnet: Anfang Jahr hatte die Finanzprokuratur, die als Anwältin des österreichischen Staates agiert, einen Insolvenzantrag gegen Benko gestellt. Offenbar schuldet der einstige Multimillionär der Staatskasse zwei Millionen Euro. Als Einzelunternehmer haftet er mit seinem Gesamtvermögen. Daraus lässt sich schliessen: Der Selfmademan, der es ohne Schulabschluss oder Startkapital zum Milliardär schaffte, ist mittlerweile auch als Privatperson zahlungsunfähig. 

Die Pleite seiner Signa-Gruppe treibt also den einst gross gefeierten Unternehmer wohl auch als Privatperson in den Ruin. Breitgetretener Beleg seines Niedergangs war die Versteigerung seiner Memorabilien im Februar. Bis Anfang März musste der Palais Harrach, Benkos Machtzentrale in Wien, geräumt sein. Deshalb kam das gesamte Interieur des gestrauchelten Signa-Milliardärs unter den Hammer.

Auf der eiligen Suche nach frischem Kapital für seine marode Signa-Gruppe verscherbelte Benko im vergangenen November auch Teile seiner Kunstsammlung. Laut Medienberichten soll er unter anderem das Bild «L'Étreinte» von Pablo Picasso sowie ein Selbstporträt des Künstlers Jean-Michel Basquiat verkauft haben.

Opulente Büroräume, exquisite Kunstsammlung: René Benko lebte vor den Finanzproblemen seiner Signa-Gruppe auf grossem Fuss. Wie sehr, legte der am Mittwoch gestartete Untersuchungsausschuss in Österreich zu den Corona-Wirtschaftshilfen und möglicher Bevorzugung von Milliardären zutage. Aus Benkos Einkommenssteuererklärung für 2019 geht laut dem Medienportal heute.at hervor, dass der frühere Immo-König damals von seiner Signa Holding ein Jahressalär von 25,9 Millionen Euro kassiert hatte.

Julius-Bär-CEO stolperte über Benko-Kredite

Der Kollaps der von Benko gegründeten Signa Holding gilt als grösste Firmenpleite in der Geschichte Österreichs – mit Auswirkungen für die Schweiz. So ist dessen verzweigtes Firmenkonstrukt auch Mitbesitzer der Schweizer Warenhaus-Kette Globus. Deren Zukunft ist ungewisser den je. Bislang gab es die Hoffnung, dass die Central Group aus Thailand, die 50 Prozent an Globus hält, ihre Anteile aufstocken und den maroden Partner Signa auskaufen könnte. Nun sind die Immobilien der Globus-Gruppe auf einer Verkaufsliste mit Luxus-Immobilien aus dem ehemaligen Benko-Imperium aufgetaucht. 

Signa-Verwicklungen führten auch zu einem CEO-Abgang auf dem Schweizer Bankenplatz. Philipp Richenbacher musste Anfang Jahr als Chef von Julius Bär abtreten, weil er wenig solide besicherte Kredite über 606 Millionen Franken an Benko gewährte. Zudem haben mehrere Kantonalbanken, die Migros Bank und Vontobel aktuell noch einigermassen gesicherte Kredite an den österreichischen Immobilienmann vergeben. 

Michael Hotz
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