Der Chef der Börsenbetreiberin und Finanzdienstleisterin SIX nimmt den Hut: Auf Ende des Jahres wird Urs Rüegsegger die operative Verantwortung abgeben, teilte die SIX am Mittwoch in einem Communiqué mit.

Der 55-jährige wird dann beinahe zehn Jahre im Amt gewesen sein. Sein Start Anfang 2008 fiel genau in die Finanzkrise. Damals war die Grossfusion von Schweizer Börse SWX, dem Finanzdienstleister Telekurs und der Abwicklungsgesellschaft SIS beschlossen worden und Rüegsegger auserkoren, diese durchzuführen. Zuvor war er Chef der St. Galler Kantonalbank gewesen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Erfolgreich vereint

Seit der Grossfusion habe Rüegsegger das neu entstandene Finanzdienstleistungsunternehmen SIX erfolgreich geführt, hiess es im Communiqué. Die Neuausrichtung der zwei Geschäftsbereiche Finanzinformationen und Zahlungsdienstleistungen sei gelungen.

Der Umsatz konnte deutlich ausgebaut werden trotz Finanzkrise und der Verkäufe der Beteiligungen an der Terminbörse Eurex und dem Indexunternehmen Stoxx.

Lukrative Verkäufe

Von 1,35 Milliarden Franken im Geschäftsjahr 2008 kletterte der Umsatz auf 1,84 Milliarden Franken im Jahr 2016. Operativ hat sich die SIX ebenfalls gut gehalten, auch wenn die Gewinnzahlen nach einem Wechsel des Rechnungslegungsstandards und diversen Verkäufen von Geschäftsbereichen schwierig vergleichbar sind.

Einerseits wurde das damalige Ziel von 1,5 Milliarden Franken Umsatz übertroffen. Andererseits wurde das Betriebsgewinnziel von 480 Millionen Franken nicht erreicht. Allerdings hat die SIX mit den Beteiligungen an der Terminbörse Eurex und dem Indexunternehmen Stoxx auch Bereiche verkauft, die viel Geld in die Kassen gebracht hatten.

Seit dem Jahr 2008 habe die SIX über 1,6 Milliarden Franken Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet. Um zu sparen, wurden immer wieder Stellen gestrichen. Die Börsenbetreiberin und Finanzdienstleisterin ist im Besitz von rund 130 Banken.

Alleine besser fahren

An der Fusionswelle unter den verschiedenen Börsen hielt sich die SIX schlussendlich heraus, auch wenn Rüegsegger immer wieder mal Interesse an der Übernahme eines ausländischen Handelsplatzes angemeldet hatte.

«Unsere Aktionäre waren überzeugt, dass unser aktuelles Geschäftsmodell das bessere ist. Wir sind damit besser gefahren», sagte Rüegsegger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Andere Börsenbetreiber hätten grössere Achterbahnfahrten mitmachen müssen.

Im seinem letzten Geschäftsjahr sei die SIX gut unterwegs. «Wir sind optimistisch, dass wir 2016 bei Umsatz und Gewinn nochmals übertreffen können», sagte er. Im vergangenen Jahr hatte die SIX einen Umsatz von 1,84 Milliarden und einen Betriebsgewinn von knapp 300 Millionen Franken erreicht.

Suche nach Nachfolger kann anlaufen

Als Grund für seinen Rücktritt nannte Rüegsegger seine Amtszeit. Acht bis zehn Jahre seien eine gute Dauer für einen Konzernchef. Danach laufe man Gefahr, sich in eingeschliffenen Bahnen zu bewegen. Jetzt sollen neue Leute ans Ruder. «Das ist der einzige Beweggrund für meinen Rücktritt.» Es gebe keinen externen Anlass.

Mit der frühzeitigen Ankündigung des Rücktritts solle sichergestellt werden, dass genügend Zeit für die Suche nach einem Nachfolger und die Übergabe der Aufgabe bleibe, schrieb die SIX weiter: «Der Verwaltungsrat dankt Urs Rüegsegger für seinen grossen Einsatz.»

Ein Börsenmandat wird bleiben

Nach über 17 Jahren in Chefpositionen wolle der Ostschweizer einen neuen beruflichen Lebensabschnitt beginnen. «Ich will kein exekutives Mandat mehr», sagte Rüegsegger. Als selbstständiger Wirtschaftsberater werde er Beratungs- und Verwaltungsratsmandate wahrnehmen. So bleibe er stellvertretender Verwaltungsratspräsident des Weltbörsenverbandes (WFE).

Von Winzlingen und Exoten – Die Zwergbörsen dieser Welt:

 

(sda/jfr)