Die Schweizer Textil- und Bekleidungsindustrie leidet seit Jahren. Auch 2016 waren die Wertschöpfung und die Exporte rückläufig, wie der Branchenverband Swiss Textiles am Dienstag informierte. Ein Lichtblick sind die «smart textiles».

«Der Strukturwandel schreitet ungebremst voran», sagte Swiss-Textiles-Direktor Peter Flückiger bei der Präsentation der Jahreszahlen in St. Gallen. Der Verband vertritt 200 Unternehmen mit 13'000 Mitarbeitenden in der Schweiz und 50'000 Angestellten im Ausland.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zusatzeffekt durch den starken Franken

Die Wertschöpfung der Textil- und der Bekleidungsindustrie in der Schweiz brach 2016 um über 5 Prozent ein und betrug noch 908 Millionen Franken. Die Textilexporte gingen um 2,9 Prozent zurück auf 1,06 Milliarden Franken. Die Bekleidungsexporte betrugen noch 720 Millionen Franken (-1,4 Prozent).

Die Abnahme der industriellen Produktion hat laut Swiss Textiles damit zu tun, dass sich «die Branche stark internationalisiert und spezialisiert hat». Firmen, die sich entsprechend positionierten, seien erfolgreich, sagte Flückiger. Der starke Schweizer Franken habe den Wandel beschleunigt.

Der «Zalando-Effekt»

Die Branche spürt auch den «Zalando-Effekt»: Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer kauften Kleider online, insbesondere im Ausland. Und sie bestellten mehr als sie brauchten, wie die hohe Zahl der Warenrücksendungen in den Statistiken der eidgenössischen Zollverwaltung zeigten.

Vom Rückgang waren aber nicht alle Produktgruppen betroffen. Firmen, die auf technische Textilien wie Bänder, beschichtete Stoffe, Seile, Seile, Heimtextilien oder chemische Garne setzen, konnten damit ihre Exporte steigern. Anwendungen für «smart textiles» finden sich in Medizin, Transport, Architektur und Bau, Schutz und Sport.

Nischenprodukte robuster

Es scheine, dass bei Anbietern von textilen Spezialitäten 2016 bereits eine Erholung oder ein Umschwung eingesetzt habe, sagte Flückiger. Die Nischenprodukte seien weniger wechselkurs- und preissensitiv als Standardprodukte.

Auch für 2017 sieht der Swiss-Textiles-Direktor viele Unsicherheitsfaktoren, etwa den «Brexit», die Geldpolitik der europäischen Zentralbank oder den von den USA ausgehenden Protektionismus. Das erste Quartal widerspiegle diese Unsicherheiten, auch wenn viele Unternehmen die Geschäftslage positiver beurteilten, sagte Flückiger.

(sda/jfr)