Kleines Quiz gefällig? Also gut: Welches ist die grösste Uhrenmarke der Welt? Nein, es ist nicht Rolex. Bei weitem nicht. Es ist Apple. Der amerikanische Tech-Konzern hat letztes Jahr mit seinen Uhren gemäss Schätzungen von Morgan Stanley und Luxeconsult etwas über 11,7 Milliarden Dollar umgesetzt, mehr als doppelt so viel wie Rolex mit 5,2 Milliarden.

Zweite Frage: Welches ist der grösste Uhrenkonzern der Welt? Nein, es ist nicht die Swatch Group. Bei weitem nicht. Es ist Apple. Swatch Group setzte letztes Jahr nur mit Uhren geschätzte 7,2 Milliarden Dollar um. Und Apple eben die erwähnten 11,7 Milliarden.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der kometenhafte Aufstieg von Apple in den Olymp der globalen Uhrenindustrie spiegelt den Siegeszug von Smartwatches. Er nahm seinen Anfang mit der Lancierung der ersten Apple Watch vor fünf Jahren. Und er setzt sich fort, selbst in Zeiten der Krise.

Im ersten Quartal wurden fast 14 Millionen Smartwatches verkauft

Wie neue Zahlen der Marktforschungsfirma Strategy Analytics zeigen, stieg die Zahl der weltweit verkauften Smartwatches im ersten Quartal 2020 verglichen mit der Vorjahresperiode um 20,2 Prozent. Von Januar bis März 2020 wurden 13,7 Millionen Smartwatches verkauft. Das sind 2,3 Millionen Uhren mehr als von Januar bis März 2019.

Marktführer Apple steigerte seinen Marktanteil mit einem Wachstum von fast 23 Prozent auf nunmehr 55,5 Prozent. Samsung als Nummer 2 wuchs um bloss 12 Prozent und verlor damit Marktanteile. Die Koreaner kommen nun auf 13,9 Prozent.

Die Konkurrenz förmlich stehen gelassen hat im ersten Quartal allerdings die Nummer 3 des Marktes: Garmin. Das von Schaffhausen aus geführte US-Unternehmen legte um gut 37 Prozent zu und beherrscht nun 8 Prozent des Marktes (siehe Grafik unten).

Woody Oh von Strategy Analytics erwartet vorerst kein Ende des Booms: «Smartwatches haben weiterhin ausgezeichnete langfristige Aussichten, da jüngere und ältere Menschen in einer Welt nach dem Virus gesundheitsbewusster werden. Smartwatches können lebenswichtige Gesundheitszeichen, wie zum Beispiel den Sauerstoffgehalt im Blut, überwachen; die Aussicht, sich einen virtuellen Gesundheitsassistenten ans Handgelenk zu schnallen, wird vielen Konsumenten ein gutes Gefühl geben.»

Klar aber ist auch für Oh, dass das Wachstum im zweiten Quartal 2020 eine tiefe Delle bekommt: «Wir erwarten eine deutliche Verlangsamung.» Doch bereits im dritten und viertel Quartal dürfte die Nachfrage bereits wieder anziehen, glaubt der Marktforscher.

Die Schweizer Uhrenbranche schrumpft – und nicht nur ein bisschen

Der anhaltende Siegeszug der Smartwatches geht einher mit dem Schrumpfen der Schweizer Uhrenindustrie. Dem Wachstum von gut 20 Prozent bei den Smartwatches steht gemäss den aktuellen Daten des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie FH ein Minus von 23 Prozent von Januar bis März 2020 gegenüber.

Wobei teure Uhren ab einem Ladenpreis von rund 6000 Franken, bei denen der Nachfrage-Einbruch spürbar tiefer lag, das Bild beschönigen. Mit voller Wucht schlägt die Krise bei Uhren für weniger als 1000 Franken zu.

Tim Cook Apple Watch

Der wichtigste Uhrenmanager der Welt: Tim Cook, Apple-Chef.

Quelle: Getty Images

Noch schwächer als die Exportzahlen haben sich die konkreten Verkaufszahlen für Schweizer Uhren bei den Händlern entwickelt. Das zeigt der aktuellste «Sell-out Index» der Schweizer Beratungsfirma Mercury Project vom April 2020.

«Düster»

In Hongkong zum Beispiel liegt der Abverkauf für Schweizer Uhren derzeit fast 60 Prozent unter dem Vorjahreswert, in China 38 Prozent und in Singapore 9 Prozent. Und die Aussichten seien «düster», wie es Thierry Huron von Mercury Project formuliert.

Seit der Lancierung der Apple Watch im Jahr 2015 ist die Schweizer Uhrenindustrie kontinuierlich geschrumpft. Gesamthaft wurden 28 Prozent weniger Uhren exportiert. Selbst wertmässig gab es beim Export kein Wachstum.

Und noch immer glauben viele Manager aus der Schweizer Uhrenindustrie, Smartwatches seien keine wirkliche Konkurrenz für mechanische Uhren. Dieser Irrtum wird für einige fatal sein. Denn schon heute spielen die Hersteller von Smartwatches in Sachen Umsatz bei den ganz Grossen der Uhrenindustrie mit (siehe Grafik unten).