In den obersten Führungsgremien von Schweizer Konzernen sind die Amerikaner schon seit Jahren top. Nun hat die Zahl von US-Bürgern in den Geschäftsleitungen der SMI-Konzerne weiter zugenommen, wie neue Zahlen zeigen (siehe Grafik unter "Downloads"). 2011 ist die Anzahl von US-Amerikanern in den SMI-Konzernen von 28 auf 35 gestiegen. Damit besetzen sie heute 23 Prozent aller Topposten. Das zeigen Aufstellungen aus dem «schillingreport 2011», einer von der Executive-Search-Firma guido schilling ag jährlich publizierten Studie.

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Zugelegt haben auch die Briten, welche die Deutschen vom zweiten Platz verdrängten. Damit hat die angelsächsische Fraktion in der Schweiz heute klar Oberwasser, stammen nun doch 41 Prozent aller Geschäftsleitungsmitglieder der SMI-Konzerne aus Grossbritannien und den USA.

Die Credit Suisse, bei der 7 von 13 Konzernleitungsmitgliedern Angelsachsen sind, liegt also voll im Trend. Aber auch andere Schweizer Grossunternehmen haben Amerikaner an der Spitze, wie Novartis mit Joe Jimenez, ABB mit Joe Hogan oder Syngenta mit Michael Mack. In den Geschäftsleitungen treffen die Bosse immer öfter auf Landsleute. Bei Novartis etwa sind vier der neun Mitglieder im Executive Committee Amerikaner. Längst ist in diesen Unternehmen Englisch Firmensprache.

Laut Martin Naville, Leiter der Swiss-American Chamber of Commerce (AmCham), hat dies mehrere Gründe. Erstens beherberge die Schweiz eine im internationalen Vergleich überdurchschnittliche Anzahl von multinationalen Unternehmen, hat aber nur ein begrenztes Angebot an einheimischen Managern. Zweitens ist die USA für viele Schweizer Konzerne ein wichtiger Markt, wenn nicht der wichtigste überhaupt. Drittens haben sich in der Vergangenheit viele amerikanische Manager in der Schweiz durchgesetzt.

«Das erfolgreiche Vorbild ihrer Landsleute zeigt, dass man in der Schweiz die Chance erhält, einen guten Job zu machen. Das macht die Schweiz attraktiv», so Naville. Andere europäische Länder wie Deutschland oder Frankreich schotteten sich stärker ab.

 

Amerikanische Investment Banker haben etwa die Credit Suisse geprägt – und oft gespalten:

Archibald Cox Jr. war Chef der Investmentbank in New York. 1993 kam es zum Zwist mit dem damaligen Präsidenten Rainer E. Gut, der die Gehälter des Cox-Teams stutzen wollte.

Allen Wheat machte die Investmentbank nach 1997 zum bestimmenden Player. Den risikoreichen Wachstumskurs goutierte die Zentrale nicht länger: 2001 wurde er geschasst.

Frank Quattrone war im Internetboom Chef des lukrativen Tech-Teams. Nach einer Strafuntersuchung wegen Sonderprovisionen ging er. Er wurde später freigesprochen.

John Mack war bis 2004 Chef Investment Banking. Er wollte eine Grossakquisition. Nach verlorenem Machtkampf gegen Co-CEO Oswald Grübel räumte er das Feld.