Die Dominanz von Google und Facebook drängt den kriselnden Internet-Pionier Yahoo immer näher an den Abgrund. Nach einem milliardenschweren Verlust streicht der einstige Vorreiter bei der Online-Suche und E-Mails rund 15 Prozent seiner Stellen – etwa 1700 Jobs – und stellt sogar das Kerngeschäft zum Verkauf.

Der Sanierungsplan habe zwar Vorrang. Doch sollte es Angebote geben, werde man sich damit beschäftigen und «strategische Alternativen» für das Internet-Geschäft erwägen, sagte Yahoo-Chefin Marissa Mayer zu Reuters. Damit droht dem Branchenveteranen rund 20 Jahre nach seiner Gründung und Beginn des Onlinebooms ein ähnlich tiefer Fall wie AOL.

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Bereitschaft zu radikalem Umdenken

Seit ihrem Wechsel an die Yahoo-Spitze 2012 ist es der früheren Google-Managerin nicht gelungen, das jahrelange Siechtum zu beenden und verlorenen Boden auf Google und Facebook wieder gutzumachen. Auch mehrere Übernahmen wie die der Blogging-Plattform Tumblr und ein Konzern-Umbau änderten daran nichts. Im Dezember hatte Mayer dann angekündigt, Yahoo aufzuspalten: einerseits in den milliardenschweren Anteil an dem chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba, der als das Yahoo-Kronjuwel gilt, und andererseits in die Internetsparte.

Mayers Äusserungen am Rande der Bilanzvorlage am Dienstagabend sind nun der bislang deutlichste Hinweis auf eine Bereitschaft, das traditionelle Geschäft zu verkaufen. Als ein Interessent gilt der Mobilfunkanbieter Verizon. Microsoft hatte bereits vor rund acht Jahren für Yahoo geboten. Mit der Übernahme des Handy-Geschäfts des ebenfalls ins Hintertreffen geratenen Branchen-Pioniers Nokia hat der US-Softwareriese aber schlechte Erfahrungen gemacht.

Seit Mayers Antritt wird gespart

Das Ergebnis im vierten Quartal dürfte den Druck auf Mayer noch erhöhen. Der Umsatz ging um 15 Prozent auf rund 1 Milliarde Dollar zurück. Wegen Abschreibungen auf Firmenteile fiel ein Verlust von 4,43 Milliarden Dollar an. Vor einem Jahr stand noch ein Nettogewinn von 166 Millionen Dollar in den Büchern.

Mit einer radikalen Schrumpfkur will Mayer das Ruder herumzureissen. Die Zahl der Mitarbeiter soll bis Ende des Jahres auf rund 9000 gesenkt werden. Das sind 42 Prozent weniger als es noch 2012 am Anfang der Amtszeit von Mayer waren, die damals mit viel Vorschusslorbeeren startete. Zudem werden die Büros in Dubai, Mexiko-Stadt, Buenos Aires, Madrid und Mailand dichtgemacht.

So sollen die operativen Kosten dieses Jahr um 400 Millionen Dollar reduziert werden. Bis zu 3 Milliarden Dollar soll der Verkauf von Tafelsilber – zum Beispiel Immobilien und Patente – einbringen.

Weniger ist mehr

Auch die Produktpalette wird verkleinert. Künftig soll der Schwerpunkt auf die Sparten Nachrichten, Sport, Finanzen und Lifestyle sowie auf Suchanfragen und Werbung über Smartphones, Tablets und andere mobile Geräte gelegt werden. Doch genau hier sind Google und Facebook enteilt. Beide glänzten zuletzt mit hohen Wachstumsraten. Die Google-Mutter Alphabet löste sogar Apple an der Börse als wertvollsten Konzern der Welt ab.

Die Yahoo-Anteilseigner verlieren daher allmählich die Geduld und zweifeln auch an den Erfolgsaussichten der neuen Strategie. So erklärte der Aktionär SpringOwl Asset Management, der Kurs gehe nicht ausreichend die eigentlichen Probleme bei Yahoo an, wie etwa ungünstige Partnerschaften, zu hohe Ausgaben und eine zu grosse Belegschaft.

Die Aktie fiel im nachbörslichen US-Handel um 1,2 Prozent. Das Papier hatte in den vergangenen zwölf Monaten schon mehr als ein Drittel eingebüsst.

(reuters/jfr)