Es ist eine der vom Namen her bekanntesten Unternehmensgruppen Frankreichs - und gleichzeitig eine der verschwiegensten. Und doch sorgt die sonst so diskrete Groupe Louis-Dreyfus seit mehreren Tagen für Schlagzeilen. Ausgelöst wurde der Wirbel um die Holding, der mit LD Commodities (LDC) eines der grössten Rohstoffhandelshäuser der Welt gehört, durch Berichte der französischen Presse.

Demnach denkt die Unternehmensführung ein Jahr nach dem Tod des Firmenerben und ehemaligen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus über die Zukunft vor allem der Rohstofftochter nach. Der Nachfolger von Louis-Dreyfus an der Spitze der Holding, Jacques Veyrat, zieht offenbar sowohl eine Fusion von LDC mit dem kleineren Rivalen Olam aus Singapur als auch den Börsengang der Rohstofftochter in Betracht. Olam bestätigte Gespräche mit LDC über eine mögliche Zusammenarbeit.

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Diese könne unter anderem die Form eines Zusammenschlusses annehmen, erklärte die in Singapur an der Börse notierte Gruppe. Die Gespräche befänden sich aber noch in einem sehr frühen Stadium. Durch den Zusammenschluss würde der weltweit grösste Rohstoffhändler für Reis, Baumwolle und Kaffee mit einem Marktwert von schätzungsweise 15 Mrd Dollar entstehen.

Spuren führen nach Genf

LDC, dessen Hauptsitz sich in Genf befindet, zählt mit einem Jahresumsatz von zuletzt 34 Mrd Dollar neben den US-Unternehmen Archer Daniels Midland, Bunge und Cargill zu den grössten Akteuren der Branche. Das 1851 von Léopold Louis-Dreyfus im Elsass gegründete Haus ist bereits der weltweit grösste Rohstoffhändler für Reis sowie Baumwolle und mischt auch bei Orangensaft, Weizen und Zucker ganz vorne mit.

Da das Geschäft als reiner Händler vergleichsweise wenig Gewinn bringt, will LDC nun verstärkt in die Produktion investieren. Das Unternehmen hat deshalb im Jahr 2009 für 460 Mio Dollar 60% an Santelisa Vale, einem der grössten brasilianischen Zucker- und Ethanolproduzenten, übernommen und ist dadurch zum zweitgrössten Verarbeiter von Rohrzucker der Welt aufgestiegen. LDC-Chef Serge Schoen hat sich selbst das Ziel gesetzt, eine führende Rolle bei der Konsolidierung des Rohstoffhandels in Amerika zu spielen, die Präsenz des Unternehmens in Asien auszubauen und Wachstumsmöglichkeiten im Mittleren Osten sowie Afrika zu ergreifen.

Durch einen Zusammenschluss mit der vom Inder Sunny Verghese geführten Olam-Gruppe könnte LDC seine Präsenz in Asien und Afrika ausbauen. Eine Fusion mit Olam, deren Börsenkapitalisierung 4,7 Mrd Dollar beträgt, würde nach Ansicht von Analysten Sinn machen. Die Märkte jedenfalls begrüssten die Gespräche, und so legte die Olam-Aktie in den vergangenen Handelstagen deutlich auf den höchsten Stand seit drei Jahren zu.

Olam hat LDC im Jahr 2007 deren 20%-Beteiligung an Queensland Cotton abgekauft und schon damals Interesse an Partnerschaften mit dem grösseren Rivalen in anderen Bereichen gezeigt. Firmenchef Verghese will die Nettogewinn-Margen der Gruppe, die im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr 2009/2010 auf einen Jahresumsatz von 7,9 Mio Dollar kam, bis 2012 auf mehr als 4% verdoppeln.

Ob es nun tatsächlich zu einer Fusion kommt, hängt nach Ansicht von Beobachtern vor allem von der Entscheidung von Margarita Louis-Dreyfus ab. Die Witwe von Robert Louis-Dreyfus, eine ehemalige russische Balletttänzerin, und ihre drei Kinder halten 59% der Anteile an der Stiftung, die die gesamte Louis-Dreyfus-Gruppe kontrolliert.

Gespannte Familienbeziehungen

Der ehemalige Grossaktionär des Fussballvereins Olympique de Marseille und frühere Adidas-Chef, für den die Jahre in Herzogenaurach mit zu den glücklichsten seines Lebens gezählt haben sollen, hatte sich zunächst ausserhalb der Familienholding einen Namen als Retter von Firmen wie dem amerikanischen Pharmastudien-Spezialisten IMS und der Londoner Werbegruppe Saatchi & Saatchi gemacht.

Die Beziehungen zwischen seiner Witwe und seinem Nachfolger Veyrat, der neben einem Zusammenschluss mit Olam auch den Börsengang der Rohstofftochter oder ein IPO der brasilianischen Aktivitäten von LDC in Betracht zieht, gelten als angespannt. Weder die Groupe Louis Dreyfus noch die Rohstofftochter antworteten auf telefonische Anfragen.