Die Schlappe bei der Abzocker-Initiative hat den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse in eine Krise gestürzt. Gemäss Insidern soll im Verband ein Machtkampf ausgebrochen sein, wie die Zeitung «Der Sonntag» berichtet. Offenbar gehe man davon aus, dass entweder Direktor Pascal Gentinetta oder Präsident Rudolf Wehrli gehen muss.

Während Wehrli nach einem missglückten TV-Auftritt in der «Rundschau» aus SVP-Kreisen als «Narr der Nation» bezeichnet werde, stehe Gentinetta wegen seines Lohns in der Kritik, schreibt die Zeitung weiter. Für den Verbandsjob soll er laut einer «zuverlässigen Quelle» des Blattes 550'000 Franken erhalten, also rund 100'000 Franken mehr als ein Bundesrat und etwa 400'000 Franken mehr als ein Parteipräsident.

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Gentinetta will seinen Lohn selber nicht offenlegen, hält aber fest, dass diese Schätzung viel zu hoch sei. Gegenüber «Handelszeitung Online» sagte Ursula Fraefel, Kommunikationschefin des Verbands, es seien auch definitiv weniger als die 450'000 Franken, welche ein Bundesrat laut «Sonntag» bekommt. Als privat getragener Verband sei Economiesuisse aber nicht dazu verpflichtet, Transparenz zu schaffen.

Transparenz könnte der Verbandsspitze im konkreten Fall allerdings helfen: «Der Sonntag» räumt ein, die hohe Zahl könnte von internen Gegnern Gentinettas bewusst gestreut worden sein, um diesen zu diskreditieren.

Rücktritt kein Thema

Gerüchte um einen Rücktritt von Präsident Wehrli oder seiner selbst dementiert Gentinetta im Interview mit dem «Sonntag». Er selbst habe nicht an Rücktritt gedacht. «Der Job macht mir weiterhin Spass», sagt er.

Der Dachverband hat trotz Millionenkampagne die Abstimmung zur Abzockerinitiative verloren. Zudem wurde Präsident Rudolf Wehrli im Nachgang kritisiert für seinen Auftritt in der «Rundschau» von SRF 1, bei dem er sagte, mehrere Unternehmen würden die Schweiz nun verlassen.

«Der Abstimmungskampf ist jetzt vorbei, ich will ihn nicht weiterühren», so Gentinetta, angesprochen auf die mögliche Folgen nach dem Abstimmungsergebnis.Der Dachverband habe bis jetzt 90 Prozent der geführten Kampagnen gewonnen. «Jetzt mussten wir halt mal eine Niederlage einstecken. Das gehört zum System der direkten Demokratie.»

(jev/tno)