Beobachter taten es als Wahlkampfrhetorik und Stimmenfang ab. Doch der neue französische Staatspräsident François Hollande macht Ernst. Hält der Staat mehr als 50 Prozent an einem Unternehmen, duldet Sozialist Hollande für die Konzernchefs keinen höheren Lohn als das Zwanzigfache des Mindestlohnes. Bei gut 400 000 Franken pro Jahr soll künftig Schluss sein.

Betroffen sind sechs Firmen, darunter der Atomkonzern Areva, die Staatsbahn SNCF und der Stromriese EDF, wo die Lohnschere um den umstrittenen Konzernchef Henri Proglio mit dem 64fachen am weitesten auseinanderklafft.

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Wendete man das Hollande-Prinzip in der Schweiz an, müssten mindestens drei Konzernchefs Lohneinbussen befürchten. Am stärksten an die Kasse käme Swisscom-Lenker Carsten Schloter. Er bezieht mit 1,57 Millionen Franken 34-mal mehr als der am schlechtesten bezahlte Swisscom-Angestellte. Unter Hollande würde Schloter noch 920 000 Franken verdienen. Mit Faktor 29 ist die Lohnschere bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) nur wenig kleiner. ZKB-Chef Martin Scholl müsste auf seinem Gehalt von 1,5 Millionen Franken 470 000 Franken abschreiben.

Selbst der oberste Bähnler, Andreas Meyer, wäre gegen den Lohnschnitt à la française nicht gefeit. Der SBB-Chef ist 24-mal besser bezahlt als sein Antipode am unteren Ende der Skala. Noch gerade den Kopf aus der Schlinge ziehen würden Post-Chef Jürg Bucher,Roland Ledergerber, Chef der St. Galler Kantonalbank, der künftige Ruag-Chef – der Chefsessel ist seit dem 1. November 2011 verwaist – und wohl auch die neue Alpiq-Chefin Jasmin Staiblin. Beim Energiekonzern erreicht der Staat die nötige Schwelle von 50 Prozent nicht.