Kaum wurde das Veranstaltungsdatum des diesjährigen Swiss Economic Forum (SEF) publik, war die «Nationale Plattform für Unternehmertum und Innovation» so die Eigenwerbung auch schon ausverkauft. Weit über 1000 Personen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik treffen sich heuer bereits zum siebten Mal in Thun, um Kontakte zu knüpfen und Ideen zu entwickeln. «Unser Ziel ist es, Impulse zu setzen, Orientierungspunkte zu liefern und die Unternehmer anzutreiben, der Zukunft offen und mit wachem Geist entgegenzutreten», sagt dazu Stefan Linder, die eine Hälfte des SEF-Führungsduos.

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Zusammen mit Peter Stähli führt er ein Projekt, das am 26. Mai 2005 mit einem Referat von Bundesrat Joseph Deiss beginnt. Auf der Rednerliste des zweitägigen Forums stehen zudem Persönlichkeiten wie der deutsche Finanzminister Hans Eichel, Irlands Vizepremier Mary Harney, Easyjet-Gründer Stelios Haji-Ioannou oder Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth.

Dass sich dereinst die Polit- und Wirtschaftsprominenz im Berner Oberland die Klinke in die Hand reichen würden, davon wagte zu Anfang der 90er Jahre hier am Thunersee wohl kaum jemand zu träumen. Dass es so weit gekommen ist, ist zu einem grossen Teil das Verdienst des Duos Linder/ Stähli, welches das 1993 gegründete «Forum der Jungen Wirtschaft» weiterentwickelt hat.

Daraus hervorgegangen ist 1999 das «Swiss Economic Forum», das mit einem heute mit 75 000 Fr. dotierten Förderpreis ergänzt wurde. «Wir haben festgestellt, dass es einem grossen Bedürfnis vor allem der KMU entspricht, sich mit ihresgleichen treffen, austauschen und ein eigenes Netzwerk aufbauen zu können», sagt Stefan Linder.

Nichts dem Zufall überlassen

Was anderswo auch schon schief gegangen ist, wird an der Spitze des SEF, zu dessen Gelingen letztendlich rund 450 Helfer beitragen, erfolgreich praktiziert: Am Ruder stehen zwei Kapitäne, die gleichberechtigt den Kurs bestimmen. Kein Problem, bemerkt Peter Stähli, schliesslich würde keiner dem anderen über den Hag fressen. Vielmehr ergänze man sich optimal. «Stefan ist der Optimist, der ein Ziel sieht und es voller Energie anpeilt», erzählt Peter Stähli, «ich hingegen bin eher der Realist, der auch die Hürden sieht, die es auf dem Weg zum Ziel zu überwinden gilt.»

Beide aber seien sie in ihrem Tun absolut vorwärtsorientiert, von den gleichen Wertvorstellungen überzeugt und Stefan Linder geht dazwischen «wir sind absolute Perfektionisten.» Als solchen liegen ihnen die Details am Herzen, beispielsweise die Wartezeiten, die für die Forumsbesucher am Eingang möglichst kurz gehalten werden sollen. Stefan Linder greift nach einem Ringordner, in dem auf Hunderten von Seiten so ziemlich jeder Fakt zu den letzten Foren aufgeführt und aufgearbeitet worden ist. Nichts soll dem Zufall überlassen werden. Brächten 1000 Besucher mit sich, dass der Einlass aufgrund der Akkreditierung rasch einmal 40 Minuten dauere, so habe man in diesem Jahr einen völlig neuen Weg gewählt. «Die Besucher haben ihre Akkreditierungs-Badges nach Hause geschickt erhalten, die Kontrolle geht dann mittels elektronischer Erfassung vonstatten, was eine immense Zeiteinsparung zur Folge haben wird.» Effizient lautet das Zauberwort und auch darüber wollen Linder und Stähli am Forum sprechen. Denn um die Wirksamkeit und die volle Ausschöpfung der Möglichkeiten steht es ihrer Ansicht nach im Schweizer Wirtschaftssektor nicht überall zum Besten.

Liberalisierung, Globalisierung, ein erodierendes Preisgefüge, all dies würde die Unternehmen, egal, ob sie nun lokal verankert oder global tätig sind, in zunehmendem Masse beschäftigen, weist Peter Stähli auf die aktuelle Problematik (Stichwort: Aldisierung) hin. «Um die tief greifenden Veränderungen bewältigen zu können, braucht es Qualität, Zuverlässigkeit und vor allem Bereitschaft zur Veränderung und zur Leistung.»

Letzteres jedoch scheine hier zu Lande vermehrt in den Hintergrund zu rücken. Und dies bereits in einem frühen Stadium des Berufslebens. Man müsse doch bloss einmal über den Parkplatz einer höheren Bildungsstätte spazieren und die aufgereihten Fahrzeuge betrachten, fügt Stefan Linder halb belustigt, halb besorgt an; «während im Ausland Fahrräder vor der Hochschule stehen, sind es bei uns teure Autos.» Der Schluss, den der Marketingexperte Linder daraus zieht: Der absolute Wille zur Leistung und die Bereitschaft, dafür auf etwas zu verzichten, fehlt bei uns oftmals. «Wir scheinen satt zu sein, der Hunger auf Erfolg ist nicht so ausgeprägt wie in unseren Nachbarländern.» Was selbstredend nicht ungefährlich sei, zitiert Linder einen ehemaligen Referenten, denn «satte Löwen sind faule Löwen und jagen nun mal nicht gerne».

Mit Branson auf dem Podium

CEO Linder, der Kommunikator und Marketingmensch, und CEO Stähli, der Projektbetreuer und Techniker, wenden je rund 60% ihrer Arbeitszeit für die Organisation und Durchführung des Swiss Economic Forums auf. Die restlichen 40%, die ebenfalls eher bei deren 60 liegen würden, lassen sie der gemeinsamen Firma Premium Incentives and Events AG zukommen, die sich, der Name sagt es, ebenfalls der Durchführung von Veranstaltungen annimmt. Auch hier fungieren beide als gleichberechtigte Partner. Der Gemeinsamkeiten aber noch nicht genug: Erlaubt es die Zeit, unternehmen die Familien Linder und Stähli (je eine Frau, je zwei Kinder) schon mal gerne etwas im Verbund.

Und selbst bei den Hobbys steht die Deckungsgleichheit über der Diversität: Skifahren, Biken, Natur. Was halt die typischen Freizeitbeschäftigungen seien, die man am Tor zum Berner Oberland so betreibe, lacht Stähli. Dann doch noch ein Unterschied im Privatleben Stähli weiss, dass Linder gerne am Computer sitzt und sich multimedial betätigt, derweil Linder Stähli auf dessen Seglerkarriere aufmerksam macht. «Wir wissen halt schon sehr viel voneinander», nickt einer dem anderen über den Tisch hinweg zu.

Ist das 7. Swiss Economic Forum erst einmal über die Bühne, machen sich die beiden treibenden Kräfte bereits an die Planung der nächsten Austragung. Traditionellerweise ziehen sie sich dann für einige Tage zurück in die Abgeschiedenheit der umliegenden Bergwelt, um Fäden zu spinnen und Namen fallen zu lassen. Danach macht sich das Team daran, Kontakte zu potenziellen Referenten und Gästen aufzunehmen. «Sie von einem Engagement zu überzeugen, ist eine Sache, die sich immer schwieriger gestaltet», stellt Stefan Linder fest, «die wirklichen Leader überlegen sich heute sehr genau, wo sie auftreten wollen und welche Folgen dieser Auftritt für sie und das von ihnen repräsentierte Unternehmen haben wird.» Aber: «Mer löi ned lugg», verspricht Linder. Und Stähli unterstreicht die Aussage, indem er zuversichtlich nickt.

Am 26. und 27. Mai die richtigen Prioritäten setzen

Steckbrief

Name: Stefan Linder

Funktion: CEO Swiss EconomicForum

Alter: 38

Wohnort: Reichenbach

Familie: Verheiratet, zwei Kinder

Karriere

1991-1994: Wandfluh AG, Frutigen, Marketing, stellvertretender Marketingleiter

1994-1999: Fritschi AG, Reichenbach, Leiter Marketing & Export, Mitglied Geschäftsleitung

Seit 1999: Co-Geschäftsleitung Swiss Economic ForumFirma

Steckbrief

Name: Peter Stähli

Funktion: CEO Swiss Economic Forum

Alter: 41

Wohnort: Steffisburg

Familie: Verheiratet, zwei Kinder

Karriere

1994-2003 Geschäftsführer IEM AG

1999-2000 Leiter a.i. Nachdiplomstudium Energietechnik, Hochschule für Technik und Architektur Burgdorf

Seit 1999 Co-Geschäftsleitung Swiss Economic Forum

Seit 2003 Co-Geschäftsleitung Premium Incentives and Events AG

Swiss Economic Forum 1993 rief die Thuner Wirtschaftskammer der Jungen das «Forum der Jungen Wirtschaft» ins Leben. So hat sich die Plattform zu einem überregionalen Wirtschaftstreffen entwickelt. Daraus ging 1999 das «Swiss Economic Forum» (SEF) hervor, gleichzeitig wurde ein Award für herausragende Jungunternehmen, der Swiss Economic Award, lanciert. Das SEF stellt die bedeutendste Schweizer Plattform für KMU dar; es findet dieses Jahr am 26. und 27. Mai statt, steht unter dem Motto «Setting the Right Priorities» (Die richtigen Prioritäten setzen) und ist bereits ausverkauft.