«Le Beaujolais Nouveau est arrivé» - der neue Beaujolais ist da: Wie an jedem dritten Donnerstag im November wurden nach Angaben des Erzeugerverbands Interbeaujolais ab Mitternacht weltweit wieder Millionen Flaschen des Jungweins geöffnet. Aufgrund der Zeitverschiebung waren die Japaner die ersten, die die aus der Gamay-Traube hergestellten Tropfen verkosteten.

Die Winzer mit ihrer Arbeit zufrieden

In Paris waren sich viele Verkoster einig: Der Jungwein mit Jahrgang 2010 schmeckt süss, aber nicht klebrig. In diesem Jahr wurden insgesamt knapp 40 Millionen Flaschen abgefüllt, von denen etwa 15 Millionen ins Ausland exportiert wurden. Fast die Hälfte davon geht nach Japan, dem grössten Absatzland für den Beaujolais Nouveau.

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Bei vielen einheimischen Weinkennern in Frankreich ist der Jungwein wegen seines überaus süffigen Geschmacks und dem nach reichlichem Genuss unweigerlich folgenden Kopfschmerz allerdings verpönt. Auch in der Schweiz hat der Primeur kaum ein besseres Image. Der Hype, der um ihn noch vor ein paar Jahren hierzulande gemacht wurde, ist längst vorbei. Man findet Beaujolais Nouveau zwar beim Händler, in der Gastronomie hingegen wird er kaum mehr zusätzlich lanciert. Gleiches gilt übrigens auch für den Sauser.

In Frankreich ist das nicht anders: «Der Beaujolais Nouveau - das war mal ein echtes Gesellschaftsereignis», seufzt denn auch Albert Prat hinterm Tresen des «Rubis». In der berühmten Pariser Weinbar in der Rue du Marché Saint-Honoré wird traditionell der Primeur ausgeschenkt, der erste Wein des neuen Jahrgangs. Doch die Zeiten, in denen sich um die bauchigen Weinfässer auf dem Trottoir die Fans zum Verkosten des süffigen, kühlen Jungweins drängten, sind vorbei. «Das hat sich schon seit etwa vier Jahren geändert», sagt die «Rubis»-Bedienung mit dem Weinglas in der Hand. Und daran sind nicht nur die Bestimmungen schuld, die den Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit begrenzen. Denn weltweit ist die Nachfrage nach dem spritzigen Billigwein aus der Gamay-Traube arg geschrumpft. Zwar wird er in diesen Tagen auch diesmal wieder mit Akkordeon-Folklore und Nostalgie-Gefühl weltweit in Restaurants und Bars geschlürft. Doch nach dem Boom-Jahr 2004 war der Export im freien Fall. «Jetzt erholt er sich wieder etwas, vor allem in den USA, in Belgien, in der Schweiz oder in Russland», behauptet Bérangère Bouchacour, die Sprecherin des zuständigen Weinverbands Interbeaujolais.

Die Schweiz international auf Platz 7

Die Produktion liegt dieses Jahr in etwa auf dem Vorjahresniveau, als der Erzeugerverband 39,5 Mio Flaschen produzierte. «Mitte Oktober wurden die ersten Kisten um die Welt geschickt - die meisten davon nach Japan», sagt die Verbandssprecherin. Dort sitzen die weltweit treusten Beaujolais-Nouveau-Fans. Sie nehmen auch in diesem Jahr wieder 7 Millionen Flaschen ab - ihnen folgen die Amerikaner mit 2,3 Millionen Flaschen, gefolgt von den Günstigweine bevorzugenden Deutschen mit 1,3 Millionen Flaschen. 2002 wurden, um einen Vergleich zu erhalten, in Deutschland noch 7 Millionen Flaschen geöffnet.

Schweizer Händler bezogen in den letzten Wochen rund 467 000 Flaschen; dies macht unser Land hinter Japan, den USA, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Kanada zum siebtwichtigsten Importeur von Primeur. Wir liegen damit vor Italien (!) mit 280 000 Flaschen, der Tschechischen Republik (227 000 Flaschen) und Griechenland (173 000).

Er schmeckt in diesem Jahr kaum nach Banane, sondern vor allem nach Himbeere oder Erdbeere», meint Bouchacour. Sie führt das vor allem darauf zurück, dass die Beaujolais-Winzer wetterbedingt im September 2010 nur kleine Beeren gelesen haben, die hohe Geschmackskonzentrationen aufweisen. Die Kehrseite der Medaille: «Geringe Volumen bedeuten auch höhere Preise.»