Der Sulzer-Konzern hat sich immer wieder neu erfunden.» Dies sei das Faszinierende an diesem Unternehmen, schwärmt CEO Ulf Berg. Der neue Konzernchef hat Rückenwind. Dem Traditionsunternehmen geht es so gut wie schon seit Jahren nicht mehr. Einerseits zeigen dies die Zahlen, die das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2004 vorlegen kann. Andererseits sind es aber auch die Aussagen, welche die Konzernleitung zum Ergebnis macht. Nachdem Sulzer im letzten Jahr den Gewinn um 78% steigern konnte, kommentiert Berg: «Sulzer geht es gut, und das freut uns.» Doch wie geht es weiter, wo liegt die Zukunft? Wird Sulzer nochmals an die Tradition anknüpfen und sich neu erfinden können?

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Solides Kerngeschäft

«Schuster bleib bei deinen Leisten», sagt Berg aber auch, der die Sache sachte angehen will. Nach einem starken Umwandlungs- und Fokussierungsprozess besteht der Konzern noch aus den vier Sparten Sulzer Pumps, Oberflächentechnologie (Metco), Trenntechnologie (Chemtech) und dem Wartungsgeschäft für Turbinen (Turbo Services). Sie alle haben im letzten Geschäftsjahr beigetragen zum soliden Konzern-Wachstum von 14% und Sulzer überdies einen deutlich gesteigerten Netto-Cashflow von 142 Mio Fr. beschert.

Damit entwickelte sich der Konzern gemäss Berg am oberen Rand des Marktes, was nicht unbedingt erwünscht sei. «Wir wollen kein Wachstum nur des Wachstums willen», sagt Berg. «Marge steht vor Wachstum. Dies ganz im Sinne von Beständigkeit und Solidität», obwohl dies «langweilig» erscheine, wie Berg selbst meint.

Wieder eine Wachstumsstory?

Doch die wirklich grosse Wachstumsstory liegt woanders. Von der Dampf- und Textilmaschine über Dieselmotoren bis hin zur Medizinaltechnologie: Immer wieder ist es Sulzer gelungen, dank innovativer Produkte die Welt zu erobern. Zuletzt in der Medizinaltechnik mit den Sulzer-Gelenken. Die künstlichen Hüftschafte von Sulzer Medica wurden zum Milliardengeschäft. Jetzt steht der Konzern mit dem «Venture-Projekt» Sulzer Hexis vor dem Durchbruch.

Kleiner als ein Kühlschrank

Er ist 1,60 m gross, hat eine Grundfläche von 55 x 55 cm und wiegt 170 kg. Ein Kühlschrank? Nicht ganz, aber dennoch ein Haushaltgerät. Die Rede ist von der neusten Brennstoffzellen-Generation «Galileo», die Sulzer bereits im April 2005 an der Hannover-Messe vorstellen wird. Kleiner noch als ein Kühlschrank ist dem Kraftwerk fürs Einfamilienhaus eine Funktionalität gegeben, wie sie keinem gewöhnlichen Haushaltgerät eigen ist: Günstiger im Energieverbrauch, aber mit einem weit höheren Wirkungsgrad wie eine herkömmliche Heizanlage soll die mit Erdgas gespeiste Brennstoffzelle von Hexis in der Lage sein, den gesamten Wärme- und Stromgrundbedarf eines Einfamilienhauses zu decken.

Kein Wunder, ist Konzernchef Ulf Berg - wie bereits sein Vorgänger, der heutige ABB-CEO Fred Kindle - angetan von der Venture-Division Sulzer Hexis, die das Brennstoffzellensystem über die letzten 15 Jahre entwickelt hat. Nun aber ist es endlich so weit: «Es ist unsere Absicht, die Geräte von Hexis im Herbst auf den Markt zu bringen», bestätigt Harald Raak, Marketing-Chef von Sulzer Hexis. Noch in diesem Jahr soll eine erste Serie von bis zu 50 Stück hergestellt werden. Bis im Jahr 2008 will der Konzern dann bereits mehrere tausend Stück produzieren und die Gewinnschwelle erreicht haben.

In der Tat ist das Potenzial riesig, womit sich die immer währende Häutung des Fossils Sulzer auch im 21. Jahrhundert fortsetzen könnte. Allein in Deutschland werden in der vergleichbaren Leistungsklasse (Einfamilienhaus) pro Jahr 210000 Heizgeräte installiert, im gesamten europäischen Raum sind es sogar über 1 Mio. Gelingt es Sulzer, zusammen mit Vertriebspartnern, nur 5% dieses Marktes zu erobern, dann hat «Galileo» das Zeug zum Blockbuster.

Sulzer Letzter Kurs: Fr. 481.50

(in Mio Fr.) 2004 2003 %

Umsatz 2067 1826 13.0

Ebit 111 62 79.0

Ebitmarge (in %) 5.4 3.4

Reingewinn 73 41 78.0

Beschäftigte 9586 8999 7.0

FAZIT: Auch mit abgeschwächtem Volumenwachstum erwartet Sulzer für 2005 eine weitere Ergebnis-Verbesserung. Mit einem KGV von 19 bewegt sich die Aktie allerdings bereits heute weit über dem Schnitt der Schweizer Maschinenindustrie.