Apple-Präsentationen liefen unter Gründer Steve Jobs immer nach demselben Muster ab: Erst nannte er eine Reihe von Zahlen und gab einen Rückblick auf die letzten Monate. Beim Abgang von der Bühne hielt er inne, grinste und sagte «but one more thing...». Das Publikum tobte - und Jobs stellte die nächste grosse Innovation von Apple vor: das Macbook, den iPod Mini, Apple-TV. Sein Nachfolger Tim Cook machte es ihm nach: Auch er stellte die Apple Watch auf ähnlich theatralische Art vor.

Von Jobs weltbekanntem Spruch will offenbar auch der grösste Schweizer Uhrenkonzern profitieren: Schon Ende November 2014 reichte Swatch beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum (IGE) ein Schutzgesuch für die Marke «One More Thing» ein, verbunden mit Aspekten wie «GPS», «Smartphone», «MP3» oder auch «Schmuck». Ende Februar 2015 folgte die Registrierung von «Swatch One More Thing».

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Apple registriert Slogan in der Schweiz

«Dieser Satz ist ganz klar von Steve Jobs besetzt – jeder in der Tech-Welt weiss das», sagte Pascal Koenig, Geschäftsführer des Research-Unternehmens Smartwatch damals zur Handelszeitung. Swatch verneinte: Der Name sei von Inspektor Columbus Zitat «Just one more thing» inspiriert.

Jetzt will sich Apple seinen Slogan offenbar zurückholen: Ende Januar 2016 registrierte der Tech-Gigant ebenfalls die Marke «One More Thing» in der Schweiz. Apple gibt sogar an, dass der Markenschutz für praktisch dieselben Produkte wie bei Swatch gelten sollen: Computer, Smartphones, Schmuck - und fährt grosse Geschütze auf: Repräsentieren lässt sich der Konzern von der renommierten Anwaltskanzlei Lenz & Staehelin in Zürich. Das Gesuch wird vom IGE derzeit geprüft.

Swatch: «Gehen gegen ähnliche oder identische Drittmarken vor»

Bleibt die Frage: Kommt es zum Showdown zwischen Swatch und Apple? Der Uhrenhersteller gibt sich kämpferisch: «Wir schützen systematisch unsere eingetragenen Marken und gehen gegen ähnliche oder identische Drittmarken vor», sagte Sprecherin Julia Kalina zu Handelszeitung.ch.

Hat Apple denn eine Chance mit der Registrierung der «One More Thing»-Marke? Das IGE prüfe zuerst nur, ob die Registrierung der Marke gesetzmässig sei, sagt Eric Meier, Leiter der Markenateilung beim IGE. «Wir prüfen, ob die Marke geschützt werden darf, ob sie gegen öffentliche Interessen verstösst, zum Beispiel weil sie die Eigenschaften der Ware beschreibt oder bezüglich der geografischen Herkunft täuschend ist.» Ob die Marke mit einer bereits existierenden Marke kollidiert und so die Rechte Dritter verletzt, werde zunächst nicht untersucht, so Meier.

Swatch kann Widerspruch einlegen

Falls dieselbe Marke bereits von einer anderen Partei (in diesem Fall Swatch) beim IGE eingetragen ist, kann der Inhaber dieser Marke Wiederspruch gegen die neue Registrierung  einreichen. Daraufhin würde das IGE laut Meier prüfen, ob die beiden Marken ähnlich sind und ob der Konsument die Marken verwechseln könnte. Besteht Verwechslungsgefahr, wird der Widerspruch gutgeheissen und die neue Marke aus dem Register gelöscht, so Meier.

Wolle eine Drittpartei gegen die Benutzung einer Marke auf dem Markt vorgehen, könne sie den Fall vor ein Zivilgericht bringen. Das IGE sei für solche Fragen nicht zuständig. Hier besteht für Swatch also die Möglichkeit, in die Registrierung Apples einzugreifen.

Globales Rennen

Der Registrierungsmarathon um die Marke «One More Thing» beschränkt sich nicht auf die Schweiz. Auch auf anderen Märkten dürften sich Swatch und Apple in die Quere kommen: Apple liess die Marke im Januar auch in Deutschland eintragen – da war Swatch dem US-Konzern aber Ende November 2015 bereits zuvor gekommen. Auch im Nachbarland könnte es also zum Rechtsstreit kommen.

Weiter hat Swatch die Marke bereits in Israel, Australien, Neuseeland und auf den Philippinen angemeldet, aktiv ist sie in Singapur, wo Swatch «One More Thing» im Mai 2015 registrierte. Apple registrierte sie erstmals im Juli 2015 auf Jamaika, hängige Anträge gibt es in Israel, Australien, Indonesien und auf den Philippinen.

Swatch und Apple kommen sich in die Quere

Swatch scheinen es die Slogans des US-Giganten Apple angetan zu haben:  Ende Juli 2015 liess sich Swatch den Slogan «Tick different», registrieren - Apple-Fans kritisierten, dass dies in Anlehnung an den Apple-Slogan «Think different» sei, den Apple 1997 lancierte und jahrelang in Werbekampagnen fuhr. Es wurde vermutet, die Swatch Group bringe sich damit in Stellung gegen die Apple Watch.

Swatch-Chef Nick Hayek wiedersprach auch hier: «Wir frischen damit einen Claim aus den Anfangszeiten der Swatch auf. ‹Always different, always new›, hiess das damals in den 80er Jahren.» Mit «Think different» habe das rein gar nichts zu tun.

Redaktorin Caroline Freigang
Caroline Freigangschreibt seit 2019 für den Beobachter – am liebsten über Nachhaltigkeit, Greenwashing und Konsumthemen.Mehr erfahren