Der Vertrag mit TUI Suisse werde eingehalten, sagt Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel. Er meint damit die noch bis im Frühling 2006 geltende Vereinbarung, wonach der Reiseveranstalter einen Airbus A320 der Swiss für den Ferienflugverkehr komplett übernimmt und im eigenen kommerziellen Risiko betreibt. Im gleichen Atemzug fügt Donzel jedoch an, dass viel Bewegung im Chartermarkt herrsche und noch einiges passieren könne. Er weiss, dass TUI Suisse und Hotelplan zurzeit intensive Gespräche führen und eine enge Kooperation planen. Diese betrifft auch den Flugbereich, was die Partnerschaft zwischen Swiss und TUI Suisse in Frage stellt.
Hochfliegende Pläne
Der mittelfristige Verlust des einzigen Grosskunden ist ein neuerlicher herber Rückschlag für das Chartergeschäft der Swiss. Von einst hochfliegenden Plänen mit einer Flotte von sieben Airbus A320 ist nichts übrig geblieben. Im schrumpfenden Reisemarkt haben sich die führenden Veranstalter Kuoni und Hotelplan auf ihre eigenen Gesellschaften konzentriert und sind aus Kostengründen Kooperationen mit Billig-Airlines eingegangen. Die Swiss blieb auf der Strecke. Im letzten Jahr schrumpfte der Umsatz der noch drei verbliebenen Maschinen von 177 auf 133 Mio Fr. Nun hat der Swiss-Verwaltungsrat die Notbremse gezogen und beschlossen, die noch junge Chartermarke Swiss Sun aufzulösen. Neben der für TUI Suisse betriebenen Maschine sollen die beiden restlichen A320 in die Airbus-Flotte der Swiss integriert, jedoch weiter für Charterflüge eingesetzt werden. Angesichts der schwächelnden Nachfrage sind der Swiss aber auch zwei Maschinen für den freien Markt noch zu viel. Donzel bestätigt, dass man bestrebt sei, der Leasinggesellschaft einen A320 zurückzugeben.
Mit gutem Grund, denn in der kommenden Wintersaison drohen die beiden Flugzeuge am Boden herumzustehen. In Genf, wo die Swiss früher ein Charterflugzeug für die ganze Reisebranche stationiert hatte, steht zumindest noch bis im nächsten Frühling ein Airbus der Kuoni-Gesellschaft Edelweiss. Auch in Zürich besetzen Edelweiss und Belair das Feld und decken den Grossteil der Nachfrage ab. Bleibt noch Basel, wo die Swiss zurzeit für den Veranstalter FTI unterwegs ist. Dieser soll Gerüchten zufolge allerdings heftig mit Moritz Suters neuer Gesellschaft Hello flirten, die demnächst ihre Betriebsbewilligung erhalten dürfte.
Im Würgegriff der Piloten
Der Verlust von FTI würde der Swiss weitere empfindliche Einnahmeausfälle in Millionenhöhe bescheren, zu denen im Winterhalbjahr Leasingkosten von rund 4 Mio Fr. für die beiden A320 kommen. Eine weitere Reduktion und rasche Integration des Chartergeschäfts in die Airbus-Flotte ist aus Vernunftsgründen daher unumgänglich. Das realistische Ziel für Swiss: Im Sommer 2005 ein Charter-Airbus in Genf und einer für TUI Suisse. Allerdings setzt sich der Verband der ehemaligen Crossair-Piloten (Swisspilots) gegen die Integration der Charterflieger in die Airbus-Flotte heftig zur Wehr. Im letzten Sommer hatte sich die Swiss in einer aussergerichtlichen Vereinbarung dazu verpflichtet, 30 Vertreter von Swisspilots auf die Charter-Airbusse umzuschulen. Falls man diese Piloten nun plötzlich nicht mehr braucht, müssen gemäss dem in der Vereinbarung festgesetzten Reissverschlussprinzip ebenso viele Langstreckenpiloten entlassen werden. Hohe Wiedereinstellungs- sowie Umschulungskosten wären die Folge. Teuer wirds für die Swiss-Charterabteilung ohnehin, denn aus dem Dilemma von hartnäckigen Piloten auf der einen und kommerziellem Unsinn auf der anderen Seite kann sie sich kaum befreien, ohne Federn zu lassen.