Wohin fliegt die Swiss? Unters Dach der Lufthansa? In eine Allianz? In die Arme eines Risikokapitalgebers vom Format einer Texas Pacific Group (TPG) oder einer Permira? Oder fliegt sie doch alleine wie bisher? Die Antwort auf all diese Fragen weiss derzeit nicht einmal das Management der Swiss selber. Mehr noch, im Cockpit der Swiss ist ein Seilziehen um die künftige Strategie, Spezialabteilung Allianzfrage, im Gang. Während der Verwaltungsratspräsident Pieter Bouw und sein CEO André Dosé mit einer Allianz liebäugeln, hat sich auf der ersten Managementstufe eine Gruppe zusammengefunden, für die ein künftiger Alleingang noch nicht abgeschrieben ist. Dazu zählt gemäss Insiderinformationen Chief Operating Officer Manfred Brennwald. Die Swiss selber kommentiert dies nicht.

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Das ehemalige Swissair-Kadermitglied Brennwald hat in den letzten Monaten immer mehr an Einfluss gewonnen. Nachdem er vor eineinhalb Jahren den Swiss-Start aus der dritten Reihe – als rechte Hand von Thomas Brand, dem damaligen Chief Flight Operations und Ex-Crossair-Mitglied – miterlebt hatte, ist er Ende letzten Jahres aufgerückt und bildet heute zusammen mit Chief Commercial Officer William L. Meany und Chief Financial Officer Ulrik Svensson die starke formende Kraft im Hause.

Die gegenwärtige Gruppenbildung an der Swiss-Spitze lässt sich an Signalen ablesen. Das stärkste ist der Wechsel des Strategieberatungsunternehmens. Seit zwei Monaten ist nicht mehr die Firma Roland Berger Fluglotse der Swiss, sondern die Bostoner Bain & Company. Roland Bergers Berater plädierten permanent für eine sofortige Kapitalbeteiligung einer fremden Airline an der Swiss. Das sei der einzige Weg, die Kostenbasis zu reduzieren und die notwendige Marktmacht zu erreichen, die es erlaubt, die Flugzeuge genügend auszulasten. Unter dem Code «Projekt Blue» arbeiteten die Berger-Berater einen Plan aus, der den deutschen Branchenprimus Lufthansa hätte einbinden sollen.

Doch Roland Berger fand damit bei den Swiss-Managern und im Verwaltungsrat stetig weniger Gehör. Nicht, weil diese alle gegen die Allianz oder die Lufthansa-Idee gewesen wären, sondern aus grundsätzlichen Überlegungen. Nachdem die von Roland Berger ausgearbeitete 26/26-Strategie, mit der die Swiss 2002 gestartet war, sich immer mehr als realitätsfern herausgestellt hatte, wollte sich die Swiss bereits seit Januar vom deutschen Berater verabschieden. Ende Mai waren die Verbindungen gekappt.

Seit Ende Mai berät nun Bain die Swiss. Bain prüft nochmals alle Möglichkeiten. Diese Neubeurteilung hat die Gruppe um Manfred Brennwald forciert. Und Bains Strategen glauben, dass die Swiss alleine überleben kann. Im Juni haben sie diese Variante vor dem Swiss-Verwaltungsrat präsentiert und das Mandat erhalten, mit dem Auftrag, den unabhängigen Alleinflug auszuarbeiten.

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Bain für die Schweizer Luftfahrt tätig wird. Bei der Swissair hatte eine erste Zusammenarbeit allerdings ein unrühmliches Nachspiel. Als sich die Swissair im Jahr 1998 an der South African Airways (SAA) beteiligte, machte sie die Berufung von Coleman Andrews an die SAA-Spitze zur Bedingung für ihr Engagement. Der Amerikaner Andrews, langjähriger Partner von Bain in den USA und Sanierer der amerikanischen World Airlines, erhielt bis zu seinem Ausscheiden im April 2001 gute Zensuren für sein Wirken als operativer Chef von SAA. Erst nach seinem abrupten Abgang wurde bekannt, dass der Turnaround weniger auf operativen Fortschritten basierte als auf der Auflösung stiller Reserven.

Zudem bediente Andrews seinen früheren Arbeitgeber Bain mit dicken Aufträgen: Zwischen Juni 1998 und April 2001 strichen Andrews und Bain umgerechnet je rund 50 Millionen Franken ein – eine Summe, die auch die Swissair, damals mit 20 Prozent an SAA beteiligt, zu bezahlen hatte. Die Schweizer haben das Abenteuer Südafrika 2002 beendet und der Regierung am Kap das Aktienpaket verkauft.

Das ist Vergangenheit. Gleiches wird schon bald für das Ringen der Ideen und Gruppen in der Swiss gelten. Am 8. August wird der Verwaltungsrat der Swiss an seiner Sitzung in Basel über die künftige Allianzstrategie entscheiden müssen.