Hurrikan «Irma» hinterlässt eine Schneise der Verwüstung in Florida. Die Schäden gehen in die Milliardenhöhe. Und doch wird am Montagmorgen klar: Das Ausmass der Zerstörung dürfte am Ende kleiner ausfallen als zunächst befürchtet. Die versicherten Schäden in den USA könnten zwischen 20 und 40 Milliarden Dollar liegen, erklärte der Fachdienst Air Worldwide am Montag in einer aktualisierten Schätzung. Zunächst hatten einige Experten sogar mehr als 50 Milliarden Dollar veranschlagt.

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Der Sturm habe nicht den Weg eingeschlagen, der am meisten Schaden verursacht hätte, sagte Ulrich Wallin, CEO des Rückversicherers Hannover Re, an einer Pressekonferenz im Rahmen des jährlichen Branchentreffens in Monte Carlo. Das Enki Forschungsinstitut glaubt, selbst der Gesamtschaden könnte bei knapp 50 Milliarden Dollar liegen – also alle Schäden zusammengenommen, versichert oder nicht. Zuvor hatte dieser Wert gemäss Nachrichtenagentur Bloomberg bei 200 Milliarden gelegen.

Aktie der Swiss Re mit 4.5 Prozent im Plus

Laut Experten sind die nun erwarteten Schäden für Europas Rückversicherer durchaus verkraftbar. Entsprechend erholt zeigen sich am Montag die Aktienkurse der weltgrössten Rückversicherer. Die Titel der Swiss Re standen kurz nach Börseneröffnung mit rund 4.5 Prozent im Plus – und deutlich an der Spitze des Leitindex SMI.

Angesichts des sich abschwächenden Sturms profitierten auch die Wettbewerber: Die Aktie von Munich Re legte um über 4 Prozent, die der Hannover Rück um über 5 Prozent zu. Damit gehörten die Titel der drei Branchengrössen auch europaweit zu den besten Börsenwerten.

Swiss Re hofft auf Stabilisierung der Preise

Am Samstag hatte Swiss-Re-Präsident Walter Kiehlholz in der «Schweiz am Wochenende» darauf verwiesen, dass sein Unternehmen als weltweite Nummer zwei der Branche von «Irma» betroffen sei. Genaue Schadenzahlen seien aber noch nicht bekannt.

Ereignisse wie dieses könnten den Rückversicherungen jedoch Argumente für Preiserhöhungen liefern. Daher hofft Swiss Re auf eine Stabilisierung der Preise, wie der Konzern anlässlich der Verhandlungsrunde in Monte Carlo mitteilte. Am heutigen Montagnachmittag will der Versicherer vor Medien über sein Geschäft – und mit Sicherheit auch über aktuelle Auswirkungen von «Irma» – informieren.

Ende vergangener Woche hatten die Aktien der Rückversicherer deutlich nachgegeben, nachdem Meteorologen eine Sturmwarnung für «Irma» der Kategorie 5 herausgegeben hatten – die höchstmögliche Stufe.

«Irma» schwächt sich weiter ab

Während seines Wegs über das Festland von Florida hat sich der Hurrikan unterdessen weiter abgeschwächt: Das nationale Hurrikanzentrum stufte den Sturm auf die niedrigste Kategorie eins zurück, wie es am frühen Montagmorgen (Ortszeit) bekanntgab. Die Winde hätten sich auf bis zu 135 Stundenkilometer abgeschwächt. Zuvor waren Windgeschwindigkeiten von bis zu 229 Stundenkilometern gemessen worden. Im Laufe des Montags sollte «Irma» vom Hurrikan zum Tropensturm werden, während er über Nord-Florida zieht.

Grundsätzlich gelten Naturkatastrophen auch für die Gesamtwirtschaft als verkraftbar. So dürfte das Wachstum der US-Ökonomie in diesen Monaten zwar schwächer ausfallen und auch die Wachstumsrate im dritten Quartal leicht dämpfen. Doch im Vergleich mit dem jährlichen Bruttoinlandprodukt der USA von rund 19'000 Milliarden Dollar sind die erwarteten Schäden aus makroökonomischer Sicht vernachlässigbar.

(mit sda, bloomberg und reuters)