Der neu designierte CEO des schweizerischen Rückversicherungskonzerns Swiss Re hätte sich seinen Einstand wohl anders vorgestellt. Die Finanzmärkte hatten zwar den jüngst angekündigten Wechsel an der Swiss-Re-Spitze von John Coomber zu Jacques Aigrain wohlwollend aufgenommen, und endlich war wieder etwas Aufwärtsbewegung in den seit Monaten bei 80 Fr. dümpelnden Aktienkurs gekommen, doch schon ist wieder Schluss: Zu Beginn der Woche brauste der Hurrikan «Katrina» über die Südstaaten der USA und belastete prompt den Aktienkurs des Rückversicherers.

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Möglich, dass der Hurrikan als kostspieligster Wirbelsturm, den die USA je getroffen hat, in die Annalen eingehen wird. Die höchsten versicherten Schäden hatte bisher 1992 «Andrew» mit 20,9 Mrd Dollar hinterlassen. Noch ist die Höhe der «Katrina»-Zerstörungen nicht bekannt ebenso wenig, wie stark die Bücher von Swiss Re belastet sein werden. Im Vorfeld der Erneuerungsrunde, die Mitte September traditionsgemäss in Monte Carlo stattfindet, lässt sich aber sagen, dass «Katrina» die Rückversicherungsprämien stützen dürfte.

Aggressiver auftreten

Das dürfte eine gute Nachricht für Jacques Aigrain sein, der sein Amt zu Jahresbeginn 2006 antreten wird. Dass es sich beim neuen CEO um einen Investmentbanker handelt, der Wall Street erprobt ist, erstaunt nicht. Der 51-jährige französisch-schweizerische Doppelbürger, der von 1986 bis 1992 für J.P. Morgan in New York eine Abteilung für Fusionen und Übernahmen aufbaute und danach zum Co-Leiter des Bereichs Corporate Finance der Investmentbank aufstieg, soll der Swiss Re zu einem aggressiveren Auftritt verhelfen und dies nicht zuletzt aufgrund des seit Jahren enttäuschenden Aktienkurses. Im Januar 2001 lag er bei 197.25 Fr. Die Finanzgemeinde hatte in den letzten Monaten immer stärker moniert, Swiss Re nehme die Interessen der Aktionäre zu wenig wahr.

Als Zeichen dafür, dass diesbezüglich eine neue Ära eingeläutet werden soll, wird die angekündigte Dividendenerhöhung von 1.60 Fr. auf 2.50 Fr. gewertet. Dazu passt auch die Aussage Aigrains: «Ich bin ein Mann mit grossem Enthusiasmus, sowohl im Privatleben wie in meinen sportlichen Aktivitäten.»

Aigrain, der 2001 in die neu geschaffene Swiss-Re-Konzerneinheit Financial Services geholt wurde, folgt auf Coomber, dem es gelang, die angeschlagene finanzielle Stabilität von Swiss Re nach den Terrorattacken auf das World Trade Center und dem Börsencrash wiederherzustellen. Der Wechsel an der Konzernspitze war im Zusammenhang mit dem Umbau der Führungsstruktur vorbereitet. Vor einem Jahr war Aigrain zum Stellvertreter Coombers ernannt worden.

(in Mio Fr.)1. HJ 1. HJ

20042005%

Prämien 14142131757

Konzerngewinn144113536

Combined Ratio (%)96.195.5

Eigenkapital 191772198215

ROE (in %)15.613

FAZIT

Swiss Re hat in den letzten Monaten, wenn auch unspektakulär, die Hausaufgaben gemacht und die finanzielle Stabilität wieder hergestellt. Die in Aussicht gestellte Dividendenerhöhung und mögliche Aktienrückkäufe machen die Wertpapiere zu einem langfristig interessanten Investment.



4. Jahrestagung für die Versicherungswirtschaft: Insurance Forum

Am 8. und 9. November 2005 trifft sich die Versicherungsbranche im Swiss Re Centre for Global Dialogue in Zürich-Rüschlikon zur «4. Jahrestagung Insurance Forum 2005». Im Fokus der Veranstaltung stehen die regulatorischen Entwicklungen sowie die entscheidenden Weichenstellungen in Aufsichtsfragen wie der Swiss Solvency Test und die Solvency II-Bestimmungen auf schweizerischer und europäischer Ebene. Information und Anmeldung bei: Euroforum HandelsZeitung Konferenz AG, Seestrasse 344, 8027 Zürich, Telefon +41 44 288 94 64, E-Mail: monika.lusser@euroforum.ch, oder auf www.euroforum.ch.