Mehr Schweizer Authentizität statt asiatische Wellness-Anlagen. Weniger Gleiss-Licht in der Hotel-Lobby. Mehr Gemütlichkeit an der Bar: Schweizer Touristiker sollten sich mehr auf ihre Eigenheiten besinnen, sagt Tyler Brûlé.

Der Swissness-Stilpapst stösst nicht zum ersten Mal in dieses Horn. In der Schweiz kennt man den kanadischen Medien-Unternehmer, seit er 2001 einen Zehn-Punkte-Plan für eine neue nationale Airline vorstellte. Nach dem Grounding der Swissair gestaltete er Logo und Corporate Design der neuen Airline Swiss.

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Versuchts doch mal mit Gemütlichkeit

Am Swiss Hospitality Investment Forum in Basel las Brûlé hiesigen Hoteliers die Leviten. Er stört sich daran, dass die Schweizer zu sehr bemüht seien, sich an internationale Standards anzupassen. Das sei falsch: «Die Reisenden dieser Welt kommen ja nicht in die Schweiz um ein thailändisches Wellnesserlebnis zu geniessen.»

«Unsere ausländischen Gäste kommen, pauschal gesagt, um die Berge zu erleben, die Natur, das Wetter, die Gemütlichkeit, die Menschen. Und natürlich auch unsere Städte, eben weil sie Schweizer Städte sind, gemütlich und stimmungsvoll.»

Heisse Trends aus Japan, England....

Selber lässt sich Brûlé gerne international inspirieren. Hot-Spots ortet der Trend-Surfer vor allem an drei Orten: Im Hotel Chiltern Firehouse in London. Die ehemalige Feuerwache sei sehr sorgfältig restauriert worden und hätte dabei den Charme des vorletzten Jahrhunderts und den ganzen geschichtlichen Kontext respektieren können.

Mögen andere Reise-Profis von Airlines wie Emirates oder Etihad schwärmen, so schaut der Trend-Guru nach Japan: Brûlé von der Ersten Klasse der Japan Airlines, die sowohl vom Design wie von der Dienstleistungspalette her den höchsten Ansprüchen gerecht werde. Zum Angebot gehören Relax-Kleider zum Umziehen, Pflegeprodukte, tragbare Luftmassagegeräte, Medikamente und eine breite Shopping-Palette. Alles im typisch-japanischen Stil; also authentisch und unaufgeregt.

.....und aus dem Südtirol

Als hervorragendes Beispiel bei den Destinationen stellt Tyler Brûlé die Gemeinde Bad Dreikirchen im Südtirol vor. Dreikirchen ist ein beliebtes Wanderziel und eigentlich nur zu Fuss erreichbar. Es gibt dort viele uralte Gebäude, Gasthöfe und eben drei Kirchen. Der Ort hat nichts von seiner Persönlichkeit und Eigenheit eingebüsst und gilt in der heutigen schnellen medialen Welt als Paradebeispiel für ruhiges qualitätsorientiertes Sein.

Seine Ausführungen schloss Brûlé in Basel mit einem neuen, alten Slogan: «Old School is New School».

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