Die Fesseln sind gesprengt. Die Postfinance verkauft ihre Anteile am Fintech Yuh an die Bank Swissquote, mit der zusammen sie das Start-up bisher als Joint Venture geführt hat. Das teilten die Partner am vergangenen Freitag mit. Gegenüber der Handelszeitung sagt Swissquote-Chef Marc Bürki nun, wie es weiter geht. Denn die Pläne dafür liegen schon länger auf seinem Tisch.

«Wir wollen mit Yuh ins Ausland gehen», sagt Bürki. «Schliesslich kommen die Ausländer – Firmen wie Revolut oder N26 – ja auch zu uns.» Die Schweiz sei zwar ein guter Markt für das Start-up Yuh, das mittlerweile profitabel arbeitet. «Aber sie hat nun mal nur neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.» Und Grösse sei im Massengeschäft, in dem Yuh unterwegs sei, entscheidend.

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Postfinance war skeptisch

Bekannt ist, dass die Postfinance einer solchen Expansion kritisch gegenüberstand. Postfinance-Chef Beat Röthlisberger sagte Anfang Jahr an einer Tagung der «Finanz und Wirtschaft», dass der Staatskonzern dafür nicht der richtigen Partner sei. Bürki bestätigt: Bei einer gemeinsamen Eigentümerschaft hätten sich zahlreiche Fragen gestellt: «Welche Marken verwendet man? Lässt sich das Netzwerk von Swissquote nutzen?»

Als «Yuh by Swissquote» werde die Expansion einfacher, erklärt Bürki. Man wolle «onshore» mit einer europäischen Lizenz arbeiten, möglicherweise über die Swissquote-Tochter in Luxemburg. Am Produkt werde man nichts ändern, so Bürki, «das ist gut». Aber es müsse natürlich an die europäischen MIFID-Regeln angepasst werden. Im laufenden Jahr werde man wohl noch keine konkreten Auslandschritte ankünden können. «Aber wir können uns vorstellen, das 2026 anzupeilen.»

Swissquote prüft Sitzverlagerung von Yuh

Auch in der Schweiz stehen Veränderungen an. Man überlege sich, den Yuh-Firmensitz von Gland VD nach Zürich zu verlegen. Die Deutschschweiz sei derzeit Yuhs wichtigster Markt, und ein grosser Teil der Angestellten befinde sich bereits am Standort Zürich.

Postfinance-Chef Röthlisberger wird sich derweil aus dem Swissquote-Verwaltungsrat zurückziehen. Markus Fuhrer, COO der Postfinance, bleibe jedoch Mitglied, so Bürki. Man arbeite weiterhin eng mit der Postfinance zusammen, etwa im Aktienhandel.

Und noch etwas habe für die Auflösung der Joint-Venture-Struktur gesprochen, sagt Bürki. «Upselling war ein schwieriges Thema. Was, wenn ein Yuh-Kunde komplexere Bedürfnisse entwickelt?» Im Joint Venture sei die Weitervermittlung an eine der beiden Eigentümerbanken eine komplizierte Sache gewesen. «Nun können wir diesen Kunden einfacher ein Angebot von Swissquote machen.»