An eine Begegnung mit Beat Curti erinnere ich mich besonders: Es war im September 1993, ich hatte als BILANZ-Journalist ein Buchmanuskript fertig gestellt über die Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli und über die Irrungen und Wirrungen des Firmenpatrons Rudolph R. Sprüngli. Curti, damals Besitzer des Jean Frey Verlages, war von diesen Recherchen insofern tangiert, als Sprüngli Lieferant für Curtis Pick-Pay-Filialen war und die Firma auch als Anzeigenkunde einige Bedeutung hatte. So sass ich also im Chefbüro und hatte ein mulmiges Gefühl, schliesslich hatten nur Tage zuvor die Hausjuristen schwerste persönlichkeitsrechtliche Bedenken gegen die Publikation geäussert, und das Projekt stand auf der Kippe. Beat Curti aber liess sich erst gar nicht auf eine Diskussion ein. Er wolle das Manuskript erst lesen, wenn es gedruckt sei, meinte er, und das gehe ja nur, wenn das Buch auch auf den Markt komme. Es ist dies eine kleine Episode, aber eine typische für Beat Curti: Er verfolgte zwar alle möglichen unternehmerischen Interessen, aber seine zeitweilige Rolle als Verleger hat er besonders geliebt.

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Zehn Jahre nach dieser Begegnung, am 10. Juni 2003 abends gegen 18 Uhr, trat Beat Curti «von der Bühne der Unternehmer ab», wie der «Tages-Anzeiger» notierte – der Detailhändler hatte sich mit dem Verkauf seiner Bon appétit Group an den Rewe-Konzern von seinem letzten Unternehmen getrennt. Curti war eine Ausnahmeerscheinung unter den heimischen Unternehmern. Eine schillernde Persönlichkeit, die praktisch aus dem Nichts ein zeitweise milliardenschweres Detailhandels- und Verlagsimperium aufbaute, und einer, der die Gemüter stets erhitzte, so auch bei seinem Abgang. «Eine Klasse für sich» sei er gewesen, schrieb Hildegard Schwaninger in der «Weltwoche»; für den «Tages-Anzeiger» war er jedoch nur ein «Problemfall statt dritte Kraft». Einer wollte es genauer wissen: Wochenlang recherchierte Urs Kern für seine Beat-Curti-Story – für den Wirtschaftshistoriker bedeutete dies auch einen Ausflug in die eigene Geschichte. Kern war Mitte der Achtzigerjahre Redaktor bei der BILANZ gewesen, jenem Blatt also, das Beat Curti im November 1977 mitgegründet hatte.

27. März: Die britische «Financial Times» rief aus Anlass des 25-Jahre-Jubiläums ihrer internationalen Ausgabe ihre Leser dazu auf, den einflussreichsten Business-Leader des vergangenen Vierteljahrhunderts zu erküren. «And the winner is», notierte die Zeitung, «Daniel Vasella.» Dass dieser erst seit 1996 die Novartis führt, tut dem Urteil der «Financial Times»-Leser offenbar keinen Abbruch. Die BILANZ hat in einem ausgeklügelten Verfahren Macht und Einfluss von über 400 Schweizerinnen und Schweizern aus Wirtschaft, Politik, Kultur und anderen Bereichen eruiert. Zumindest in einem Punkt gehen wir mit der «Financial Times» einig: Vasella war in der Tat der einflussreichste Businessman – aus unserer Sicht allerdings, da geben wir uns bescheidener, nur im vergangenen Jahr.

1. April: Der Auftrag, den Kurt W. Zimmermann gefasst hat, hätte einem Detektiv vom Schlage eines Philip Maloney zur Ehre gereicht: die Golf-Handicaps der CEOs zu recherchieren und der Frage nachzugehen, ob zwischen Golf-Handicap und Managerperformance möglicherweise ein verborgener Zusammenhang existiert. Zimmermann, selbst aufstrebender Golfer, bestand seinen Test mit Bravour – er suchte mehr als 200 Handicaps über alle möglichen Schleichwege zusammen. An einem ist aber auch er gescheitert: einen Topmanager dazu zu bewegen, sich auf dem Golfplatz mit dem Schläger in der Hand ablichten zu lassen. Selbst ein (nicht als Aprilscherz gedachtes) Telefonat mit einem besonders medienfreundlichen Topshot brache keine Abhilfe: «Wo denken Sie hin», meinte dieser, «das ist intimer als ein Schnappschuss mit der Freundin».