Spiel, Satz und Sieg ? Patty Schnyder.» Diese Worte lagen Rolf Studer vor Jahresfrist wie Musik in den Ohren. Dem Sponsoringdirektor von Peugeot Schweiz ist es recht, wenn beim Swissom Challenge eine Schweizerin für Furore sorgt. Dann steigt das öffentliche Interesse für das Zürcher Damen-Tennisturnier ? und damit auch die Beachtung für die französische Automarke, die als Ko-Sponsor auftritt.

Der letztjährige Sieg der Baslerin spendete den Turnier-Verantwortlichen Trost in einer harten Zeit. Denn Tennis befindet sich seit Jahren auf einer Talfahrt. Besonders im Damen-Bereich wird es immer schwieriger, lukrative Sponsoren-Verträge abzuschliessen. Auch beim Titelsponsor des Turniers ist Tennis längst nicht erste Wahl. Gemäss Swisscom-Sponsoring-Leiter Gabriel Gisler engagiert sich der Konzern künftig vor allem im Skisport und Fussball. Der Vertrag mit dem Tennisturnier läuft bis 2005. «Dann sehen wir weiter», so Gisler.

Ähnlich tönt es bei Peugeot. Das Engagement geht ins letzte Jahr. «Die Gelder sitzen nicht mehr so locker in der Tasche», weiss Rolf Studer. Die Kostenfrage wird über eine Vertragsverlängerung entscheiden. Diese werden mit dem Umzug des Turniers ins umgebaute Hallenstadion in zwei Jahren vermutlich steigen.

*Attraktivität sinkt auch wegen hohen Tarifen*

Für Branchenkenner lassen sich die hohen Tarife für Werbeflächen an Tennisturnieren kaum mehr rechtfertigen. «Trotz Publikumsschwund wird oft an überhöhten Preisen festgehalten», kritisiert Willy Brockes, Geschäftsführer der Europäischen Sponsoring-Börse (ESB) in St. Gallen. Damit werden potenzielle Geldgeber abgeschreckt. Dass der «weisse Sport» bei den Sponsoren an Attraktivität verloren hat, belegt eine Studie. Sie wurde von ESB im letzten Jahr zusammen mit dem Zürcher GfS-Forschungsinstitut durchgeführt. Dabei wurden 99 Schweizer Unternehmen zur Entwicklung des Tennis im Sponsoring-Bereich befragt. Auf einer Skala von ?100 bis +100 wurde der Sport auf ?14 eingestuft. Das heisst: Die Betriebe prophezeien der Tennisbranche Einbussen von 14%.

Schlechter schneiden nur die Leichtathletik (?17) und der Radsport (?49) ab, während dem Fussball (+2) und Eishockey (+10) gute Chancen eingeräumt werden. Die befragten Unternehmen decken gemäss Brockes zusammen rund 165 Mio Fr. und damit einen Drittel des Schweizer Sport-Sponsoring-Volumens ab.Solche düsteren Aussichten können Roger Brennwald nicht beeindrucken. Der Direktor der Davidoff Swiss Indoors in Basel, die eine Woche nach den Swisscom Challenge stattfinden, ist mit der Sponsoring-Situation zufrieden. Das Turnier hat sich in nationalen Wirtschaftskreisen einen hervorragenden Ruf erarbeitet. «Wir könnten auf dem Centre Court einen Seilzieh-Wettkampf veranstalten, und die Halle wäre dennoch gefüllt», ist Brennwald überzeugt.

Diese Meinung teilt Patrick Netzer vom Titelsponsor Davidoff nicht ganz. «Erster Beweggrund für unser Engagement ist der hochstehende Tennis-Sport», erläutert er. Seit zehn Jahren ist Davidoff dabei. Der in zwei Jahren auslaufende Vertrag dürfte erneut verlängert werden. Dasselbe gilt für die übrigen Sponsoren.

Mit einem Budget von 12,5 Mio Fr. bewegt sich Basel gemäss Brennwald in einer anderen Kategorie als das Zürcher Damen-Turnier. Der Sponsoring-Anteil am Gesamtetat liegt bei rund 9 Mio Fr. Beim diesjährigen Swisscom Challenge beträgt das Budget 7,8 Mio Fr., wovon gemäss Turnierdirektor Beat Ritschard rund 5,5 Mio Fr. dem Sponsoring zuzuschreiben sind. «Unsere Zahlen sind geprüft, die in Basel hingegen nicht», kontert Ritschard seinen Basler Kollegen. Dennoch räumt er ein, dass der Vorsprung von zehn Jahren, die das Basler Turnier schon länger Bestand hat, in der Sponsoren-Gunst kaum wettzumachen sind.

*Lieber einzelne Stars als Turniere finanzieren*

Neue Impulse für das Damen-Tennis wünscht sich Ritschard deshalb auch von Spielerinnenseite. «Seit dem Rücktritt von Martina Hingis hat das öffentliche Interesse nachgelassen», gibt er zu. Patty Schnyder löse weniger Emotionen aus. Gleichzeitig hat Roger Federer bei den Herren für einen Boom gesorgt. Darüber ist man in Basel froh. «Seine Erfolge helfen uns, das Turnier besser zu vermarkten», sagt Roger Brennwald.

Diese zusätzlichen Gelder stehen aber in keinem Verhältnis zu den persönlichen Einnahmen Federers dank seinen Werbepartnern. Der Innerschweizer Milchprodukte-Konzern Emmi unterhält mit dem Basler ein Personen-Sponsoring, von welchem der Tennissport nicht profitiert. «Wir hatten Anfragen von Turnierorganisatoren», sagt Werbeleiter Torsten Fankänel. Emmi hat überall abgewunken. Personenkult ist im Tennis keine Ausnahme, sondern die Regel. Ein Beispiel ist die Russin Anna Kournikowa, die noch kein Turnier gewonnen hat, bezüglich Werbe-Einnahmen aber an der Spitze liegt. Ihr attraktives Äusseres gepaart mit einem zickigen Gehabe auf dem Platz wirkt auf Sponsoren wie ein Magnet.

Typen wie Kournikowa oder früher Yannick Noah und John Mc- Enroe sorgten dank ihrer Persönlichkeit auch für zusätzliche Sponsoringgelder in den Turnierkassen. «Anna ist ein Unikat und nicht zu kopieren», bedauert Beat Ritschard die verletzungsbedingte Abwesenheit der Russin. Mit mehr Spielerinnen von ihrem Schlag im Turnier-Tableau könnte er die kommenden Vertragsverhandlungen mit Swisscom, Peugeot und den restlichen Sponsoren wohl aus einer besseren Position in Angriff nehmen.

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