Wenn sich drei starke Partner zusammentun, dann sollte nichts mehr schief laufen», sagt Hans-Peter Pleisch, CEO der Davos-Klosters Bergbahnen AG. Deren Geburt, eine Fusion der Davos Parsenn-Bahnen, der Luftseilbahn Klosters-Gotschnagrat-Parsenn sowie der Brämabüel & Jakobshorn AG, ist diese Woche besiegelt worden. Mit einem Umsatz, der sich mit Nebengeschäften in Gastronomie und Hotellerie auf über 70 Mio Fr. beläuft, ist ein neuer Riese unter den Schweizer Bergbahnen entstanden. Pleisch spricht von einer «marktgerechten Grösse» und hofft auf Synergien beim Marketing und Einkauf.

*Grosse Investitionen und erhebliche Schuldenlast*

Letzteres ist besonders wichtig, in den nächsten Jahren müssen nämlich 40 Mio Fr. investiert werden, in die Erneuerung der Transport- und in Beschneiungsanlagen. Die Fusion wird, auch wenn sie Branchenexperten als richtigen Schritt taxieren, nicht automatisch sämtliche Probleme lösen. Zwar ist - ausgehend von den bisherigen Zahlen - künftig mit einem stolzen Cashflow von 20 Mio Fr. zu rechnen. Weniger erfreulich sind aber eine Schuldenlast von 100 Mio Fr. und eine dünne Eigenkapitalquote von 20%.

Mitten in Geburtswehen stecken auch die Lenker Bergbahnen. Sie werden am 16. November als Zusammenschluss dreier bisheriger Gesellschaften operativ aktiv. Auch hier versprechen sich die Verantwortlichen von der Massnahme grössere Ertragsstärke. Hinter der Vereinigung liegt eine lange Geschichte. Pläne einer Fusion mit den Bergbahnen in Adelboden wurden lange gewälzt und schliesslich verworfen. Dann musste bei den verschuldeten Metschbahnen ein Kapitalschnitt von 95% bewilligt werden. Schliesslich waren auch rechtliche Hindernisse zu beseitigen, damit eine Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft eingebracht werden konnte. Jetzt sind grundsätzlich die Weichen für die Zukunft gestellt, aber auf Geldsuche ist man im Berner Oberland weiterhin. Bei einem Umsatz von 10 Mio Fr. und einem Cashflow von 3 Mio Fr. möchten sich die Lenker Bergbahnen mittelfristig aus eigener Kraft erneuern können.

Im Moment kann aber davon nicht die Rede sein. «In den nächsten fünf Jahren müssen wir 14,2 Mio Fr. investieren für eine Sesselbahn und für die Beschneiung», erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Markus Walker. Das Rezept zur Geldbeschaffung ist - wie bei den meisten Bergbahnen - bunt gemischt: Erhöhung des Aktienkapitals, Darlehen der Gemeinde, zinslose Investitionshilfen, Bankkredite. Gefordert sind jetzt Aktionäre, Bürger, Banken und Beamte - private und öffentliche Geldgeber also.

Schwerer mit einer schon seit Jahren ins Auge gefassten Fusion tut sich das Saanenland. Die Interessen von zwölf Gesellschaften, acht Gemeinden und zwei Kantonen sind unter einen Hut zu bringen. An Investitionen von 77 Mio Fr. wollen Bund und Kantone 24 Mio und die Gemeinden 20 Mio Fr. beisteuern. «Diese Gelder fliessen aber nur unter der Bedingung einer Fusion», sagt Andreas Hurni, Gemeinderatspräsident von Saanen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen soll jetzt endlich eine Lösung auf dem Tisch sein, der alle Beteiligten in den nächsten Monaten zustimmen dürften.

*Keine Einigung auf der Lenzerheide*

Ganz vom Tisch ist hingegen eine Fusion auf der Lenzerheide, obwohl es laut Norbert Patt, Direktor der Rothornbahnen, wirtschaftlich nur Vorteile brächte. Aber in längeren Verhandlungen sind sich die beiden Partner nicht näher gekommen, zu unterschiedlich war die Ausgangslage. Die hochrentablen Lenzerheide Bergbahnen, zur Hälfte im Besitz der Gemeinde, fanden letztlich den Draht nicht zu den nur mittelmässig profitablen privaten Rothornbahnen, die zudem grosse Pläne hegen, ihre Skiarena mit Arosa zu verbinden. Die entsprechend notwendigen 25 Mio Fr. wirkten offensichtlich auf den potenziellen Partner abschreckend.

Nur glückliche Töne sind aus Zermatt zu vernehmen. Am Fusse des Matterhorns haben sich vor anderthalb Jahren sämtliche Bahnen vereinigt. «Das Gärtlidenken ist Vergangenheit, die touristischen Akteure vor Ort ziehen endlich am selben Strick», frohlockt Christen Baumann, CEO der Zermatt Bergbahnen AG. Er hat bei einem Umsatz von 81 Mio Fr. (im ersten verlängerten Geschäftsjahr) und einem beneidenswerten Cashflow von 36 Mio Fr. leicht reden. Jene 75 Mio Fr., die allein in den letzten zwei Jahren ins Skigebiet investiert worden sind, haben ihm kein Bauchweh bereitet. Wer ein Matterhorn als Kulisse hat, braucht bei der öffentlichen Hand nicht um Franken und Rappen zu betteln.

Auch die Grindelwald-Firstbahnen, bei denen seit zwei Jahren die solventen Jungfraubahnen Mehrheitsaktionär sind, strotzen nach schwierigeren Jahren schon fast wieder vor Gesundheit. Sie profitieren jetzt - dank einer Umschuldung - von günstigeren Zinskonditionen, von der Bekanntheit des neuen Besitzers und von längst erledigten Hausaufgaben. Geschäftsführer Christoph Egger kann, weil in den letzten Jahren die Anlagen bereits erneuert worden sind, melden: «Wir haben im Moment keinen Investitionsbedarf.»

*Experte Bieger sieht gute Ansätze in Laax/Flims*

Für Tourismus-Professor Thomas Bieger von der Universität St. Gallen sind Fusionen nicht das grundsätzliche Allheilmittel für kränkelnde Bergbahnen. «Es muss gut überlegt werden, ob ein solcher Schritt operativ weiterhilft, oder ob es nur eine kosmetische Massnahme ist», gibt er zu bedenken. Viele Bergbahnen erreichten damit aber zumindest die kritische Mindestgrösse, um sich ein professionelles Management leisten zu können.

Ein lokaler Zusammenschluss sei aber bloss ein erster Schritt, mahnt er und erklärt: «Der horizontalen muss eine vertikale Integration folgen.» Gute Ansätze beobachtet er in Davos und in Laax/ Flims, wo die Bergbahnen sich kräftig in der Hotellerie, Gastronomie und der Skivermietung engagieren. Einen weiteren Schritt auf dem Weg zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der grösseren Bergbahnen sieht Bieger in Megafusionen nach amerikanischem oder französischem Vorbild: Verschiedene Skidestinationen also unterm Dach einer börsenkotierten Holding.

Doch davon sind die Schweizer Bergbahnen noch weit enfernt. Wenn selbst die Fusion im gleichen Talkessel nicht leicht fällt, wird sie über die Talgrenzen hinweg unmöglich.

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