BILANZ: In der Schweiz gehen die Übernachtungszahlen zurück, im Südtirol legten sie letztes Jahr um drei Prozent zu. Wie machen Sie das bloss?

Christoph Engl: Südtirol positioniert sich als Genussland, als nördlichste Region Italiens mit Weinbergen, Palmen und hohen Bergen.

Wie erfährt die Welt davon?

Die im Jahr 2000 gegründete Südtirol Marketing Gesellschaft ist privatwirtschaftlich organisiert, erhält aber jährlich 11,2 Millionen Euro von der öffentlichen Hand. 3,5 Millionen kommen von privaten Geldgebern dazu, die Südtiroler Produkte herstellen, und von touristischen Körperschaften.

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Welche Botschaft wird mit diesem Geld verbreitet?

Südtirol wird als Ganzes promotet, eine kontrastreiche Symbiose aus Natur, Kultur, Landwirtschaft und Tourismus. In einem Werbespot sind die blühenden Obstplantagen und Rad fahrende Touristen zu sehen. So promoten wir die landwirtschaftlichen Produkte und den Tourismus zusammen – offenbar so erfolgreich, dass man das Südtirol nicht selten als ein eigenes Land wahrnimmt.

Arbeiten Sie auch mit Partnern zusammen?

Wir realisieren zum Beispiel in unserer Region Modeaufnahmen für das Haus Ermenegildo Zegna. Im Prospekt heisst es dann: «Zegna und das Südtirol – das Beste von Italien.» Dieser Transfer, der beiden Partnern nützt, funktioniert mit hochwertigen Marken, ob es sich um Automobile, Mode oder Uhren handelt.

Wie wichtig ist der Schweizer Markt?

In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Übernachtungen von Schweizer Gästen um ein Drittel. Schweizer mögen Genussferien, sind kaufkräftig und wollen Qualität, die sie bei uns zu einem reellen Preis bekommen. Weil die Schweizer die schönsten Berge haben, positionieren wir das Südtriol dort als mediterranes Genussland.

Und wie beurteilen Sie den Tourismus in der Schweiz?

Wir haben immer grosse Bewunderung für den Schweizer Tourismus gehegt. Doch für Südtiroler gilt die Schweiz heute als unerschwinglich.

* Christoph Engl ist in Bozen geboren und lebt dort. Er absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften und war unter anderem zwölf Jahre Direktor des Südtiroler Hotelier- und Gastwirteverbandes. Seit 2001 ist er Direktor der Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG).