Das Warenhaus Jelmoli an der Zürcher Bahnhofstrasse wird per Ende 2024 geschlossen. Wie die Besitzerin, die Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site (SPS), in einer Mitteilung vom Montagmorgen schreibt, wolle man das Zürcher Geschäft nicht länger betreiben, da kein neuer Partner für den operativen Betrieb gefunden wurde. Von den Plänen betroffen sind 850 Angestellte.

Weiter heisst es: «Der Verwaltungsrat und die Gruppenleitung von Swiss Prime Site haben beschlossen, das Jelmoli-Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse umzubauen und nachhaltig weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang ist vorgesehen, die Retailflächen an die aktuellen Marktbedürfnisse anzupassen und das Gebäude um neue Nutzungsarten zu ergänzen.» 

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Vergebliche Suche nach Käufer

Das Warenhaus Jelmoli hat gemäss dem Sprecher über die letzten sieben Jahre einen Verlust von rund 45 Millionen Franken angehäuft. SPS hat zuletzt einen Käufer gesucht, der das Verkaufsgeschäft - nicht aber das Gebäude - übernehmen wollte, ist dabei allerdings nicht fündig geworden. «Die intensiven Gespräche mit zahlreichen möglichen Partnern führten bis heute nicht zum erwünschten Erfolg», heisst es in der Mitteilung.

Der Umbau erfolgt voraussichtlich ab Anfang 2025 und soll zwei Jahre dauern. Die SPS beabsichtigt, über 100 Millionen Franken in das Entwicklungsprojekt zu investieren. Die Wiedereröffnung der Liegenschaft ist für Anfang 2027 geplant, dann werden in den unteren Geschossen neu gestaltete, hochwertige Retailflächen mit rund 10 000 Quadratmetern zur Verfügung stehen. Dafür zieht die SPS bestehende Mieter und Mieterinnen in Betracht, aber ist auch offen für neue Formate und Marken.

Auch Jelmoli-Läden am Flughafen gehen zu

Jelmoli hat nebst dem Haupthaus an der Bahnhofstrasse noch ein Lager in Otelfingen und zwei Filialen am Zürcher Flughafen. Laut dem Sprecher werden auch diese Ende 2024 geschlossen. Die Verträge, die dann auslaufen, würden nicht verlängert.

Dabei hat sich Jelmoli erst 2019 im neuen Prestige-Gebäude «The Circle» am Flughafen eingemietet. Kurz nach der Eröffnung ist allerdings die Corona-Pandemie ausgebrochen und die Verkäufe liefen nie so richtig an. Auch der Online-Shop, in den zuletzt viel investiert wurde, wird per Mitte Jahr wieder geschlossen, wie der Sprecher sagte. Dieser wurde aufgebaut, als die Verkäufe durch die Pandemie gebremst wurden. Leider sei er nicht so eine Ertragsstütze gewesen wie erhofft, sagte der Sprecher.

Mit der Schliessung des Warenhauses verlieren insgesamt 550 eigene Angestellte von Jelmoli sowie weitere 300 Mitarbeitende, die für die im Gebäude eingemieteten Läden arbeiten, ihren Job. Sie haben nun noch bis Ende 2024 Zeit, um sich eine neue Arbeit zu suchen.

Personelle Änderungen auch in der Chefetage

Nina Müller, seit 2020 Geschäftsführung von Jelmoli seit und SPS-Gruppenleitungsmitglied, wird laut Angaben im Frühjahr oder bis spätestens Ende Juni 2023 das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Mit ihrem Abgang wird Jelmoli nicht mehr in der Gruppenleitung der Swiss Prime Site vertreten sein. Reto Braegger, derzeit Chief Merchandise Officer, wird die Leitung von Jelmoli direkt übernehmen.

Die 850 betroffenen Mitarbeitenden wurden am Montagmorgen informiert. Müller kommentiert das Geschehen: «Ich bedauere zutiefst, dass keine andere Lösung für das Warenhaus in der heutigen Form gefunden werden konnte.» Sie erläutert weiter, sie habe alles darangesetzt den Entscheid abzuwenden und hätten auch viel erreicht, «aber leider nicht genug».

Geschäftsjahr 2022 trotz Umbaupläne positiv

Die SPS gibt bekannt, dass das Transformationsprojekt «Jelmoli-Haus» die Rechnung des Geschäftsjahres 2022 einmalig mit rund 34 Millionen Franken belastet. Trotz der Sonderaufwendungen hätte die Swiss Prime Site im Geschäftsjahr 2022, die gesetzten Ziele erreichen können, heisst es in der Mitteilung. Die Publikation der Jahreszahlen ist auf Donnerstag, dem 9. Februar 2023, angesetzt.

Nicht das erste Traditionshaus, das schliesst

Im September 2019 verkündete Manor, das Geschäft an der Bahnhofstrasse zu schliessen. Vorausgegangen ist ein Streit mit der Verwaltung Swiss Life. Das Areal wird zurzeit umgebaut, die Wiedereröffnung ist auf Herbst 2023 gesetzt.

Swiss Life CIO Stefan Mächler am Hauptsitz des Lebensversicherers
«Das Manor-Gebäude war unverkäuflich»

Swiss-Life-Anlagechef Stefan Mächler sagt im Interview, warum er die Liegenschaft an der Bahnhofstrasse nicht an Manor verkaufen wollte.

(dob/rul/sda)