Fast könnte man meinen, Donald Trump habe Bernard Arnault zum persönlichen Europa-Botschafter ernannt. Der reichste Mann Europas, unangefochtener König der Luxusgüterindustrie, outete sich diese Woche an der Bilanzpräsentation von LVMH als «First Buddy». Er habe, so Arnault, der mit seinen Kindern Delphine und Alexandre Trumps Gast an der Amtseinführungsfeier war, «in den USA einen grossen Optimismus gespürt». «Fast wie eine kalte Dusche» sei es da gewesen, nach Frankreich zurückzukehren. Er bemängelte hohe Steuern, fehlende Subventionen, zu starke Regulierung. Selbst für Elon Musk fand Arnault lobende Worte: «Es braucht auch bei uns jemanden wie in den USA, der die Bürokratie ein wenig beschneidet.»
LVMH D.C.?
Arnaults Kuschelkurs mit einem machtversessenen, potenziell gefährlichen Präsidenten, der nicht einmal davor zurückschreckt, rechtsnationale Kriminelle zu begnadigen, und mit seinem milliardenschweren Helfershelfer mag zu einem Frankreich des Absolutismus passen, ist aber mittelfristig heikel. Für seinen Ruf. Und für sein Geschäft.
«Arnaults Kuschelkurs mit einem machtversessenen Präsidenten ist heikel. Für seinen Ruf. Und für sein Geschäft.»
Sicher: Die USA und ihre von wenigen Tech-Unternehmen hochgedopte Wirtschaft sind derzeit das Mass aller Dinge. Nach dem Einbruch in China sind die amerikanischen Luxuskonsumenten und -konsumentinnen jene, die den Ausfall in China am ehesten kompensieren können. Absehbar ist aber bereits, dass der Arnault-Kumpel im Weissen Haus fatale wirtschaftspolitische Entscheide treffen und den amerikanischen Markt – Weltwirtschaft inklusive – in die Krise stürzen wird.
Als Geschäftsmann will man dann – sollte man meinen – nicht als Steigbügelhalter eines Politikers dastehen, der die Welt in ein Tal der Tränen geführt hat. Vor allem nicht als europäischer Geschäftsmann, der am langfristigen Gedeihen seines einzigartigen Familienimperiums interessiert ist.
An der Inauguration von Donald Trump: Delphine Arnault (ganz hinten links), Alexandre Arnault (ganz oben) und Bernard Arnault (zwei Köpfe neben Alexandre).
Man kennt sich, man schätzt sich, man hilft sich
Doch schon heute sind die Beziehungen zwischen den Arnaults und Trumps erweiterter Familie eng. So ist zum Beispiel der Ehemann von Delphine Arnault, ihres Zeichens Chefin von Dior, privat in exklusive Anlagevehikel investiert, die von Joshua Kushner, dem Bruder von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, verwaltet werden (zusammen etwa mit dem Schweizer Milliardär Jorge Paulo Lemann). Jared seinerseits ist eng befreundet mit Alexandre und Frédéric Arnault und hat mit der Immobilienfirma seiner Familie Louis Vuitton dabei geholfen, in Manhattan ein neues Flaggschiff zu finden.
Trump-Tochter Ivanka wiederum tritt in letzter Zeit an öffentlichen Anlässen praktisch ausschliesslich in Mode von LVMH-Marken auf – insbesondere in Dior und Givenchy. Alexandre Arnault – bis vor kurzem die Nummer zwei bei Tiffany, der grössten US-Marke im LVMH-Verbund – ist seit 2023 regelmässig Gast im inoffiziellen Trump-Hauptquartier Mar-a-Lago. Für Joshua Kushners Frau wiederum, das frühere Dior-Gesicht Karlie Kloss, heute Medienunternehmerin, ist LVMH ein wichtiger Kunde.
Zwischen den Trumps und den Arnaults gibt es also enge dynastische Verbindungen, die geschäftliche Entscheidungen beeinflussen können. Es ist ein transatlantisches Band unter Superreichen.
Bernard Arnault mit Elon Musk in Paris, Delphine Arnault mit Karlie Kloss, Ehefrau von Joshua Kushner, dem Bruder von Donald Trumps Schwiegersohn.
2 Kommentare
"eines Politikers dastehen, der die Welt in ein Tal der Tränen geführt hat". Also ich habe wegen Trump noch nie Tränen vergossen. Eher noch habe ich mich bei seiner Inauguration amüsiert.
Was soll so ein links-radikaler Kommentar in einem Wirtschaftsblatt? Unerträglich unsachlich, emotional und komplett unbegründet!