Aus dem Land der Teezeremonie hätte Per Harkjaer kein Interesse erwartet. Nun hat der Chef der europaweit grössten unabhängigen Kaffeerösterei, United Coffee, einen neuen Eigner: aus Japan. Die familiengeführte UCC schnappte sich Ende April die 1818 gegründete Schweizer Kaffeefirma mit Sitz in Genf. In Europas Kaffeemarkt markiert der Kauf den ersten Zugriff eines asiatischen Unternehmens – aber er ist Teil eines wahren Kaufrauschs.

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Nie zuvor fesselten Schweizer Firmen derart das Interesse der Asiaten. Allein 2011 schluckten Japaner, Chinesen und Südkoreaner 20 Firmen für insgesamt 16,4 Milliarden Franken. Selbst in Spitzenjahren lag der Wert zuvor nur halb so hoch. 2012 begann ähnlich. «Es wird noch weit mehr solche Zukäufe geben», erwartet ein Investment Banker, der das steigende Interesse schon lange verfolgt.

Die Käufer greifen sich gute Marken heraus, etwa den Uhrwerkproduzenten La Joux-Perret oder die Luxusuhrenmarke Arnold & Son, beide aus La Chaux-de-Fonds und beide vom japanischen Konzern Citizen geschluckt. Mit La Joux-Perret wechselt gar einer der wenigen unabhängigen Uhrwerkhersteller der Schweiz zu den Asiaten. Zuvor geriet die Uhrenfirma Eterna unter ein Hongkonger Firmendach. In anderen Branchen das Gleiche: Die Textilfirma Switcher geht an Indien, der Pharmahersteller Nycomed an Japan, das Luxuslabel MCM an Korea.

Die Japaner treibt ihr stagnierender Heimatmarkt in die Fremde. Sie suchen Wachstum und kommen mit viel Geld aus ihren erfolgreichen Firmen. Chinesen wiederum schnappen nach Technologien, um die von Peking aus festgelegten Marktterrains abzustecken. Allen gemein ist eine für hiesige Manager angenehme Eigenart: Sie mischen sich kaum ins Geschäft ein und vertrauen dem bestehenden Management, wie Andreas Umbach, Chef von Landis + Gyr, nach der Übernahme seiner Firma durch Toshiba überrascht feststellte.