Die UBS holt Sergio Ermotti zurück. Er übernimmt erneut den CEO-Posten und wird damit auch die neue Bank nach der geplanten Übernahme der Credit Suisse leiten. Begründet wird dies mit den neuen Herausforderungen, welche der Zusammenschluss mit sich bringt.

Der jetzige CEO Ralph Hamers habe sich bereit erklärt, im Interesse des kombinierten Unternehmens, des Schweizer Finanzsektors und des Landes zurückzutreten, teilte die UBS am Mittwoch mit. Er werde während einer Übergangsphase noch beratend zur Seite stehen, um einen erfolgreichen Abschluss der Transaktion und eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten.

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Neue Herausforderungen und Prioritäten» nach CS-Übernahme

Bereits nach der UBS-Generalversammlung am nächsten Mittwoch übernimmt der Ermotti das Ruder bei der grössten Schweizer Bank als Konzernchef. Seinen Posten als Swiss-Re-Präsident wird er aufgeben. Um jedoch einen geordneten Übergang beim Rückversicherer zu ermöglichen, werde sich Ermotti an der Generalversammlung am 12. April zur Wiederwahl stellen und nach einer kurzen Übergabeperiode zurückzutreten.

Andreas Venditti, Bank-Analyst bei Vontobel, begrüsst den Chefwechsel: «Die Prioritäten der UBS haben sich eindeutig geändert, wobei die Integration der CS die wichtigste Aufgabe ist. Zudem steht die UBS aufgrund ihrer Grösse und Bedeutung für das Land bereits unter erheblichem politischen Druck.» Die Frage «Wohin mit der CS Schweiz?» habe bereits eine hitzige Debatte ausgelöst. «Wir begrüssen die Ernennung von Sergio Ermotti und sind überzeugt, dass er aufgrund seiner Erfahrung mit der erfolgreichen Transformation der UBS nach der globalen Finanzkrise die richtige Person für diese anspruchsvolle Aufgabe ist», so Venditti.

Neun Jahre CEO der UBS nach der Finanzkrise

Der UBS-Verwaltungsrat begründet die Entscheidung mit den «neuen Herausforderungen und Prioritäten», denen die Grossbank mit der Übernahme der CS ausgesetzt sei. Der Niederländer Hamers war erst im November 2020 auf den Schweizer Ermotti gefolgt, der die UBS neun Jahre lang als CEO geleitet hatte. 

Beim ersten Mal an der Spitze der UBS hat Ermotti vieles richtig gemacht. Die Bank war bei seinem Amtsantritt geschwächt von der Finanzkrise und von einem Skandal: Ein UBS-eigener Händler hatte der Bank einen Verlust von 2,3 Milliarden Franken beschert, was zum Rücktritt des damaligen Chefs Oswald Grübel führte.

In dieser Situation vertraute der UBS-Verwaltungsrat – damals noch unter Leitung von Altbundesrat Kaspar Villiger – Ermotti die Geschicke der Bank an, zuerst ad interim, zwei Monate später dann auch ohne diesen Zusatz. Dass Ermotti diesen Job erhalten würde, war damals nicht zwingend zu erwarten, zumal er erst ein halbes Jahr vorher von der italienischen Unicredit gekommen war.

Umbau der UBS zu einem führenden Vermögensverwalter

Erst zögerlich, zwei Jahre nach dem Amtsantritt aber mit grosser Konsequenz, begann er mit dem Umbau der UBS hin zu einem führenden Vermögensverwalter. Viele Bereiche in der Investmentbank, die der UBS früher hohe Gewinne, zum Teil aber auch riesige Verluste bescherten, wurden abgebaut oder verkauft.

Vor allem vom Anleihen-Geschäft, das der Bank in der Finanzkrise fast das Genick gebrochen hatte, trennte sich Ermotti schnell. Die Investmentbank wurde nicht mehr als eigenständiger Teil der Bank, sondern vielmehr als Zulieferer für das Hauptgeschäft Vermögensverwaltung definiert. Im Gleichschritt mit dem Abbau der Investmentbank baute die UBS ihre Kapitalkraft aus, so dass sie heute gut aufgestellt ist und zu den bestkapitalisierten und damit sichersten Grossbanken der Welt gehört.

Ermotti war mit seiner Strategie ein sogenannter First Mover in der Branche: Die UBS war die erste grosse Bank, die diesen radikalen Schritt wagte und so konsequent auch umsetzte. Die Credit Suisse, welche die Finanzkrise damals relativ gut überstanden hatte, verzichtete jedenfalls auf diesen Schritt. Dies dürfte mit ein Grund sein, dass sie nicht überlebt hat.

Weit über 100 Millionen Franken verdient

Die Ernte aus dieser frühen Transformation - zumindest was den Aktienkurs betrifft - konnte Ermotti allerdings nie einfahren. Das Umfeld nach der Finanzkrise war nämlich plötzlich ein ganz anderes. Das Bankgeheimnis, das den Schweizer Banken über Jahrzehnte hinweg gutes Geld beschert hatte, machte schon bald dem sogenannten automatischen Informationsaustausch Platz und europäische Kunden zogen ihr Geld zum Teil ab.

Daneben machten die Notenbanken mit ihrer weltweit sehr expansiven Geldpolitik und den extrem tiefen Zinsen den Geschäftsbanken das Leben schwer, weil die Margen auf dem verwalteten Geld dadurch permanent unter Druck gerieten. Zudem brachte die Digitalisierung mit der damals neu entstehenden Fintech-Branche eine Konkurrenz für die herkömmlichen Banken ins Spiel, die diese zu Milliarden-Investitionen zwang.

All dies hatte zur Folge, dass die UBS nie ganz so rentabel wurde, wie Ermotti sich das vorgestellt hatte, und sich der Aktienkurs der UBS nicht immer in die von ihm gewünschte Richtung entwickelte. Dass ihm der UBS-Aktienkurs wichtig war, dafür gab es ein schönes Beispiel. So hatte er selbst Ende Oktober 2018 im Anschluss an einen Investorentag mit neuen Wachstumsplänen UBS-Aktien für 13 Millionen Franken gekauft und dies auch die Öffentlichkeit wissen lassen.

Ermotti gehörte in den Jahren bei der UBS immer zu den bestbezahlten Schweizer CEOs und verdiente jeweils einen zweistelligen Millionenbetrag. Insgesamt hatte er über die neun Jahre seiner ersten Amtszeit weit mehr als 100 Millionen Franken verdient. Kritik an solch hohen Entschädigungen hörte er nicht gerne und beantwortete entsprechende Fragen von Journalisten denn auch jeweils eher mürrisch.

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Ralph Hamers bedauert seinen Rücktritt

Dank dieser einzigartigen Erfahrung und seiner tiefen Kenntnisse der Finanzdienstleistungsbranche in der Schweiz und weltweit sei Ermotti bestens geeignet, die Integration der Credit Suisse umzusetzen. Ermotti selbst sagte, er fühle sich geehrt, die UBS in diesen Zeiten leiten zu dürfen. Die anstehende Aufgabe sei dringend und herausfordernd, er wisse um die Verunsicherung, die es jetzt gebe. Er verspreche aber, sich vollständig darauf zu konzentrieren, das beste Ergebnis für die Kunden, die Mitarbeiter, die Aktionäre und die Schweizer Regierung zu erzielen.

UBS-Präsident Colm Kelleher dankte dem scheidenden Hamers laut Mitteilung für seine erfolgreiche Arbeit in den vergangenen zweieinhalb Jahren und die entscheidende Rolle bei dem Übernahmedeal, aber auch für sein Verständnis für die aktuelle Situation und seine Bereitschaft zurückzutreten. Hamers wiederum sagte, er bedauere seinen Rücktritt, aber die Umstände hätten sich in einer Weise verändert, womit niemand gerechnet habe. Die Integration der CS sei nun die wichtigste Aufgabe.

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(awp/sda/gku/ali)