Sergio Ermotti übernimmt wieder bei der UBS, Ralph Hamers tritt nach einer kurzen Phase, in der er Ermotti berät, wieder ab. Die Meldung kam am frühen Mittwochmorgen völlig überraschend, eine Reihe von Signalen noch von Anfang dieser Woche liessen erwarten, dass Hamers bei der Bank bleibt. 

Der Wechsel macht Sinn und ist zu begrüssen. Man kann sich eigentlich nur fragen, warum nicht von Beginn weg, im Zuge der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, so entschieden worden war. Schliesslich ist Ermottis Name vor dem geschichtsträchtigen Entscheid, die CS der UBS einzuverleiben, mehrfach gefallen. 

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Der Wechsel ist nicht deshalb zu begrüssen, weil Hamers die Bank schlecht geleitet hätte. Doch der jetzigen UBS-Spitze mit dem Iren Colm Kelleher und dem Niederländer Ralph Hamers fehlt in dieser für die Schweizer Wirtschaft so dramatischen Krise im Finanzsystem der nötige Rückhalt und die nötige Vertrautheit mit dem Land und seiner Politik. Beide sind erst seit kurzem hier. 

Der Tessiner kennt die Befindlichkeiten und die Leute kennen ihn

Das ist der vielleicht grösste Vorteil von Sergio Ermotti: Er kennt nicht nur die UBS aus seinen neun Jahren als CEO perfekt, er ist auch ein ausgesprochen politischer Mensch. Der Tessiner weiss, wie die Schweiz und seine Leute ticken, und hat sich immer wieder auch in politische Debatten eingemischt. Und man kennt ihn.

Angesichts der sehr viel grösseren Macht, die im Banking der Schweiz nun bei der UBS konzentriert sein wird, hat das grosse Bedeutung. In Bern überbieten sich die Politikerinnen und Politiker im Wahljahr bereits mit Vorschlägen, wie noch in den Bankendeal eingegriffen werden kann. Und das Personal der Credit Suisse und auch der UBS in der Schweiz ist besonders aus guten Gründen stark verunsichert.

«Vielleicht wird auch anderes, bisher Ausgeschlossenes künftig möglich werden – etwa eine spätere Ausgliederung des Schweizer Teils der Credit Suisse.»

In dieser Situation hilft es, an entscheidender Stelle jemanden zu haben, den man kennt. Man fühlt sich hierzulande wohler, wenn es zumindest auch ein Schweizer ist, der an der UBS-Spitze darüber mitentscheidet, wie der für das Land noch immer wichtige Finanzplatz künftig aussieht. Und Ermotti verfügt über das nötige Netzwerk. Das bietet die Grundlage für gegenseitiges Verständnis und einen fruchtbaren Austausch. 

Das Damoklesschwert in den Niederlanden

Gegen Hamers sprach auch der noch immer offene Ausgang einer Untersuchung gegen ihn wegen seiner früheren Führungsfunktion bei der Bank ING in den Niederlanden. In einer Lage wie jetzt wäre eine Anklage gegen ihn für die UBS unhaltbar. Das mag mit ein Grund gewesen sein, warum der Verwaltungsrat jetzt von ihm auf Ermotti umgeschwenkt ist. 

Mit dem Iren Colm Kelleher als Verwaltungsratspräsident und Ermotti als Konzernchef ist die UBS jetzt gemessen an den schwierigen Umständen passend aufgestellt. Kelleher weiss, wie Krisen gehen, er war in der Finanzkrise Finanzchef von Morgan Stanley, die sich 2008 im Zentrum des Finanzsturms befand. Der internationale Gegenpart zum neu-alten Konzernchef Ermotti hilft auch deshalb, weil der Zusammenbruch der Credit Suisse dem Ruf der Schweiz und ihres Finanzplatzes geschadet hat. 

Das vielleicht grösste Risiko dieser neuen Aufstellung liegt aber gerade darin, zwei derartige Alphatiere an der Spitze zu haben. Man kann nur hoffen, dass sie in der stürmischen Zeit, die auf sie zukommt, am gleichen Strick ziehen und sie sich nicht in Gerangel um Macht und Einfluss verstricken. 

Die Überraschung heute aus der UBS macht zudem klar, dass auch anderes, bisher dort noch Ausgeschlossenes künftig möglich werden könnte: zum Beispiel eine spätere Ausgliederung des Schweizer Teils der Credit Suisse. 

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Markus Diem Meier
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