Die UBS wird insgesamt 387 Millionen Dollar (336,3 Millionen Franken) an Bussgeldern im Zusammenhang mit dem Fehlverhalten der Credit Suisse bei ihren Geschäften mit Archegos Capital zahlen.

In einer Vereinbarung mit der US-Notenbank stimmte UBS zu, 268,5 Millionen Dollar (233 Millionen Franken) für «unsichere und unsolide Praktiken beim Management des Kontrahentenrisikos» bei der Credit Suisse zu zahlen, die UBS im Juni übernommen hatte. Die Prudential Regulation Authority der Bank of England verhängte gegen die Bank eine Geldstrafe in Höhe von 87 Millionen Pfund Sterling (97 Millionen Franken), die nach eigenen Angaben die bisher höchste Strafe war.

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Die Credit Suisse habe es versäumt, aus ähnlichen Erfahrungen in der Vergangenheit zu lernen, und sei nicht ausreichend auf die zuvor geäusserten Bedenken eingegangen, so die britische Aufsichtsbehörde in einer Erklärung vom Montag.

Mögliche Berichtigungen in Milliardenhöhe

Die Übernahme des angeschlagenen Konkurrenten durch die UBS wurde im vergangenen Monat abgeschlossen und bescherte Chief Executive Officer Sergio Ermotti nach der von der Regierung vermittelten Rettung einen potenziellen Gewinn in Höhe von mehreren zehn Milliarden Dollar. Gleichzeitig hat die UBS bereits früher darauf hingewiesen, dass sich die rechtlichen Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Credit Suisse in den nächsten 12 Monaten auf bis zu 4 Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Franken) belaufen könnten, und die Wertberichtigungen von Vermögenswerten könnten sich auf rund 13 Milliarden Dollar (11,3 Milliarden Franken) belaufen.

Das Fed erklärte, der Credit Suisse fehle es an einer angemessenen Governance, an erfahrenem Personal mit ausreichender Statur sowie an einer ausreichenden Datenqualität und einem ausreichenden Modell-Risikomanagement, um sicherzustellen, dass die mit den Gegenparteien durchgeführten Aktivitäten einem angemessenen Risikomanagement unterliegen.

Neben der Zahlung der Geldbusse muss die Bank den Aufsichtsbehörden unter anderem einen Plan für eine nachhaltige Governance und einen Rahmen für das Risikomanagement vorlegen.

Die Credit Suisse löste ihre Positionen nur langsam auf, so dass sie im Jahr 2021 Verluste in Höhe von 5,5 Milliarden Dollar (4,78 Milliarden Franken) im Zusammenhang mit diesem Geschäft verzeichnete. Dies im Gegensatz zu anderen Banken, die mit dem Family Office zusammenarbeiteten, das das Vermögen von Bill Hwang verwaltete. Die UBS erlitt einen wesentlich geringeren Verlust.

Untersuchungen reichen bis zum Zweiten Weltkrieg zurück

Die Bussgelder sind eine von vielen rechtlichen und regulatorischen Fragen, die UBS nach Abschluss der Übernahme zu klären haben wird. Das Unternehmen sieht sich auch mit einem möglichen Zivilprozess wegen eines Skandals in Mosambik und einer Untersuchung der Geschäfte mit russischen Oligarchen konfrontiert. US-Gesetzgeber drängten die Credit Suisse letzte Woche auch zur Zusammenarbeit bei einer Untersuchung, bei der es um den Vorwurf ging, die Bank habe in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg Informationen über Konten von Nazis verschwiegen.

Die UBS teilte mit, dass die Credit Suisse in ihrem Ergebnis für das zweite Quartal eine Rückstellung für diese Angelegenheit bilden werde, die die UBS bei der Bilanzierung der Transaktion berücksichtigen werde. Die UBS wird das Ergebnis für das zweite Quartal des kombinierten Unternehmens nächsten Monat bekannt geben.

«Die UBS hat bereits damit begonnen, ihr Risikokonzept in der gesamten Credit Suisse umzusetzen, einschliesslich der Massnahmen, die sich auf diese aufsichtsrechtlichen Feststellungen beziehen», teilte die Bank am Montag in einer Erklärung mit.

Die CS hat sich mit Archegos verkalkuliert

Die Credit Suisse veröffentlichte vor zwei Jahren einen 172-seitigen Bericht über ihre Versäumnisse, der von der Anwaltskanzlei Paul, Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison erstellt wurde. Die Aufsichtsbehörden zitierten Details aus diesem Bericht. So stufte das Kreditrisikomanagementteam der Bank Anfang 2021 das Kreditrating von Archegos intern herab und verdoppelte gleichzeitig die potenzielle Risikolimite von Archegos auf 50 Millionen Dollar (etwa 43 Millionen Franken).

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Die Schweizer Finanzaufsichtsbehörde Finma ordnete zudem Korrekturmassnahmen für die UBS an, da die Aufsichtsbehörde zum Schluss kam, dass die Credit Suisse in ihrer Beziehung zu Archegos gegen das Finanzmarktrecht verstossen hatte.

«Die Bank war nicht in der Lage, die mit Archegos verbundenen erheblichen Risiken angemessen zu erkennen, zu begrenzen und zu überwachen», so die Finma in einer Erklärung. Die Aufsichtsbehörde ist nicht befugt, Bussen zu verhängen.

Klage in Japan

UBS sieht sich auch mit rechtlichen Verwicklungen im Zusammenhang mit der Beteiligung der Credit Suisse an Greensill Capital konfrontiert, die etwa zur gleichen Zeit wie Archegos zusammenbrach. Die Credit Suisse wurde Anfang dieses Monats in Japan wegen Anleihen verklagt, die mit einem der Fonds verbunden waren, die sie mit Lex Greensills inzwischen untergegangenem Supply-Chain-Finanzimperium betrieb.

Der Skandal führte dazu, dass die Credit Suisse eine Gruppe von vier Fonds im Wert von 10 Milliarden Dollar (8,7 Milliarden Franken) einfrieren und abwickeln musste, die die Schweizer Bank zusammen mit Greensills Firma verwaltet und den Kunden als sichere Anlagen angeboten hatte.

(bloomberg/spi)