Der Ort: Zürich an der Brauerstrasse im Chreis Cheib. Erste Adresse, wenn es um Dienstleistungen der besonderen Art geht. Kaum einer der in diesem Quartier auffällig unauffällig umhertigernden Männer würde wohl im Haus mit der Nummer 4 ein innovatives und zudem seriöses Unternehmen vermuten, das mit seinem Angebot Ordnung in so manch chaotisch geführtes Archiv bringt. Uptime Services AG steht auf dem Klingelschild; den Eingang muss man erst einmal finden. Er ist versteckt und zurückversetzt im Hinterhof.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Ja, der Standort», verdreht Patrick Richter die Augen, «natürlich wäre es schöner, sein Geschäft an repräsentativer Lage angesiedelt zu wissen, aber das mit der Brauerstrasse hat sich eben so ergeben.» Richter, schneidig auftretender Wirtschaftsinformatiker Anfang Dreissig, führt durch die Räume von Uptime, der er seit deren Gründung im Jahre 2001 als CEO vorsteht. Hell ist es hier, freundlich, modern im Vergleich zur Welt vor der Türe fast ein bisschen herausgepützelt. Was drinnen wie draussen ähnlich ist, ist die Geschäftigkeit. Zurzeit ist der Grossteil der Belegschaft damit beschäftigt, der dritten Version von «Arts» den letzten Schliff zu verpassen. «Arts» steht für Archival and Retrieval System, ist, wie es der Name sagt, eine Softwarelösung zum Dokumentenmanagement und Archivieren und findet in der Schweiz Anwendung vor allem in Konzernen, Verwaltungen und Spitälern. Zu den Nutzern der objektorientierten Standardlösung gehören der Migros GenossenschaftsBund, die Migrationsämter der Kantone Zürich, Luzern und der Stadt Bern sowie das Spital Limmattal, das Medienhaus Tamedia oder der Hörgerätehersteller Phonak.

Der grosse Unterschiedliegt im Detail

Die Konkurrenz im Bereich der betrieblichen Dokumentenverwaltung und Archivierung dem so genannten Enterprises Content Management ist unter Lösungsanbietern auf Stufe Software gross. Patrick Richter schätzt die Zahl der Produkte auf dem Markt auf 200.

Im Fall von Uptime gibt es jedoch nur ein gutes Dutzend direkte Mitbewerber, da sich das Unternehmen bewusst auf High-End-Anwender ausgerichtet hat. «Die günstigste Lösung aus unserem Haus kommt den Kunden inklusive Lizenzen und Dienstleistungspaket auf 60000 Fr. zu stehen, da ist klar, dass sich dies nicht jedes Kleinunternehmen leisten kann», sagt Richter, der zusammen mit vier Kollegen die Hälfte der Uptime-Aktien hält; die andere Hälfte besitzt die Interact Consulting AG, ebenfalls mit Sitz an der Brauerstrasse. Letztere ist in der Fachwelt bekannt dank eines ausgeklügelten Scanning-Systems, das sich die Leute von Uptime zur Erfassung der zu archivierenden Dokumente auch gleich zu Nutzen machen.

Was aber kann «Arts» und weshalb schafft es die Schweizer Lösung, den internationalen Marktführern FileNet und Documentum zusehends Wasser abzugraben? «Das System wurde aus der Sicht des Anwenders entwickelt», erklärt Richter, «also aus der Praxis und nicht aus der Theorie, was mit sich bringt, dass der zuständige Sachbearbeiter keine 15 Minuten Einführung braucht, um damit arbeiten zu können». Zudem sei «Arts» zuverlässig, wartungsarm, stabil und in der Lage, sämtliche aktuellen und zukünftigen Datenformate zu verwalten. «Die Vorzüge unseres Produktes sind für den Laien vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich, wer täglich damit arbeitet, der bemerkt aber sehr rasch, dass wir bei der Entwicklung von «Arts» ein wichtiges Augemerk auf die Details gerichtet haben», so der Geschäftsführer. Im hochtechnologischen Software- und Managementbereich verhalte es sich letztlich nicht viel anders als im Nahrungsmittelsektor: «Wenn sie zwei Rüebli vor sich haben, das eine Bio, das andere nicht, dann ist zwischen den beiden im ersten Moment kein Unterschied auszumachen. Wenn sie aber reinbeissen, dann bemerken sie den Unterschied sofort.»

Als Dienstleister mit einem «Service» im Firmennamen sieht sich Uptime als Generalunternehmen, das Leistungen von der Analyse bis zur Schulung anbietet. Beratung wird gross geschrieben. «Wir lassen den Kunden erst sein Problem schildern und seine Vorstellung von einer Lösung, erst dann erarbeiten wir ein Konzept oder hinterfragen seine Beweggründe. Wir diktieren ihm also nicht bereits zu Beginn ein pfannenfertiges Konzept», erklärt Richter.

Ideen für Jahre

Ziel von «Arts» ist es, den aufwendigen und schwerfälligen Verwaltungsapparat einer Institution benutzerfreundlicher zu machen. Ein Beispiel: Das Migrationsamt des Kantons Zürich erhält täglich rund 2000 Briefe. Der Posteingang muss sortiert, Gesuche und Bescheide den entsprechenden Akten zugeordnet werden. Diese verschwinden im Archiv, werden bei Bedarf hervorgesucht und landen auf dem Tisch eines Sachbearbeiters. Wünscht nun zum selben Zeitpunkt jemand anders Einsicht in diese Akten, guckt er entweder in die Röhre, oder es wird eine zeitraubende Suchaktion gestartet. Dank der Erfassung des Posteingangs mittels Scanners und der gleichzeitigen Zuordnung zum richtigen Dossier sind die Akten ständig auf dem aktuellsten Stand und aufgrund der elektronischen Verwaltung für zugriffsberechtigte Personen stets abrufbar. Im Falle der Zürcher Migrationsbehörde sind dies Daten im Umfang von 10 Mio Blatt Papier DIN A 4.

Dass mit der Realisation von Version 3 von «Arts» den 16 Mitarbeitern die Arbeit ausgehen könnte, daran zweifelt der Uptime-Chef. Die Schubladen seien noch voller Entwicklungsideen. Alleine diese zu verwirklichen nehme mindestens vier Jahre in Anspruch.

Firmen-Profil

Name: Uptime Services AG, Brauerstrasse 4, 8004 Zürich. 01 299 23 62

Gründung: 2001 aus der Uptime Object Factory hervorgegangen.

Geschäftsleitung: Patrick Richter

Umsatz: 2,6 Mio Fr. im Jahr 2003

Beschäftigte: 16 Mitarbeiter

Tätigkeit/Kunden: Entwicklung und Realisation von Software für Dokumentenmanagement- und Archivlösungen für Unternehmen im High-End-Bereich.

Internet: www.uptime.ch