Preisfrage: Wo ist einer der innovativsten Medienmanager der Schweiz zu finden? Antwort: in Brienz. Der 32-jährige Urs Gossweiler, Verleger in der vierten Generation, Eigentümer des «Brienzers», neuerdings auch der so genannten Mikrozeitung «Jungfrau Zeitung», ist seit zehn Jahren an der Arbeit. Gossweiler versucht den Ausbruch aus dem geografisch begrenzten Stammgebiet, ohne dieses verraten zu wollen. Damit ist er zu Neuem gezwungen.

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Nun steht der ganz grosse Coup bevor. 2006 möchte die Gossweiler AG mit einem so genannten Long-Term-Meeting starten. Dies wäre nichts anderes als die logische Konsequenz aus dem bisherigen Engagement, das sowohl Zeitungen, Verlag wie auch Multimedia-Projekte und -Software (G-OS) einbezieht.

Das Long-Term-Meeting (LTM) ist ein auf sieben Jahre Dauer angelegtes, permanentes Treffen von 24 Unternehmen, die Forschung und Wissensaustausch betreiben wollen. Dem anhaltenden Diskurs läge ein Schema zu Grunde, das ständig gleichermassen für neuen Input wie Output sorgen würde. Es könnten beispielsweise Marketing- oder Finanzfachkräfte von 24 Konzernen über ein Thema wie Sozialpartnerschaft unter dem Aspekt der Politik diskutieren und ihre Erkenntnisse mit den Entwicklungs- oder Human-Resources-Spezialisten austauschen – dank Gossweilers bereits existierender Multimediaplattform.

Jedes dieser Unternehmen kann sich ab sofort Optionen für die branchenexklusive, vier Millionen Franken teure Teilnahme am LTM sichern. Dabei hat Gossweiler einen interessanten Optionsplan ausgearbeitet: Die ersten sechs Interessenten bezahlen für die Option 100 000, die Letzten 400 000 Franken. Urs Gossweiler, der seit ein paar Monaten in Verhandlungen steckt, sagt zum Stand der Akquisitionen: «Es sieht gut aus. Ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ende Jahr die ersten sechs Firmen planmässig an Bord haben.»

Dass das LTM kein Hirngespinst von Gossweiler ist, beweist ein Bauvorhaben in Brienz, wo die Gossweiler Media zu Hause ist. Dort hat die Gemeindeversammlung im August einem 15 Millionen teuren, sonderbaren Neubau zugestimmt: Gossweilers «Mountain Bistrotel», das nichts anderes als das Zentrum des LTM werden soll.

Bleibt die Frage: Wie finanziert der Berner-Oberländer Verleger das alles? Antwort: Mit der Teilnahmegebühr der Firmen, mit eigenem Geld, mit dem direkten Investment eines Baukonzerns.

Der innovativste Teil der Antwort: Gossweiler bezahlt die Baukosten mit dem Verkauf von Lizenzen für Mikrozeitungen, die nach dem Vorbild der «Jungfrau Zeitung» und mit deren Betriebssystem arbeiten würden. Auch in diesem Bereich laufen ernst zu nehmende Verhandlungen. Würde Gossweilers dynamisches Team dies schaffen, wäre es definitiv aus dem Berner Oberland ausgebrochen. Und im Schweizer Medienmarkt käme es zu einer Verwerfung.