Seit Anfang Jahr steht Massimo Lattmann, Guru der Schweizer Venture-Capital-Szene, mit leeren Händen da. Seine grössten Geldgeber haben sich von ihm und seiner Firma Venture Partners abgewandt. Die beiden Fonds Minicap (100 Mio Fr.) und Renaissance KMU (92 Mio Fr.) werden seit Januar von der Genfer Vinci Capital verwaltet. Lattmann bestätigt diesen Sachverhalt. Pikant daran: Hinter Vinci Capital stecken zwei ehemalige Mitstreiter von Venture Partners. Dem Wechsel sind «gewaltige Meinungsverschiedenheiten» vorausgegangen, erklärt Lattmann.

Den Stein ins Rollen gebracht haben institutionelle Geldgeber. Sie stritten sich mit Venture Partners über die einzuschlagende Strategie. Lattmann, seit über 20 Jahren im Business, plädierte nach eigener Darstellung für längerfristige Engagements. «Venture Capital ist keine Börse, wo Sie rasch ein- und aussteigen können», sagt er. Die Geldgeber wie die Pensionskasse Ascoop sehen das heute anders. Sie wollen von solchen Investments nichts mehr wissen und rasch aussteigen, wie Ascoop-Präsident Wilhelm Hansen erklärt.

Die Geldgeber fanden beim Genfer Büro von Venture Partners für ihr Rückzugsanliegen Gleichgesinnte, ein heftiger Streit zwischen Zürcher Stammhaus und Genfer Ableger von Venture Partners war die Folge. Die beiden Genfer Olivier Tavel und Daniel Seitelbach gründeten Vinci, die beiden Fonds wechselten mit. Den Wechsel erleichtert hat die schwache Performance der 1997 lancierten Fonds. «Das Ganze ist nach sechs Jahren ein Nullsummenspiel», sagt Hansen von Ascoop. Auf Mitte 2003 kürzten die Fondseigner Venture Partners daher das Verwaltungshonorar von 2,5 auf 2%. Die beiden Fonds konnten keine einzige Neuinvestition tätigen. Lattmann und seine Partner waren vielmehr mit Feuerwehrübungen beschäftigt. Grosse Löcher in die Kasse rissen dabei IT-Investments, dazu gehören die Zuger Apps4biz.com, die Basler Team Brendel und die Freiburger Dartfish. Alle drei Software-Firmen verbrennen viel Geld. Bei Team Brendel, das Lösungen fürs Customer Relationship Management herstellt, musste die Fonds-Manager 2003 mehrmals Hunderttausende von Fr. einschiessen, um kurzfristige Liquiditätsengpässe auszugleichen. Lattmann sass als Vizepräsident im Verwaltungsrat des Unternehmens und war für die Strategie mitverantwortlich. Das Mandat hat er inzwischen abgeben müssen - an Olivier Tavel.

Erschwerend kommt hinzu, dass Lattmanns Partner von einst heute nicht mehr im Geschäft sind. Aventic, der Venture-Arm der Grossbank UBS, hat sich aus dem riskanten Business verabschiedet. Statt weitere Investitionen zu tätigen, plädieren die Banker heute für Firesales, also Notverkäufe. Venture Partners musste die Mittel allein nachschiessen.

Die Kündigung der beiden Fonds haben Lattmann und seine Venture Partners hart getroffen. Vier Mitarbeiter wurden entlassen. Lattmann, der auch Präsident der Branchenvereinigung Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (Seca) ist, denkt deswegen aber nicht ans Aufhören. «Unsere Bilanz ist gesund», sagt er zum finanziellen Zustand seines Unternehmens. Wo er heute noch investiert ist, will er indes nicht verraten. Dass die Mittel für Grosstaten nicht vorhanden sind, bestreitet Lattmann nicht. Er arbeitet am Neustart als Fonds-Manager. «Sie werden schon bald von uns hören.» Mit der VP Tornado Technology hat er bereits ein Vehikel gegründet.

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