Der auf einem Dokumentarbericht beruhende Hollywood-Streifen «Fast Food Nation» von Richard Linklater, der eben in unseren Kinos läuft, könnte jedem Zuschauer den Appetit auf Hamburger gründlich verderben. Doch amerikanische Methoden der Zubereitung lassen sich nicht einfach so auf die Schweiz übertragen. Wie bereits weltweit ist McDonald’s auch bei uns – hier mit einem Umsatz von 570 Mio Fr. – die klare Nummer eins unter den Schnellverpflegern. Die Kette möchte jedoch nicht länger als Symbol für ungesundes Fastfood abgestempelt werden.

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Mit Imagekorrektur auf Kurs

Die entsprechende Imagekorrektur ist CEO Martin Knoll in der Schweiz mindestens teilweise bereits geglückt. Zwar ist der klassische Big Mac mit 7 Mio verkauften Stücke, die 2006 allein 70 Mio Fr. in die Kassen von McDonald’s Schweiz spülten, bei den Konsumenten immer noch weitaus am beliebtsten. Doch McDonald’s wirft laufend neue Produkte auf den Markt, von asiatischen Gerichten bis zu Sandwiches und Salaten, die den gesunden Ernährungstrends vermehrt Rechnung tragen sollen. Die amerikanische Kette wuchs im letzten Jahr, obwohl sie gerade noch eine neue Filiale (in Oerlikon) eröffnete, um 4,4% und lag damit deutlich über der gesamten Gastronomiebranche. Dem bisher unangefochtenen Fastfoodkönig erwächst aber zusehends Konkurrenz, und zwar von verschiedenen Seiten. Einerseits versucht seit 2002 Kontrahent Burger King – nach dem kläglichen Scheitern in den 80er Jahren – nochmals in der Schweiz Fuss zu fassen. Zwar ist die Kette hierzulande erst bei 15 Restaurants angelangt, was sich gegenüber den 144 McDonald’s bescheiden ausnimmt. Doch Burger King ist immerhin präsent genug, um den Branchenprimus ärgern zu können. In den neuen Einkaufszentren Bern Westside, Shoppingtempel Stucki Basel und Ebisquare in Luzern/Ebikon zeichnen sich jedenfalls heftige Standortgefechte zwischen den beiden amerikanischen Giganten ab. McDonald’s ist eigentlich die Ausnahme von der Regel, dass es ausländische Fastfooder in der Schweiz schwer haben. Das gilt zum Beispiel für die Sandwichkette Subway, die jetzt – wie Burger King ebenfalls zum zweiten Mal – einen Anlauf in der Schweiz startet. Anfang Juli will als erste Franchisenehmerin Brigitta Koch, nach einem verzögernden Gefecht mit den Behörden um die notwendigen Bewilligungen, am Stauffacher in Zürich den ersten «Subway» eröffnen. Damit wären dann die globalen Big Three des Fastfoods in der Schweiz wieder lückenlos vertreten. Weltweit will die Sandwichkette Subway, heute mit 27000 Restaurants in 85 Ländern präsent, McDonald’s in den nächsten Jahren gar überflügeln.

Konkurrenz von allen Seiten

Die stärkste Konkurrenz erwächst McDonald’s in der Schweiz weniger von den direkten amerikanischen Mitbewerbern. Die grössere Herausforderung sind Kebab-Stände, Tankstellenshops, Bäckereien und Metzgereien sowie die Take-aways der Lebensmittelhändler. Die Grenzen dessen, was dabei der eigentlichen Gastronomie und was allenfalls dem Detailhandel zuzurechnen ist, sind fliessend. Bei der Migros-Gastronomie, mit 203 Restaurants und einem Umsatz von 730 Mio Fr. der grösste Gastronomieanbieter überhaupt in der Schweiz, trug die Schnellverpflegung 2006 rund 35% (256 Mio Fr.) zum Umsatz bei. «Wir richten uns dabei mit gesunder und frischer Verpflegung gezielt auf die modernen Essgewohnheiten aus», sagt Migros-Sprecherin Martina Bosshard zur Erfolgsformel im sogenannten Free-Flow- oder Take-away-Bereich. Bei Coop macht die Schnellverpflegung erst 8,5% (20 Mio Fr.) des gesamten Gastronomieumsatzes von 238 Mio Fr. aus. Bedeutender ist das breite Sortiment an Fastfood in den Supermärkten, von Müesli, Salaten und Sandwiches bis zu Schnellmenüs. Coop hat damit 2006 rund 100 Mio Fr. Umsatz erzielt. Dass mehr oder weniger alle Händler und Anbieter von Nahrung heute in Richtung Fastfood schielen, ist nur verständlich. Denn der Trend zur Schnellverpflegung scheint ungebrochen trotz allen Vorurteilen, Mahnungen und Warnungen. Das geht jedenfalls aus dem letzten Ernährungsbericht des Bundesamtes für Gesundheit BAG hervor. Gegessen wird immer häufiger im Gehen und Stehen, im Zug, am Steuer des Autos oder vor dem Computer. Gefragt ist folglich fingerfertige Nahrung, bei der auf Messer und Gabel verzichtet werden kann. Laut BAG-Studie konsumieren zwei Drittel der jungen Männer und ein Drittel der Frauen wöchentlich ein- bis zweimal einen Hamburger, wobei in der Hälfte der Fälle mit Pommes frites. Das Essen auf die Schnelle dürfte, obwohl Ernährungsberater und Mediziner warnen, in Zukunft noch beliebter werden. Auch erfolgreiche Innovationen tragen dazu bei, dass die Lust auf Schnellverpflegung nicht erlahmt. Bei der Migros etwa sind gefüllte salzige Strudel und Sushi der grosse Renner an der Take-away-Theke. Coop verkauft besonders erfolgreich Foccacias und Pastas. Wobei Tradition durchaus ihren Platz behauptet. «Zu unseren Umsatzrennern gehören natürlich auch gebratene Servelats und Bratwürste», so Sugimoto.

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Schnell-Gastronomie: Die Lust der Schweizer am günstigen Essen

Gesamtausgaben

Von total 16,8 Mrd Fr., die 2006 in der Schweiz für die gastronomische Verpflegung ausgegeben worden sind, entfielen 1,8 Mrd Fr. oder 11% auf Schnellverpflegung. Vor drei Jahren betrug der Marktanteil noch 9,5%. Die Zahlen gehen aus der Studie «Essen und Trinken ausserhaus» im Auftrag des Verbands für Hotellerie und Restauration, GastroSuisse, hervor.

Schweizerinnen und Schweizer dürften aber jährlich fast doppelt so viel Geld für Fastfood ausgeben, wenn man die Umsätze des Detailhandels im Bereich «Schnellverpflegung» dazurechnet. Ausgaben nach Alter Klar wird aus der Studie weiter, dass die Schnellverpflegung sich quer durch alle Altersklassen wachsender Beliebtheit erfreut. Die 15 bis 29-Jährigen investieren inzwischen 21% ihres Budgets fürs Auswärtsessen, die 50 bis 74-Jährigen immerhin bereits 8% – Tendenz steigend. Ausgaben pro Mahlzeit Fastfood, definiert als eine Mahlzeit, die spätestens 10 Minuten nach der Bestellung auf dem Tisch oder in den Händen des Käufers landen soll, ist nicht nur schnell, sondern auch verhältnismässig günstig. Im Schnitt wird für eine «schnelle Mahlzeit» mitsamt einem Getränk 11.20 Fr. ausgegeben. Das ist nicht einmal die Hälfte dessen, was der Gast in einem herkömmlichen Restaurant ausgibt. In der Schweiz sind dies durchschnittlich 24 Fr. pro Mahlzeit.