Neues Jahr neues Glück. Nach dem massiven Kursverfall im vergangenen Jahr schöpfen die Anleger bei den grossen Wasserversorgern wieder Hoffnung. Trotz auf den ersten Blick durchzogener Unternehmensdaten dürften die Aktionäre der Weltmarktführer Suez Lyonnais und Vivendi Environment wohl das Schlimmste überstanden haben.

Auch die deutsche RWE, die mit Macht und vor allem mit viel Kapital ins Wassergeschäft drängt, verspürt wie-der etwas Rückenwind. Der Trend aller drei Aktien zeigt damit wieder nach oben obgleich die Ausgangslage sehr unterschiedlich ist und einige Risiken bestehen bleiben.

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Besonders anschaulich wird dies beim Blick auf die dieser Tage von Suez Lyonnais vorgelegten vorläufigen Zahlen für 2002, mit denen die Franzosen ihre Aktionäre auf einen Konzernverlust in Höhe von 900 Mio Euro vorbereiteten. Grund für das Desaster sind milliardenschwere Abschreibungen auf Unternehmensbeteiligungen und Rückstellungen aufgrund der Wirtschaftskrise in Argentinien. Bei den Investoren fiel die Reaktion dennoch sehr positiv aus, was auf den Aktionsplan zur Schuldenreduktion zurückzuführen ist.

Über Verkäufe von nicht strategischen Unternehmensbeteiligungen, einen deutlichen Abbau des Schwellenländer-Engagements und eine Halbierung der Investitionsausgaben will Suez die Verschuldung binnen zwei Jahren um rund ein Drittel reduzieren und auch im operativen Geschäft in ruhigeres Fahrwasser wechseln. Zum Tafelsilber, das in den kommenden Monaten verkauft werden soll, gehören ein 10%-Paket am Finanzkonzern Fortis sowie kleinere Beteiligungen an Axa und Totalfina.

Insgesamt könnten die nicht zum Kerngeschäft gehörenden Anteile nach Schätzungen von Analysten rund 3,4 Mrd Euro in die Kasse der Franzosen spülen, deren Verbindlichkeiten sich derzeit auf etwa 28 Mrd Euro belaufen. Bei Analysten stösst die defensivere Ausrichtung der Franzosen auf einhellige Zustimmung, auch wenn damit die Zeiten zweistelli-ger Wachstumsraten vorerst der Vergangenheit angehören werden.

RWE: Expansion ohne Grenzen

Ganz anders RWE. Die Deutschen haben mit der unlängst abgeschlossenen Übernahme von American Waterworks ihr Minuskonto noch einmal kräftig aufgestockt. Der massive Einstieg ins amerikanische Wassergeschäft kostet den Energiekonzern 4,6 Mrd Dollar zuzüglich der Schulden des US-Unternehmens, die sich auf weitere 4 Mrd belaufen. Damit wachsen die Verbindlichkeiten bei RWE in diesem Jahr auf stattliche 25 Mrd Euro, was bei Analysten ein durchaus geteiltes Echo hervorruft.

Umso mehr, da der Appetit der Essener damit noch immer nicht gestillt scheint. Kurz nach der Erfolgsmeldung aus den USA meldete das Unternehmen weitere Expansionspläne an, wobei insbesondere die EU-Beitrittsländer in Osteuropa als reizvolle Zielregion genannt wurden. Aber auch ohne weitere Zukäufe werden die Übernahmen der Vergangenheit aufgrund massiv gestiegener Finanzierungskosten und gleichzeitig wachsendem Abschreibungsbedarf deutliche Spuren im Geschäftsergebnis von RWE hinterlassen.

Die Analysten bei der Hamburgischen Landesbank rechnen daher für 2003 beim ausgewiesenen Gewinn je Aktie mit einem Rückgang von rund 25% auf nur noch 1.40 Euro. Dem gegenüber soll aber ein Zuwachs im zweistelligen Bereich beim operativen Ergebnis stehen, womit sich die ausgesprochene gute Entwicklung der Kerngeschäftsfelder fortsetzen würde.

Die Aktivitäten in der Wasserversorgung stacheln weiterhin die Fantasie der Investoren an, wobei sie dem US-Markt ein besonderes Wachstumspotenzial zutrauen. Somit wird der Einstieg bei der in 27 Bundesstaaten und drei kanadischen Provinzen tätigen American Water Works insgesamt durchaus positiv aufgenommen.

Vivendi wächst kaum noch

Trotzdem wachsen die Risiken, was im aktuellen Börsenumfeld zum Hemmschuh für die weitere Kursentwicklung werden könnte und sich auch an den zum Teil deutlich reduzierten Kurszielen von Analysten spiegelt.

Einen besonders drastischen Schnitt machten die Strategen von UBS Warburg, die ihre Fair-Value-Schätzung von 41 auf 32.50 Euro zusammengestrichen haben; allerdings bestätigten sie ihre Kaufempfehlung, da auch die neue Zielmarke deutlich über dem aktuellen Aktienkurs liegt.

Probleme ganz anderer Art belasteten zuletzt den Marktführer bei der Wasserversorgung Vivendi Environment.

Zum einen meldete Vivendi Environment nach neun Monaten des abgelaufenen Geschäftsjahres ein deutlich verlangsamtes Gewinnwachstum, das nur mehr einen Prozentpunkt erreichte. Zum anderen drückten die Sorgen um die angeschlagene ehemalige Konzernmutter Vivendi Universal auf den Kurs. Mit deren Rückzug aus dem Aktionärskreis des Wasserversorgers steigt nun auch wieder der Stimmungspegel. Pünktlich zum Weihnachtsfest hatte der Medienkonzern die Veräusserung der ersten Hälfte seines 40%-Paketes gemeldet, das zu einem Preis von rund 22.50 Euro je Aktie an einen «stabilen Investorenkreis» übertragen wurde.

Ganz beendet ist der auf dem Kurs lastende Verkaufsüberhang damit aber noch nicht. Nach Informationen von Goldman Sachs endet eine Lock-Up-Frist für insgesamt 38 Mio Aktien Anfang Februar.

Diese wurden letztes Jahr im Zuge einer Kapitalerhöhung von insgesamt neun französischen Banken übernommen und könnten in den kommenden Monaten auf den Markt. Eine baldige Rückkehr zu alter Stärke scheint damit auch bei Vivendi Environment vorerst unwahrscheinlich.