Die Welt der Übernahmen ist im Wandel, einst gültige Maximen werden stets von neuen Schlagworten abgelöst. Galt im alten Jahrhundert noch, dass die Grossen die Kleinen schlucken, wurde der Disruptions-Duktus im Anbruch des digitalen Zeitalters neu definiert. Die Schnellen fressen die Langsamen, hiess es nun, oder: Die Digitalen übernehmen die Analogen.

Das Unternehmen Spar Schweiz, das seine südafrikanischen Besitzer jetzt verkaufen wollen, passt prima vista in keine dieser Kategorien. Hier geht es um eine Händlerin, nicht ganz gross und nicht ganz klein. Nicht die Billigsten, nicht die mit dem besten oder eigenständigsten Sortiment, bei der Kundenbindung nicht die Willigsten – Spar Schweiz schaffte es über die Jahre nicht, sich als erquickend-sympathische Platzhirsch-Alternative zu etablieren.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Wenig begehrte Firma, aber begehrte Standorte

Zuletzt sanken die Umsätze, vom Pandemie-Schwung konnte das Unternehmen wenig mitnehmen. Die Spar-Gruppe Schweiz in Zahlen: 958 Millionen Franken Umsatz, 120 283 Quadratmeter Austauschbarkeit. Oder hat sich hierzulande mal jemand als «Spar-Kind» definiert? Eben.

Aber auch wenn Spar Schweiz eher profillos daherkommt – ein gewisses Begehren löst das Unternehmen aus. Vor allem seine Standorte dürften die allermeisten Schweizer Food-Detailhändler interessieren. Praktisch alle, von Coop und Migros bis zu Denner, Aldi und Lidl, haben sich Wachstum auf die Fahnen geschrieben. Action und Rossmann ebenso. Dass auf einen Schlag über dreihundert Ladenflächen auf den Markt kommen, ist eher selten im Schweizer Lebensmitteldetailhandel.

Mögliche Variante: Grosse schlucken Teile eines Halbstarken

Eine Vollübernahme von Spar durch einen Schweizer Händler scheint ausgeschlossen. Coop und Migros sind längst zu gross, um einen solchen Brocken schlucken zu dürfen. Aldi, Denner und Lidl ihrerseits sind wohl zu wählerisch, um Spar en bloc zu übernehmen. Und dass sich ein ausländischer Billigheimer die Spar-Standorte krallt, um unterhalb von Aldi und Lidl eine neue Hard-Discount-Piste zu präparieren, scheint aktuell wenig wahrscheinlich.

Wo also geht der Weg hin für Spar Schweiz? Wollen die Eigentümer nur einen Verkauf als Ganzes, könnte die Händlerin für eine (Schweizer) Private-Equity-Firma interessant sein. Dies mit dem Ziel, die einzelnen Teile von Spar Schweiz – von den verschiedenen Filialtypen bis hin zu den elf Cash-and-Carry-Märkten – meistbietend abzugeben. Sollte es so sein, könnten die Schweizer Platzhirsche und ihre Widersacher doch noch zum Zubeissen kommen. Sie müssen nur warten, bis das Buffet eröffnet ist.

Oder, in der Sprache der Merger-Manager: Die Grossen schlucken die Teile eines Halbstarken.