Tesla hat die Turbulenzen um Lieferengpässe und steigende Rohstoffkosten abgeschüttelt und setzt mit seiner Ertragskraft neue Standards in der Branche.

Der von dem Multimilliardär Elon Musk geführte Elektroautobauer schraubte die operative Rendite zu Jahresbeginn auf 19,2 Prozent hoch - viereinhalb Prozentpunkte mehr als im vorangegangenen Quartal und erreichte damit ein Niveau, das fast alle anderen Hersteller in den Schatten stellt.

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Lediglich Nischenhersteller wie einige Sportwagenschmieden können da mithalten. «Tesla ist der weltweit profitabelste Autobauer nach Ferrari», sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Erreicht hat Tesla dies dank einer hohen Produktivität, Kostensenkungen und höheren Preisen.

Über 10'000 Euro Gewinn pro Tesla

Pro Fahrzeug lag der (EBIT)-Gewinn bei Tesla 10'356 Euro (EBIT)-Gewinn. Nur Ferrari hatte im letzten Jahr eine höhere Gewinn-Marge mit 25,2 Prozent, wie das CAR-Center Automotive Research Duisburg berechnet hat. Ferrari macht einen sagenhaften Gewinn von 80'620 Euro pro Fahrzeug.

Diese Zahlen sind aber auch zu relativieren: Ferrari ist ein Nischenhersteller und hat im vergangenen Jahr gerade mal 11'155 Autos verkauft. Tesla hat alleine im ersten Quartal diesen Jahres 310'048 Fahrzeuge abgesetzt. 

Tesla-Konkurrent Porsche macht zwar pro Fahrzeug einen Gewinn von 16'576 Euro und liegt damit höher als Tesla, aber ein Porsche ist mit durchschnittlich 100'295 Euro auch deutlich teuer als ein Tesla, der bei 53'908 Euro liegt.  

Dabei liefen die beiden neuen Werke in Grünheide bei Berlin und Austin im US-Bundesstaat Texas noch gar nicht auf vollen Touren. Mit den Fabriken, die gerade erst eröffnet wurden. will Tesla seine Abhängigkeit von China verringern und die hohe Nachfrage besser bedienen. In seinem grössten Werk in Shanghai hatten die Bänder wegen des Corona-Lockdowns zuletzt fast drei Wochen stillgestanden.

Für 2022 mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge

Trotz der Produktionsunterbrechung stellte Musk am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz zur Präsentation der Quartalsbilanz für 2022 einen Anstieg der Auslieferungen auf mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge in Aussicht, 60 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Musk zeigte sich zudem zuversichtlich, dass der Konzern wie versprochen über mehrere Jahre hinweg die Auslieferungen um 50 Prozent jährlich steigern könne.

Zuletzt hatte Tesla die Preise für seine Fahrzeuge kräftig erhöht. Das kam bei Experten gut an: «Der Preisanstieg liegt schön über der Kosten-Inflation», sagte Analyst Craig Irwin von Roth Capital. Die Tesla-Aktie legte nachbörslich um sechs Prozent zu.

Musk erhält eine Gewinnbeteiligung von 23 Milliarden Dollar

Den Umsatz steigerte Tesla im ersten Quartal um 81 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar - eine Milliarde mehr als Analysten laut Refinitiv-Daten im Schnitt erwartet hatten. Der Nettogewinn schnellte auf 3,3 Milliarden Dollar in die Höhe.

Im Vorjahreszeitraum hatten 438 Millionen zu Buche gestanden. Tesla lieferte dabei so viele Fahrzeuge aus wie noch nie. Insgesamt rollten in den ersten drei Monaten 310'000 Autos zu den Kunden, zwei Drittel mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Auch Musk selbst profitiert: Dem laut Forbes reichsten Mann der Welt dürfte nach den guten Ergebnissen eine Erfolgsbeteiligung von 23 Milliarden Dollar erhalten. Musk bezieht kein Gehalt, sondern erhält an verschiedene Leistungskriterien gekoppelte Erfolgsbeteiligungen.

Robotaxi ohne Lenkrad oder Pedal

Als Grund für steigende Kosten und begrenzenden Faktor für das Wachstum der E-Mobilität nannte Musk den rasanten Kostenanstieg für Lithium. Er ermutigte andere Unternehmen, sich in diesem Geschäft zu engagieren, das aus seiner Sicht hohe Margen verspricht. Für die kommenden Monate stellte der umtriebige Manager, dessen Aktivitäten von der Raumfahrt über unterirdische Transportsysteme bis hin zur Energieversorgung reichen, «einige aufregende Ankündigungen» bezüglich der Sicherung von Rohstoffen für Batterien in Aussicht.

Wie oft bei seinen öffentlichen Auftritten kündigte Musk auch ein neues Produkt an: Bis 2024 wolle Tesla ein Robotaxi ohne Lenkrad oder Pedal in Serie produzieren. Praktisch alle grossen Autobauer tüfteln derzeit am automatisierten Fahren. Bis die Fahrzeuge serienreif und ohne Fahrer auskommen, dürften nach Meinung von Experten aber noch mehrere Jahren vergehen.

No comment zum Versuch der Twitter-Übernahme

Auf die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, mit deren Ankündigung Musk für Wirbel gesorgt hatte, ging der Tesla-Chef nicht ein. Er hatte vergangene Woche bekanntgegeben, Twitter für 43 Milliarden Dollar zu übernehmen.

Kritiker befürchten, das umstrittene Vorhaben und die damit verbundene Debatte über Meinungsfreiheit im Internet könne ihn ablenken vom Tesla-Geschäft. Investoren halten es für möglich, dass für die Übernahme Tesla-Aktien verkaufen oder weitere Papiere beleihen könnte, um sein Angebot zu finanzieren.

(reuters/tdr)