Der Volkswirtschaftsprofessor Marius Brülhart lehrt und forscht an der Universität Lausanne unter anderem zur Finanzpolitik, zu Steuern und zu Ungleichheit. Dabei beschäftigt er sich zum Beispiel auch mit dem Thema Erbschaften und deren ökonomischen Folgen.
In der Schweiz wird die Erbschaftswelle immer grösser. Für dieses Jahr schätzen Sie ein Volumen von 100 Milliarden Franken. Die Erbschaften wachsen damit schneller als das BIP. Wie erklärt sich das Phänomen?
Das liegt in allererster Linie daran, dass die Vermögenswerte schneller steigen als die Einkommen. Vermögenswerte sind vor allem zwei Dinge: Immobilienwerte und Finanzvermögen, vor allem Aktien. Vereinfacht gesagt nimmt der Wert des Kapitals schneller zu als die Löhne. Und eine Erbschaft ist nichts anderes als die Weitergabe von Kapitalwerten zwischen Generationen. Und wenn das Kapital-zu-Einkommen-Verhältnis zunimmt, nimmt automatisch auch das Verhältnis von Erbschaftswerten zu Einkommen zu.