Sieben Jahre ist es her, da wollte der kleine Sportwagenbauer Porsche den Riesen VW schlucken. Der tollkühne Plan scheiterte. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking musste gehen, nun steht er in Stuttgart wegen seiner damaligen Rolle vor Gericht.

Im Strafprozess um die gescheiterte Übernahme von VW hat Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking die Anklage entschieden zurückgewiesen. «Ich habe mir in der Sache nichts vorzuwerfen und bin davon überzeugt, von den haltlosen Vorwürfen freigesprochen zu werden», sagte Wiedeking zum Prozessauftakt am Donnerstag vor dem Stuttgarter Landgericht.

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Wegen unrichtigen Angaben angeklagt

Der 63-Jährige und sein ehemaliger Finanzchef Holger Härter (59) sind wegen Marktmanipulation angeklagt. Sie sollen 2008 verschleiert haben, beim Branchenriesen VW eine Dreiviertelmehrheit von Porsche angestrebt zu haben. Der Plan scheiterte, Volkswagen drehte den Spiess um und machte den hoch verschuldeten Sportwagenbauer Porsche zu seiner Firmentochter.

In der Anklage geht es um Verlautbarungen von Porsche im Zeitraum März 2008 bis Oktober 2008. In Pressemitteilungen, Zeitungsinterviews und Statements sollen die Porsche-Manager und ihre Sprecher dementiert haben, die Aufstockung der Anteile auf 75 Prozent anzustreben. Die Verlautbarungen enthielten laut Staatsanwalt Aniello Ambrosio erhebliche unrichtige Angaben und sie waren «zudem geeignet, auf den inländischen Börsenpreis der VW AG einzuwirken».

Milliardenverluste an der Börse

Ende Oktober 2008 räumte die Porsche-Führung die Übernahmepläne öffentlich ein. Eine entsprechende Pressemitteilung war aus Sicht der Staatsanwaltschaft aber unvollständig, weil sie erhebliche finanzielle Risiken für den damaligen Übernahmepoker nicht enthielt. In der heissen Phase der Übernahme gab es heftige Kursausschläge der Aktie von Europas grösstem Autobauer. Ende Oktober erreichte die VW-Aktie mit 1005 Euro ihr Allzeithoch, danach brach sie ein.

Durch die Kursschwankungen verloren vor allem Hedgefonds Milliardenbeträge. Im Publikum bei dem Prozess sassen zahlreiche Anwälte, unter ihnen auch Vertreter dieser Fonds. Dem Strafprozess wird eine gewisse Signalwirkung für parallel laufende Zivilverfahren zugerechnet, bei denen Anlegervertreter auf mehr als fünf Milliarden Euro Schadenersatz klagen.

Wiedeking warf der Staatsanwaltschaft Schützenhilfe für diese Vertreter hochspekulativer Anlagen vor, welche die Finanzkrise mitverursacht hätten. «Dass gerade diese «Spezialisten» von der Staatsanwaltschaft zu Opfern stilisiert werden, kann ich nicht nachvollziehen», sagte Wiedeking.

Juristen rechnen mit Geldstrafe für die Angeklagten

Der Prozess läuft planmässig bis Januar. Sollten die beiden Top-Manager wegen Marktmanipulation verurteilt werden, droht ihnen eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Dies gilt aber als unwahrscheinlich. Nach Einschätzung von Juristen müssen sie allenfalls eine Geldstrafe befürchten.

Porsches Übernahmeplan war auch wegen der Entwicklungen an den Finanzmärkten und der hohen Schuldenlast des Sportwagenbauers gescheitert. Am Ende brachte es die Porsche-Holding nur auf 51 Prozent und musste das operative Geschäft von Porsche an VW verkaufen.

(sda/jfr)