Von Ulrich Eckhardt und Eric Trüeb, beide Principal, Capvis Equity Partners, Zürich

Unternehmer beurteilen Finanzinvestoren vielmals unter dem Eindruck negativer Schlagzeilen. Viele Erstgespräche mit verkaufswilligen Firmeneigentümern verlaufen daher ähnlich: Der Unternehmer spricht seine Verantwortung dem Management, der Belegschaft, der Firma, der Standortregion gegenüber an. Bei einem möglichen Verkauf gehe es vor allem um die Zukunftssicherung, nicht um die kurzfristige Profitmaximierung. Bald schon kommt das Gespräch auf die viel – und meist falsch – zitierten «Heuschrecken», die ausplünderten, was Generationen zuvor aufgebaut hätten.

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Dabei agieren Private-Equity-Investoren eher als unauffällige Heinzelmännchen im Hintergrund, die Unternehmen neu dynamisieren, fokussieren und weiterentwickeln. Viele Studien haben mittlerweile den wichtigen Beitrag von Private Equity zur wirtschaftlichen Entwicklung von Unternehmen und Volkswirtschaften untersucht und bestätigt. Eine Studie aus Grossbritannien (BVCA, The Economic Impact of Private Equity in the UK, 2005) zeigt klar auf, dass der Zuwachs an Arbeitsplätzen in von Private Equity finanzierten Unternehmen überdurchschnittlich anstieg, und zwar während fünf Jahren um 14%, im Gegensatz zu börsenkotierten Firmen mit nur 3%. Auch im Umsatzwachstum ist der Unterschied beträchtlich.

Massgeschneiderte Lösungen

Der von Eigentümern in der Regel zuerst ins Auge gefasste Verkauf an einen industriellen Partner geht erfahrungsgemäss meist einher mit dem vollständigen Rückzug der Verkäufer aus dem Geschäft und der 100%igen Kontrollübernahme durch den neuen Eigentümer. Dies kann dem Interesse der Verkäufer und der Gesellschaft aber auch entgegenlaufen.

Es gibt viele Gründe, wieso ein Unternehmer keine abrupte, sondern eine massgeschneiderte Nachfolgelösung anstrebt: Oft ist der Mehrheitsaktionär der eigentliche Patron im Unternehmen; die Führung abrupt und auf einmal abzugeben, ist für ihn emotional ein (zu) grosser Schritt. Oder die Abhängigkeit vom Unternehmerpionier ist noch zu gross, um auf seine Erfahrung, sein Kundennetzwerk oder seinen Einfluss auf die Belegschaft verzichten zu können.

Der vorläufige Verbleib des Eigentümers im Unternehmen ist ein wichtiges Vertrauenszeichen für die Aussenwelt, dass die Nachfolge in geordneten Schritten erfolgt. Zudem lässt eine schrittweise geplante Stabübergabe das interne Management reifen, oder es kann mit externen Leuten verstärkt werden. Das neue Führungsteam kann sich so etablieren und sich sogar kapitalseitig massgeblich selber am Unternehmen beteiligen.

Eigentümer bleibt involviert

Daher ist Private Equity in vielen Fällen der ideale Schlüssel für eine zeitlich gestaffelte und langfristig gedeihliche Stabübergabe. Zu den wichtigsten Instrumenten zählen in diesem Zusammenhang etwa die Rückbeteiligung, bei der die früheren Allein-Eigentümer einen Teil der Aktien behalten. So bleiben sie über eine starke Minderheitsbeteiligung mit dem Unternehmen verbunden und partizipieren am Entwicklungspotenzial der Firma. Auch der Verbleib im Verwaltungsrat dient der geplanten Stabübergabe; der Erfahrungsschatz des früheren Alleineigentümers bleibt so erhalten.

Unternehmer stehen vor echten Herausforderungen, wenn die Tochter oder der Sohn nicht in die Fussstapfen treten wollen oder wenn sich intern kein Nachfolger entwickeln konnte. In solchen Situationen ist die Familie gezwungen, einen Manager ausserhalb zu suchen. Auch hier kann ein Private-Equity-Investor massgeblich zu einer tragfähigen Lösung beitragen, denn Private-Equity-Investoren kennen viele mögliche Manager aus erster Hand und aus der Praxis. Oft ist die Tatsache, dass ein Finanzinvestor ein Unternehmen aktiv begleitet und sich so die Möglichkeit bietet, sich selber direkt an einem Unternehmen zu beteiligen, für erstklassige Manager das ausschlaggebende Argument.

Neben dem Kapital und dem Management-Know-how bietet das Engagement eines Private-Equity-Investors stets auch die Sicherheit, einen Partner zu haben, der langfristig am gleichen Strick zieht. Die Kontinuität beruht auf dem gemeinsamen Businessplan, auf den sich der Finanzinvestor, das Management und der bisherige Eigentümer einigen. Nicht zuletzt ist auch die gute Vernetzung der Finanzinvestoren als Vorteil zu nennen. Über sie hat eine Firma rasch Zugang zu ausgewiesenen Beratern, unabhängigen VR-Mitgliedern und externen Managern.

Viele Familienunternehmen sind den erfolgreichen Weg der Nachfolgeregelung oder der Wachstumsfinanzierung über Private Equity gegangen, so Geberit, Komax, sia Abrasives, Tobler, Soudronic, Sulzer Burckhardt, Lista, de Sede, Stadler Rail und Phonak.