Die Faszination des Wassersports ist ungebrochen. Das ändert auch nicht die bereinigte Statistik der Schiffsbestände nach Kantonen der Vereinigung der Schifffahrtsämter, die 1997 noch 103044 Schiffe als Gesamtbestand aufführte und elf Jahre später, am 30. September 2008, noch deren 99384.

Wenn es auch an der Verkaufsfront für Boote ruhiger geworden ist, so ist mehr denn je ein guter Gegenwert gefragt. Bei der Motorisierung kommen vermehrt grössere Aussenborder und Dieselmotoren zum Zug. Auch bei den Segelbooten sind Grösse und Komfort - automatische Segel und bequeme Kojen - gefragt. Doch voluminöse neue Boote brauchen Platz. Günstige Gemeinde-Bootslagerplätze werden oft von alten Eignern nicht frei gegeben. Warum auch, wegen oft nur ein paar 100 Fr. Mietkosten im Jahr?

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Auf Gewässern wie dem Zürichsee geht es heute in Richtung «Multitool». Der Trend zum Tagesausflugsboot ist gefragt. Oft auf dem Schiff schlafen und Ferien machen ist nach wie vor eher auf grösseren Seen wie dem Bodensee, dem Neuenburgersee oder dem Genfersee Trumpf.

Wichtigste Adresse: Die Werft

Generell gilt heute bei einem stagnierenden Markt: Wer einen Bootsplatz will, bekommt ihn auch. Am einfachsten wird dazu bei der Werft einer gewünschten Seegemeinde ein Boot mit Platz erworben. Gewiss gehören die Plätze von Werften nicht zu den billigsten. Doch deren Service, mit dem Kran auswassern, einwassern, ins Winterlager überführen, Reparaturen, Reinigung, Unterwasseranstrich, Vorführen, Bereitstellen, Schutz bei Unwetter usw., ist durch nichts zu überbieten.

Zweifellos sind die Freiheiten für «Böötler» in Gemeindeplätzen grösser und die Kosten kleiner, doch oft sind die Bootsplätze an den Seegestaden der Gemeinden vornehmlich für Einheimische reserviert oder es existieren ellenlange Wartelisten dafür. Nach über einem Dutzend Jahren auf der Warteliste im Gemeindehafen Altendorf SZ heisst es: «Sie müssen sich immer wieder melden, sonst zeugt das nicht von Interesse.» Kein Wunder, im Kanton Schwyz wurden 2008 mehr neue Bootsimmatrikulationen registriert als anderswo in der Schweiz.

Andere harren noch viel länger. «Nach 20 Jahren haben wir in der Stadt Zürich endlich einen Platz für unser Segelschiff bekommen», liess kürzlich ein in der Stadt wohnhaftes Ehepaar verlauten. Beide haben inzwischen das Pensionsalter erreicht ...

Entlastung in der Stadt Zürich

Der gordische Knoten der Stadtzürcher Schiffsplatzvakanz könnte allerdings bald gelöst sein. Das Hafenprojekt «Im Loch» mit 250 Plätzen wurde in die Städteplanung von Zürich aufgenommen. Vom Lake Side bis zur Zolliker Grenze soll sich das nautische Zentrum einst erstrecken. Durch Umverteilung und Zentralisierung und im Hinblick auf die Seeufergestaltung mit Segelschule, Bootsvermietung usw. sollen Bojenfelder aufgelöst werden. Solche Konsequenzen bleiben nicht aus. Dennoch: Das Interesse an diesem Projekt ist nicht nur in Zürich, sondern in ganz Europa wegen seiner möglichen Signalwirkung riesig.

Gute Kunde kommt auch vom Lago Maggiore, auf dessen Südseite in Vira ein Projekt für 200 bis 300 Hafenplätze bewilligt wurde. Ebenso sieht es mit dem Hafenprojekt Pino im grenznahen Italien recht positiv aus. Die letzten Finanzierungs-, Projektierungs- und Bewilligungshürden müssen noch genommen werden. Dann kann es losgehen. Der Lago Maggiore ist ohnehin ein traumhafter See, wo noch Freiheit pur gelebt werden darf.

Der Kanton Bern im Tiefschlaf

«Am Thunersee tut sich nichts. Der Kanton Bern befindet sich im Tiefschlaf», lacht ein Werfteigner, der «lieber nicht zitiert» werden möchte. An der Verkaufsfront sei es bei seinen Kollegen und ihm allgemein ruhig, doch die Werkstätten seien gut ausgelastet. Schlecht gehe es niemandem. Dennoch gilt auch hier: Geiz ist geil. Etliche Boote wurden nicht ausgewassert. «Doch bei uns hat es viel geschneit. Auf diese Kunden freuen wir uns im Frühjahr. Die bringen uns richtig Geld», vernimmt man vom Berner Oberländer.

Einen Bootsplatz gibt es auch am Thunersee für alle Interessenten. Doch Wasserplätze sind eher rar. Bojen bekommt man noch - für 1200 bis 1800 Fr., je nachdem, wie gross das Schiff ist und wie weit die Bojen vom Ufer liegen.

Von einer guten, schon vor Jahren errichteten Infrastruktur profitieren die Segel- und Motorbootbesitzer am Neuenburger-, Murten- und Bielersee. Doch gewichtige Projekte, die in nächster Zeit realisiert werden, sind zurzeit nicht bekannt. «Im Moment», so hört man von berufener Seite, «bewegt sich nichts. Alles stagniert.»

Am Genfersee wird gespart

Negative Schlagzeilen auch vom Lac Léman. «Weit und breit ist kein Projekt in Sicht. Da und dort wird versucht, Kompromisse zu machen. Doch seit Juni 2008 läuft nichts mehr. Es würden kaum Prüfungen zur Erlangung des Motorboot- oder Segelausweises absolviert, geschweige denn Schiffe verkauft», hört man von einer grossen Werft. Viele Schiffe würden im Winter nicht ausgewassert, auch würde kein Winterservice erledigt. «Die Leute sparen sich tot, und die Werften haben keine Arbeit», tönt es resigniert in der Westschweiz.

Die Zentralschweiz wartet zu

Am Vierwaldstättersee lassen mehrere Projekte - so der Luzerner Hafen Alpenquai - und zwei anstehende Modernisierungen auf sich warten. «Keine signifikanten Hafenprojekte sind zurzeit am Zugersee bekannt», heisst es trocken aus der Zentralschweiz.

36 neue Bootsplätze entstanden bei der 80 Mio Fr. teuren Hotel- und Appartmentanlage des Resort Walensee in Unterterzen, die seit Weihnachten 2008 rund 850 Übernachtungsgästen Platz bietet und 150000 Logiernächte pro Jahr generieren soll. «Die Bootsplätze sind alle verkauft», weiss Inga Karen Hütter, Front Office Manager. Sie lässt aber offen, ob sich noch Änderungen ergeben, wenn zum Beispiel ein Eigner noch kein Schiff auf den Platz stellt und ihn vermieten möchte.

Einen Lichtblick gibt es ganz in der Nähe. «Es hat noch freie Bootsplätze im Hafen Gflätsch», heisst es auf der Internetseite der Gemeinde Mühlehorn. 9 m x 2,5 m grosse Boote kosten dort exklusive Mehrwertsteuer 1390 Fr. pro Jahr. Die Kaution beträgt 5000 Fr.