Die Wertschöpfungskette der Handy-Hersteller hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert: So wurden zunächst viele Elemente der Produktion ausgelagert oder nach China verlegt. Dann folgte ein Teil der Integrationsforschung. Jetzt werden Handys komplett von hierzulande unbekannten Firmen nach den Designwünschen und technischen Spezifikationen der Hersteller zusammengebaut. Die Komponentenhersteller sind oft nicht einmal Spezialisten geläufig. Lediglich der Markenname, der erst am Schluss der Produktion auf das Gehäuse aufgebracht wird, weist das Endgerät als ein Nokia-, Motorola-, Samsung- oder SonyEricsson-Handy aus.

Dieser Endhersteller schöpft dann auch eine Marge von 15 bis gegen 40% ab, je nach Hersteller, Modell, Technologie und Verkaufszyklus. Über die ganze Produktepalette ist am Ende der Hardware-Wertschöpfungskette Nokia der mit Abstand beständigste und margenstärkste Hersteller.

Doch auch in den Nokia-Handys steckt viel fremde Technologie. Die einzelnen Handy-Komponentenhersteller stehen vor den folgenden Herausforderungen:

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• Leiterplatten-Module: Auf diese Platten werden die Chips aufgesetzt und komplett an der Fertigungsstrasse in die Handys eingebaut. Wichtigste Hersteller sind Unimicron, WUS-PCB, Compeq, Daeduck, Ibiden, MFS-Tech, Interflex, Flexium, Ichia und BYD. Wichtigste Trends: Zunehmende Dichte der Halbleiter aufgrund neuer Funktionen, Konkurrenz durch Board-Hersteller, Konkurrenz durch Firmen mit hoher vertikaler Fertigungstiefe (wie Hon Hai). Die Attraktivität in der Wertschöpfungskette ist tief. Samsung und LG Electronics spielen die koreanischen Hersteller gegen die taiwanesischen Firmen aus, um bessere Preise zu erzielen.

• Kamera-Module: Konica Minolta, Largan, Enplas, Samsung, Genius liefern die Linsen, Lite-on Tech, Flextronics, Semco und Altus die Module. Wichtigste Trends: Megapixel-Zunahme, grössere Nachfrage nach Kameras auch im Low End, vertikale Integration von Herstellern (Altus und Hon Hai sowie Agilent und Flextronics). Attraktivität in der Wertschöpfungskette: Das Linsen-Geschäft ist hoch profitabel.

• Lautsprecher: Die wichtigsten Hersteller sind Merry, Hosiden und MEI. Wichtigste Trends: Lautsprecher werden aufgrund enger Platzverhältnisse immer kleiner, müssen aber immer besser werden (MP3-Handys), Stereo-Lautsprecher sind erforderlich für MP3-Handys. Zur Attraktivität in der Wertschöpfungskette: Es herrscht zunehmender Preisdruck aufgrund des Wettbewerbs zwischen taiwanesischen, chinesischen Herstellern sowie den traditionellen Zulieferern, die teilweise an Firmen wie Flextronics ausgelagert haben.

• LCD-Displays und -Module: Samsung SDI, Seiko-Epson, Wintek, BYD, Hitachi, SEC, AUO und Innolux sind die wichtigsten Hersteller von Displays, Solomon, Novatek, Himax, Rohm und Seiko-Epson von dazugehörenden Halbleitern. Wichtigste Trends: Zunahme von Farbdisplays, immer höhere Auflösung, weniger Stromverbrauch, Verlagerung der Low-End-Produktion nach China. Attraktivität in der Wertschöpfungskette: Tief. Sehr harter Wettbewerb, Seiko-Epson beispielsweise steht vor grosser Restrukturierung der Display-Sparte.

• Tastatur: Hersteller wie Solitech, BYD, Ichia, You Eal, SunArrow, Polymatech, Shin Etsu oder Memtech liefern die Tastaturen. Wichtigste Trends: Berührungsdisplays, Metalloberflächen. Die Attraktivität in der Wertschöpfungskette ist auch hier gering. Die Produktion wird zunehmend von Japan und Korea nach Taiwan verlegt, die Zulieferer sind unter Margendruck. Hinzu kommt, dass Firmen wie FIH und BYD vertikal expandieren und weitere Komponentenhersteller kaufen.

• Gehäuse: Firmen wie FIH, TGP, Hi-P, FuYu, BYD oder Sunningdale stellen Plastikgehäuse her, Catcher, Foxconn, Waffer, Silitech oder KH Vatec auch Metallgehäuse. Wichtigste Trends: Plastik wird durch Metall ersetzt, nachdem Motorola mit dem V3 einen grossen Erfolg gefeiert hatte. Attraktivität in der Wertschöpfungskette: Fallend, weil insbesondere im Plastik-Bereich die Eintrittshürde tief ist. Firmen wie FIH, Hi-P und BYD erweitern ihre Fertigungstiefe.

• Batterien: Seit den Problemen von Sony mit Laptop-Batterien weiss die halbe Welt, dass der japanische Konzern ein wichtiger Hersteller ist. Weitere Anbieter sind Samsung, BYD, LG Chemical und Sanyo. Wichtigste Trends: Neue Multimedia-Anwendungen erfordern laufend mehr Strom und mehr Speicherkapazitäten. Attraktivität in der Wertschöpfungskette: Harter Preiskampf zwischen den beiden führenden Firmen Sanyo und BYD, obwohl die japanische Industrie in den letzten drei Jahren konsolidiert hat.

• Speicher: Nur eine Hand voll Hersteller teilt sich diesen Markt: Toshiba, Hynix, SEC und Fujitsu. Wichtigste Trends: Zunahme des Speicherbedarfs, inklusive entfernbarer Speichermodule (für Musik, Bilder, Filme), Kombination von verschiedenen Festspeicher-Chipdesigns. Attraktivität in der Wertschöpfungskette: Nach hartem Preiszerfall haben sich Preise bei Speicherchips gefangen und sind teilweise aufgrund der Nachfrage nach MP3-Playern wieder deutlich gestiegen. Multimedia-Handys benötigen zunehmend mehr Speicherplatz für Filme und Musik.

• Applikationsprozessoren: Diese Chips ermöglichen Spiele oder weitere Anwendungen, die wichtigsten Hersteller sind Texas Instruments, Intel, Renesas, Corelogic und Mtekvision. Wichtigste Trends: Nachfrage nach Multimedia-Anwendungen, PDA-Features auf Handys (Textverarbeitung usw.). Attraktivität in der Wertschöpfungskette: Preise haben sich stabilisiert.

• Sende-/Empfangsprozessoren: Hier dominieren noch US- und europäische Firmen wie Freescale Semiconductor, Qualcomm und Mediatek, auch wenn sie teilweise in Asien herstellen lassen. Attraktivität in der Wertschöpfungskette: Nach Konsolidierung steigend. Mediatek nimmt kleineren Anbietern wie ADI und Skyworks Marktanteile ab.

• Handy-Software: Aplix in Japan und Esmertec sind hier zu nennen. Die wichtigsten Konkurrenten sind die Entwicklungsabteilungen der Handy-Hersteller und teilweise die Mobilnetzbetreiber selber. Attraktivität in der Wertschöpfungskette: Schwieriger Markt. Für Spiele und hochwertige Applikationen potenziell hoch, aber trotz raschem Preiszerfall müssen hohe Forschungs- und Entwicklungsaufgaben finanziert werden. Im Gegensatz zu Spielkonsolen konnte sich hier kein nennenswerter eigenständiger Bereich von Software-Herstellern etablieren.