Air Berlin ist Geschichte. Die Reste der insolventen Airline gehen an Lufthansa (LH), aber auch an Easyjet. Nun sortiert sich die Branche neu. Doch was heisst das für das Angebot an Flügen ab Zürich und Basel? Welche Auswirkungen spüren Passagiere, die als Geschäftsreisende unterwegs sind oder in die Ferien fliegen?

Der auf Luftfahrt spezialisierte Informationsanbieter CH-Aviation hat für die «Handelszeitung» den Markt in Zürich und Basel analysiert: Wie stark sind welche Airlines? Wo existieren Monopolstrecken, also Routen, auf denen nur eine Fluggesellschaft operiert? Dort lassen sich hohe Flugpreise durchsetzen (siehe Europa-Karte unten). Wie hat sich das Routenangebot verändert, seitdem Air Berlin weg ist? Verglichen wurde das Streckennetz im Juni/Juli 2017 mit dem Zeitraum ab November 2017 bis Sommer 2018.

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Das Ergebnis: Die LH-Gruppe – dazu zählen aus Schweizer Kundensicht primär Swiss, Eurowings und Edelweiss – kann ihre Marktmacht in Zürich weiter steigern. Das gilt auch für die Mitglieder der Luftfahrt-Allianz Star Alliance, zu der Lufthansa gehört. In Kloten nimmt die Zahl der Destinationen, bei denen Wettbewerb herrscht, insgesamt leicht ab (siehe Balkendiagramme). In Basel trumpft Platzhirsch Easyjet auf und kommt auf etwas mehr Monopolstrecken. Allerdings wächst in Basel die Zahl der Wettbewerbsstrecken leicht.

Geschäftsreisende sind betroffen

So wird Zürich noch mehr zur Bastion von Swiss. Basel festigt seinen Ruf als Billigflieger-Zentrale. Genf wurde bei der Untersuchung nicht berücksichtigt, da der Flughafen für Passagiere aus der Deutschschweiz weniger wichtig ist. Die LH-Dominanz in Zürich hat erhebliche Konsequenzen für den Geschäftsreisenden-Verkehr Richtung Deutschland. Dazu zählen besonders Ziele in Nordrhein-Westfalen (NRW). Das grösste Bundesland ist die stärkste Wirtschaftsregion Deutschlands, viele Firmen, auch aus dem Leitindex Dax, sind dort angesiedelt. «Wer ab Zürich nach NRW fliegt, kann das nur noch mit der Lufthansa-Gruppe», sagt CH-Aviation-Chef Thomas Jaeger. Gerade auf diesen Strecken haben Flugzeuge einen Zeitvorteil.

Bus und Bahn sind dort weniger eine Konkurrenz als etwa auf Strecken wie ZürichMünchen, wo die LH-Gruppe zwar schon vor dem Air-Berlin-Ende ein Monopol hatte, es aber auch ein grosses Fernbus- und Bahnangebot gibt. In Wien ist Lufthansa nun ebenfalls omnipräsent: «Wenn die ehemalige Air-Berlin-Tochter Niki in die Lufthansa-Gruppe integriert ist, existieren in Wien nur noch LH-Gesellschaften», sagt Jaeger. Er rechnet nicht damit, dass in Düsseldorf oder Wien so schnell ein Billigflieger oder eine Netzwerk-Airline wie Air France/KLM eine Basis einrichte und für Wettbewerb sorge. «Es bräuchte auf einer Strecke wie DüsseldorfZürich schon täglich drei bis vier Verbindungen, um gegenüber der LH-Gruppe konkurrenzfähig zu sein.»

Billigflieger als Gegenspieler

Die Folge: Für Passagiere wird es zwangsläufig teurer werden, besonders auf Strecken ab Zürich Richtung Düsseldorf, Köln und Wien. Schon jetzt verlangt Swiss auf Monopolstrecken wie ZürichBrüssel hohe Preise. Swiss verteidigt sich: «Ticketpreiserhöhungen sind auf breiter Front keine geplant», sagt eine Sprecherin. «Ticketpreise werden möglicherweise kurzfristig auf einzelnen Strecken aufgrund der grösseren Nachfrage steigen.» Es gebe viele Strecken in Europa, die nur von einer Airline bedient werden. Der Wettbewerb sei so hoch, dass der Preiszerfall weitergehe.

Wichtigster Gegenspieler der LH-Gruppe im Europaverkehr sind Billigflieger wie Ryanair und Easyjet. In Basel, von wo sich die Lufthansa-Tochter Swiss im Jahr 2015 zurückzog, ist Easyjet mit einem Marktanteil von 53 Prozent besonders stark. Die Airline bekommt nun Teile von Air Berlin. «Easyjet übernimmt bis zu 25 Flugzeuge von Air Berlin, das dürfte hauptsächlich in Berlin-Tegel zu spüren sein», sagt Jaeger. Für ZürichBerlin besteht mit Easyjet schon ein Gegenangebot zur LH-Gruppe. «Allerdings sind das bei Easyjet keine Verbindungszeiten, die für Geschäftsleute interessant sind», sagt Jaeger.

Weitere Airlines in Basel

In Basel wächst Easyjet seit einiger Zeit. «Wenn dort nun ein bis zwei weitere Easyjet-Strecken hinzukommen, erklärt das den höheren Anteil an Easyjet-Monopolrouten.» Zudem sei es dem Flughafen Basel gelungen, weitere Airlines wie Iberia zu gewinnen. Kunden haben mehr Auswahl.

In Zürich sinkt derweil die Zahl klassischer Ferienflieger. Gab es früher drei Anbieter (Edelweiss, Belair und Germania), sind es nach dem Belair-Ende nur noch zwei. «Im nächsten Sommer werden Ferien-Direktflüge ab Zürich aller Voraussicht nach von der LH-Gruppe dominiert», sagt Jaeger. Edelweiss will davon nichts wissen: Es gebe in Zürich und an umliegenden Flughäfen zahlreiche Mitbewerber, so ein Sprecher. Der Wettbewerb im Ferienfluggeschäft sei gegeben. «Edelweiss hat für Sommer 2018 keine Preiserhöhungen vorgenommen.»

Tim Höfinghoff
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