Die Geschichte beginnt anno 1985. Ich war von einer dreiwöchigen Studienreise zum Thema «Technologietransfer» aus den USA in die Schweiz zurückgekehrt. «Das brauchen wir nicht: Wir haben tragende Industriefirmen wie BBC oder Hasler, und zudem haben wir keine Jungunternehmerkultur» – solche Meinungen herrschten vor, als ich die Idee für einen Technologiepark in Zürich lancierte. Mir oblag damals als Leiter der Stabsstelle Forschung der Schulleitung der ETH Zürich die Forschungsförderung an der renommierten Hochschule.

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Doch ich liess mich nicht entmutigen: Es ging mir darum, aus den grossen Forschungsgeldern des Staates wieder Steuerkraft zu schaffen, auf dass weiterhin gute Forschung international konkurrenzfähig gefördert werden kann. Wie sollte die dazu nötige Einstellung von Forschern und Unternehmern zu einer engeren Zusammenarbeit und zur Gründung neuer Unternehmen geschaffen werden? Meiner Überzeugung nach ist das Aufzeigen guter Vorbilder eine der besten Möglichkeiten, eine Kultur zu verändern. Dies bedeutete, ein auf den innovations-orientierten Technologietransfer fokussiertes Zentrum mit Ausstrahlung zu schaffen, das optimale Bedingungen für die operativen Achsen dieses Prozesses bietet.

Transfer von Können und Wissen

Sie umfassen im Sinn von Könnenstransfer vorab Kooperationen zwischen bestehenden Unternehmen und der Hochschule, und – falls für bestimmte Innovationen noch keine Firma existiert – die Gründung von technologieorientierten Start-ups. Dazu kommt im Sinn von Wissenstransfer die Weiterbildung. Diese drei Achsen ergänzen den klassischen Weg über den Transfer von Hochschulab-solventen in die Praxis, der angesichts der raschen technologischen Fortschritte heute oft zu langsam ist. Sie bilden auch das Rückgrat des operativen Technologietransfers im Technopark Zürich.

Erfreulicherweise durfte ich auf die volle Unterstützung des damaligen ETH-Präsidenten Heinrich Ursprung zählen. Auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude brachte mich der damalige Zürcher Stadtpräsident Thomas Wagner, der die Idee ebenfalls sehr förderte, mit Albert Hafen von Sulzer Escher Wyss zusammen, der neue Nutzungskonzepte für das freiwerdende Firmengelände evaluierte. Unsere Vorstellungen deckten sich ideal. Damit war die Basis für die doppelte Trägerschaft gelegt: Die Technopark Immobilien AG für die Hardware und die Stiftung Technopark Zürich für die Software wurden 1988 gegründet.

Es gelang, das neue Zentrum rein privat zu finanzieren. Ein Umstand, der international sehr viel Anerkennung gefunden hat. Dabei scheint es mir folgerichtig, denn es geht um die Markteinführung neuer technologischer Möglichkeiten aus der Wissenschaftsentwicklung heraus – und der Markt ist die Domäne der Privatwirtschaft, nicht des Staates. Entscheidend war die direkte Mitwirkung und Präsenz der ETH als Technologiequelle im Hause. Dank des aktiven Engagements von Schulleitung und Schulrat stimmte der Bundesrat 1991 der Einmietung der Hochschule im entstehenden Technopark zu. Die ETH bezog ihre Räumlichkeiten zu Beginn des Jahres 1993, zusammen mit einer Reihe weiterer konzeptgerechter Firmen wie Supercomputing Systems.

Immobilienkrise als Bremsklotz

Die Zeit war geprägt durch die Immobilienkrise: Das Haus füllte sich nicht so rasch, wie die vier Aktionärsfirmen der Technopark Immobilien AG sich das vorgestellt hatten. Dadurch entstand die grosse Gefahr, dass Räume an irgendwelche Mieter vergeben würden, ohne Bezug zum Konzept des qualitätsgestützten und innovations-orientierten Technologietransfers von Wissenschaft und Wirtschaft. Eingehende Diskussionen wendeten diese Gefahr ab: Heute stellt das klare Konzept ein wesentliches Attraktionselement dar.

Die ersten Jahre – das Haus erreichte die Vollauslastung 1998 – erforderten sehr viel Engagement beim Auf- und Ausbau der Dienstleistungen für junge Firmen (Qualitätsselektion, Coaching usw.), für Verbesserungen in deren Umfeld (etwa Frühphasen-Finanzierung), für die Vernetzung der Firmen im Hause untereinander und mit potenziellen Kunden. Dieses Engagement trug Früchte: Die Auslastung wuchs beständig, die Ausstrahlung stieg – und die Idee des Technoparks induzierte weitere Aktivitäten wie die Gründung von CTI Start-up der KTI im Jahre 1996.

Die Schlüssel zum Erfolgsprojekt

Der Dotcom-Boom Ende der 1990er Jahre entwickelte sich zu einer Blase, weil – wie zurzeit auf anderer Ebene wieder – blinde Profitgier ohne kritische Beurteilung von Inhalt und Qualität überhand nahm: Im Technopark Zürich blieben wir konsequent der rigiden Qualitätsselektion treu, die sich auf klare Business-Planung sowie unternehmerisch überzeugende Ansätze in Führung und Finanzierung stützt. Sie sicherte eine gleichbleibend tiefe Ausfallquote der zugelassenen Unternehmen.

Die starke Nachfrage rief um die Jahrtausendwende nach einer Vergrösserung. Doch es bestand auch die Gefahr einer Anonymisierung, wenn der Technopark zu gross würde. Deshalb begrüssten wir es, dass die Schaffung eines ähnlichen Zentrums in Winterthur in einer franchiseartigen Kooperation mit Zürich erfolgen konnte. Dieses Modell machte Schule, und heute bilden die vier Technoparks in Winterthur, Luzern und Aargau mit Zürich die sogenannte Technopark-Allianz. Sie erlaubt, Namen, Projekte sowie Erfahrungen auszutauschen und so Erfolgselemente mehrfach zu nutzen.

Mein Fazit: Langfristiges und konsequentes Verfolgen der gesteckten Ziele mit hohem Qualitätsanspruch führt auch in schwierigem Umfeld zum Erfolg.