Die Inflationsraten bewegen sich weltweit auf Niveaus wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In der Schweiz wurde im Mai eine Jahresteuerung von 2,9% gemessen, ein Jahr zuvor ergab dieselbe Messung noch ein mickriges halbes Prozent. Für Anleger läuten angesichts solcher Zahlen die Alarmglocken: Die Teuerung frisst die Anlageerträge weg.

Zudem drohen wegen der Inflation höhere Zinsen. Die aktuell gemessene Inflationsrate liegt sowohl in der Schweiz wie in Europa über der maximalen Rate von 2%, welche die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank zu akzeptieren bereit sind. Welches Gift steigende Zinsen für die Kapitalmärkte darstellen, hat sich in der letzten Woche wieder gezeigt, als die Europäische Zentralbank bloss von der Möglichkeit einer künftigen Zinserhöhung sprach: Die Börsen Europas gerieten unmittelbar ins Straucheln.

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Einige Ökonomen glauben zwar, die Inflation werde sich wegen der abschwächenden Wirtschaft von selbst wieder zurückbilden. Was aber, wenn das nicht passiert? Anleger tun auf jeden Fall gut daran, sich gegen das Risiko abzusichern. Den besten Schutz bieten generell Sachwerte wie Gold, Rohstoffe, Immobilien oder ausgewählte Aktien. Weniger zu empfehlen sind dagegen Obligationen (siehe Kasten). Im Detail:

Gold Das gelbe Metall gilt als klassische Inflationsabsicherung. Das hat historische Gründe: Über Jahrhunderte war Gold die Wertgrundlage von Geld. Aber auch seit der Abschaffung des letzten weltweiten Goldstandards – dem «Bretton Woods System» – Anfang der 70er Jahre hat das Edelmetall seine Funktion als Absicherung gegen Inflation immer wieder unter Beweis gestellt. Besonders im laufenden Jahrzehnt, in dem die Zentralbanken die Geldschleusen weltweit sehr weit geöffnet haben, hat der Goldpreis sich mehr als verdreifacht. Der Tipp von Janwillem Acket, Chefökonom der Bank Julius Bär, lautet daher, mit 5% des Vermögens Gold zu kaufen und dieses in einem Bankfach einzulagern.

Goldinvestitionen schützen nicht nur vor Inflation, sie sind auch eine Absicherung gegen einen schwächeren Dollar und damit gegen einen Vertrauensverlust in die US-Wirtschaft (siehe unten). Weil Krisenmeldungen aus Übersee die hiesigen Börsen jeweils deutlich leiden lassen, hat Gold auch dafür eine wichtige Absicherungsfunktion.

Rohstoffe Vor allem der dramatische Anstieg der Rohstoffpreise – besonders jene von Nahrungsmittel und von Rohöl – war es, der die Teuerung weltweit nach oben trieb. Deshalb dienen Investitionen in Rohstoffe auch als Absicherung gegen Inflation. Philipp Vorndran von Credit Suisse Asset Management – ein ausgewiesener Rohstoffspezialist – sieht allein aus demografischen Gründen kein Ende des aufwärts gerichteten Preistrends: «Bis 2050 wird die Bevölkerungszahl laut Schätzungen der Uno von heute 6,3 Mrd auf zwischen 8,3 und 11 Mrd Menschen ansteigen», gibt er zu bedenken. Dazu kommt, dass es vielen einst armen Ländern der Welt immer besser gelingt, am Wohlstand teilzuhaben, wie die dramatische Entwicklung vor allem Chinas zeigt. Sie ist die Hauptursache für den bisherigen Auftrieb bei den Rohstoffpreisen, und sie wird sich fortsetzen. Philipp Vorndran weist darauf hin, dass in China auf 1000 Personen erst 45 ein Auto besitzen, während es in den USA 800 sind und in Europa 680. Angesichts dieser Zahlen ist schwer vorstellbar, wie der Preisauftrieb bei den Rohstoffen abbrechen soll. Drastische Einbrüche, wie er bei Weizen oder auch einigen Metallen zu beobachten war, sind nach Vorndran nur «Gekräusel auf einer grundsätzlich zunehmenden Flutwelle».

Trotz ihrer Eignung als Absicherung gegen Inflation sind Rohstoffinvestitionen komplex. Da meist in stets erneuerte – sogenannt rollende –Terminkontrakte investiert wird (man will die Güter schliesslich nicht geliefert erhalten), ist hier eine Menge an Expertenwissen gefragt, weshalb sich für Kleinanleger nur Investitionen in Rohstofffonds oder strukturierte Produkte guter Anbieter empfehlen. Anlageprodukte, die mehrere Rohstoffe oder sogar einen Index abbilden, empfehlen sich auch aus Diversifikationsgründen: «Die einzelnen Rohstoffe zeigen zuweilen grosse Schwankungen sind aber untereinander oft wenig korreliert», erklärt Thomas Steinemann, Chef-Anlagestratege bei Vontobel.

Immobilien Trotz des schlechten Rufes, den Immobilieninvestitionen angesichts der Subprime-Krise in den USA haben, stellen auch sie nach wie vor eine gute Absicherung gegen Inflation dar. Dabei kann die Investition direkt vorgenommen werden: «Wer Pläne für ein Eigenheim hegt, sollte den Moment nutzen» empfiehlt Janwillem Acket von Julius Bär. Zudem steht auch hier die ganze Palette an indirekten Anlagen zur Verfügung – von Immobilienaktiengesellschaften über strukturierte Produkte bis hin zu Fonds. Selbst Anlagen im Ausland bleiben interessant: «Die Immobilienmärkte in Europa – mit Ausnahme von Spanien und England – sowie die Mehrheit in Asien bieten interessante Anlageperspektiven», sagt Thomas Steinemann von Vontobel. «Dort gibt es im Gegensatz zu den USA keine generelle Preisübertreibungen.»

Aktien Bei einer hohen Inflation leiden Aktien aus zwei Gründen: Ihre Rendite fällt real geringer aus und wenn die Zentralbanken zur Inflationsbekämpfung die Zinsen erhöhen, purzeln ihre Kurse. Doch was generell gilt, gilt nicht im Besonderen. Weil die Inflation über höhere Rohstoffpreise letztlich auf das starke Wachstum in Ostasien zurückgeht, stellen Aktien von Unternehmen, die von diesem Wachstum profitieren, ebenfalls eine Absicherung dar.

Hierzu zählen aus dem Infrastrukturbereich etwa der Elektrotechnikkonzern ABB oder das Zementunternehmen Holcim. Vom wachsenden Wohlstand in den aufstrebenden Ländern profitieren auch Luxusaktien wie Richemont oder Swatch, der Nahrungsmittelmulti Nestlé sowie gut aufgestellte Pharmatitel wie Roche.

Markus Diem Meier
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